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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Brant
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Menschen sollten mal ein solches Maß an Kooperation entwickeln. Und eine derartige Zielstrebigkeit.
    Doch er hatte die Erfahrung gemacht, dass einen die meisten Menschen letztlich enttäuschten.
    Zum Beispiel sein Gast im Keller. Er klopfte sachte an die Ecke, um einen dort herumkrabbelnden Käfer zu ermuntern, zum Festmahl zurückzukehren. Die Frau war wirklich ziemlich unangenehm geworden. Er hatte sich nie an die unflätige Ausdrucksweise gewöhnen können, die manche Frauen heutzutage an den Tag legten. Seine Mutter war stets eine Dame gewesen, hatte auf ihre Worte geachtet und nur den Mund geöffnet, wenn sie etwas Nettes oder Hilfreiches zu sagen hatte. Sie war gestorben, als er neun Jahre alt war, doch er hatte sie perfekt im Gedächtnis behalten.
    Ganz anders als die Kindheitserinnerungen, die er so mühsam zu vergessen suchte.
    Er sah auf die Uhr. Manchmal vergaß er beim Beobachten seiner geliebten Tierchen die Zeit, und dann verstrichen Stunden wie Minuten. Er stand auf, warf einen letzten Blick auf die Käfer und ging widerstrebend davon. Gleich morgen in aller Frühe würde er wieder nachsehen, wie weit sie gekommen waren. Jetzt musste er in seine Werkstatt zurückkehren. Die Zeichnung abschließen, die er für die böse Lady im Nebenraum begonnen hatte. Je früher er damit fertig war, desto eher konnte er sie loswerden.
    Sie hatte es natürlich nicht verdient. Nur wenige verdienten es. Doch es gab immer einen richtigen und einen falschen Weg, etwas zu tun, und leider erforderte der richtige Weg oft die meiste Mühe.
    Rasch durchquerte er den Garten und betrat sein Haus durch die Hintertür, die er hinter sich abschloss, ehe er in den Keller hinabstieg. Doch noch ehe er den Raum durchquert hatte, klopfte es.
    Er griff nach seiner Pistole und schob sie sich hinten unter dem Hemd in den Hosenbund. Dann zog er den Vorhang an der Scheibe in der Vordertür mit dem Finger ein Stückchen zur Seite und spähte hinaus.
    Ihm blieb das Herz stehen. Dann fing es wieder an zu schlagen, doch jetzt wie eine Lokomotive, die Fahrt aufnimmt und immer schneller die Gleise entlangrattert. Er schloss die Tür auf und öffnete sie weit. »Hey, lange nicht gesehen.« Genau im richtigen Tonfall. Lässig. Man wusste nie, wer womöglich lauschte. Spionierte. »Komm rein.«
    Doch als Sweetie ins Haus trat und er die Tür wieder zugemacht und abgesperrt hatte, breitete er weit die Arme aus. »Gib mir was Süßes, Baby.«
    »Ich muss mit dir reden.« Die Worte klangen erstickt gegen seinen Mund, doch die Lippen, diese weichen, wundervoll geschwungenen Lippen, gaben den seinen bereitwillig nach. Minuten später, viel zu früh, lösten sich die beiden voneinander.
    »Was ist das?« Sweetie betastete die Pistole in seinem Hosenbund. »Erwartest du Ärger?«
    »M-hmm. Hab ja schon welchen.« Er bekam einfach das idiotische Grinsen nicht von seinem Gesicht. Unerwartete Überraschungen wie die hier waren die besten. »Wie lange kannst du bleiben?«
    »Nicht sehr lange.«
    Enttäuschung stieg in seiner Kehle auf. Doch er äußerte sie nicht. Sweetie regte sich immer auf, wenn er mehr verlangte. Irgendwann. Das zigmal wiederholte Versprechen hallte in seinem Kopf wider. Bald.
    »Gott, als ich zurückgekommen bin und gehört habe, dass die Cops die Leichen aus dem Castle Rock geholt haben, bin ich total ausgeflippt. Was wissen sie? Was hast du gehört?«
    »Ich habe mir heute die Pressekonferenz angesehen. Keine Sorge, die Cops wissen überhaupt nichts. Ich habe ihnen nichts hinterlassen, woran sie sich halten könnten.«
    »Sagst du.«
    Die Worte verletzten ihn, doch er wusste, dass keine Bosheit in ihnen steckte. Sweetie regte sich eben leicht auf. Er war der Ruhige in ihrer Beziehung.
    »Wie war der Urlaub mit den Kindern?« Er musste fragen. Musste so tun, als kümmerte es ihn, als wäre nicht jeder Moment, den Sweetie getrennt von ihm verbrachte, die reine Folter für ihn.
    »Ach, du weißt doch, wie Kinder in den Ferien sind.«
    Eigentlich wusste er das nicht, doch er lächelte trotzdem. Er versuchte, sich mit den gestohlenen Augenblicken zufriedenzugeben, die sie zusammen verbringen konnten, wie diesen hier. Doch es war das Wissen, dass sie eines Tages für immer vereint sein würden, das ihn aufrechterhielt.
    Sweetie machte sich los, ging ins Wohnzimmer und ließ sich schwer aufs Sofa fallen. »Ich bin total erledigt. Hatte einen langen Tag. Und in einer halben Stunde oder so wird auffallen, dass ich weg bin.«
    »Armer Schatz.« Er

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