Knochenzeichen
kann. Man benutzt es für Schwarzlichtposter, Geisterbahnen und dergleichen. Wenn man die Farben mischt, kann man so ziemlich jeden Farbton erzielen. Es gibt eine ganze Reihe von Herstellern, aber die Farben sind unterschiedlich transparent, und genau das führt dazu, dass sie ohne UV-Licht unmöglich zu entdecken sind.« Während sie sprach, streifte sie die Handschuhe ab. »Bei der einfachsten Sorte könnten Sie mithilfe einer Lichtquelle oder zumindest im Sonnenlicht ein Schwarzweißbild oder eine Schwarzweißzeichnung sehen, während die Farben erst unter einer UV-Lampe sichtbar werden. Aber es gibt auch etliche Firmen, die unsichtbare Farben verkaufen, die man mit bloßem Auge überhaupt nicht wahrnehmen kann.« Cait sammelte die Brillen ein und legte alles neben dem Computerwagen auf die Arbeitsfläche. »Wir müssten den Hersteller des Produkts ermitteln können, sobald ich die Vergleichsproben untersucht habe. Das Problem ist nur, an eine Liste ihrer Bestellkunden zu kommen. Ein paar der Firmen sitzen auch im Ausland.«
»Womit sie außer Reichweite jeder richterlichen Anordnung sind, die wir erwirken können«, sagte Andrews grimmig.
»Vielleicht haben wir Glück. Der Täter könnte die Farbe ja auch in einem Geschäft hier in den Staaten gekauft haben«, warf Barnes ein.
Cait nickte. »Oder er könnte sie im Internet bei einer einheimischen Firma bestellt haben. Jedenfalls habe ich bei sämtlichen Firmen Bestellungen aufgegeben und müsste in ein paar Tagen Farbproben bekommen.«
»Verdammt gute Arbeit.« Andrews’ Blick war zum Monitor zurückgekehrt. »Und die Zeichnungen sind bei jedem Opfer unterschiedlich?«
»Es gibt Ähnlichkeiten, aber das einzig identische Bild bei allen ist das am unteren Ende.« Rasch klickte sie die Fotos auf dem Bildschirm durch und hielt beim letzten inne.
»Ein Totenschädel.« Sheriff Andrews lächelte verkniffen. »Zufälligerweise genau der Körperteil, der bei allen Opfern fehlt. Der Mistkerl spielt mit uns. Könnte es eine Illustration dazu sein, was zum Tod des jeweiligen Opfers geführt hat? Vielleicht hat er sie zuerst ausspioniert. Sich über ihre Gewohnheiten informiert. Und jede Zeichnung, die er gemacht hat, stellt eine einzelne Szene aus diesem Prozess dar.«
»Schon möglich«, murmelte Cait abwesend und schon wieder in das Bild vertieft. Sie hatte bereits dasselbe gedacht. Vor allem angesichts des schimmernden Schädels, der jede Zeichnung beschloss. »Jedenfalls steckt eine Abfolge hinter den Bildern. Am Bildschirm sind sie vergrößert dargestellt. Auf den Knochen selbst ist alles viel schwerer zu erkennen. Es ist auch möglich, dass sich der Ablauf nicht auf die letzten Tage oder Wochen in ihrem Dasein bezieht, sondern auf ihr ganzes Leben.« Sie spürte beider Blicke auf sich lasten. »Ich kann nichts Sicheres sagen, ehe wir einige der Überreste identifiziert haben. Aber sehen Sie mal hier …« Sie zeigte auf den Monitor. »Das hier sieht aus wie die Golden Gate Bridge. Und hier sieht man einen Ball und einen Schläger.« Sie fuhr auf dem Bildschirm über die Zeichnungen. »Und das hier … das Symbol habe ich nachgeschlagen. Es ist das Maskottchen der UCLA. Und hier ist ein winziger Hochzeitskuchen. Sehen Sie Braut und Bräutigam obendrauf?«
»Oh mein Gott.« Barnes klang erschüttert. »Es ist, als hätte er alle Opfer ausgeforscht. Hätte alles über sie gewusst.«
»Oder über die wichtigsten Stationen in ihrem Leben.« Cait neigte den Kopf zur Seite, nach wie vor ratlos angesichts des nächsten Bildes. »Das Buch hier … es könnte alles repräsentieren. Ein Hobby, einen Job … ich weiß es nicht. Aber das hier …« Sie tippte auf den Bildschirm. »Daraus werde ich nicht schlau. Vielleicht ist es ein Tier? Oder ein Monster?«
»Was wiederum für den Täter selbst stehen könnte«, sagte der Deputy mit finsterer Miene.
»Ich glaube immer noch, dass hier eher die letzten Wochen im Leben des Opfers beschrieben werden«, murmelte Sheriff Andrews. »Aber das würde ja trotzdem die Möglichkeit offenlassen, dass der Täter das Monster ist.«
»Dann würde ich allerdings erwarten, dieses Bild auf jeder Zeichnung zu finden, aber die einzigen Gemeinsamkeiten auf den Bildern sind die Totenschädel.« Cait fuhr mit dem Finger das nächste Bild ab. »Hier ist eine Art kleines Boot. Sieht aus wie ein Kajak oder ein Kanu. Dann ein … was? Ein Hochhaus? Ein Wohnblock? Es sind insgesamt acht Bilder, wenn man den Schädel auf jeder Zeichnung
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