Knochenzeichen
regelmäßig negativ auf den Tourismus aus. Diese Tatsache war oft der Hauptgrund dafür, dass einer von Raikers Spezialisten angefordert wurde. Lokal- und Landespolitiker wurden nervös, wenn sie die Aussichten auf Bareinnahmen in ihrer Stadt oder ihrem Bundesstaat dahinschwinden sahen. Allerdings war das auch nicht zynischer, als wenn Andrews die erfolgreiche Aufklärung des Falls dazu benutzen wollte, um sich den Weg in den Gouverneurssessel zu ebnen.
»Sieht gut aus.« Wie aus dem Nichts war Sharper neben ihr aufgetaucht und fasste herüber, um sich eine Fritte zu schnappen.
»Bedienen Sie sich«, bot sie ihm mit gespielter Höflichkeit an.
Ihr Sarkasmus ging offenbar völlig an ihm vorbei. Er nahm sich noch eine und biss hinein, während er sie nachdenklich musterte. »Und, wo sind Sie jetzt untergekommen?«
»Im McKenzie.« Sie nickte zu der Frau am Zapfhahn. »Joanie und die Frau im Motel haben beide erwähnt, wie sich die Nachricht von den Morden auf den Tourismus hier in der Gegend ausgewirkt hat. Haben Sie auch geschäftliche Einbußen zu beklagen?«
Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort und tunkte diesmal die Fritte in Ketchup, ehe er sie sich in den Mund schob. »Dann sind die Todesfälle mittlerweile also von ungeklärt zu Mord hochgestuft worden?«
Zu spät erkannte sie ihren Fehler. »Sie sind eine Nervensäge, das wissen Sie, oder, Sharper?«
»Zach.«
Als sie ihn nur anschaute, ergänzte er: »Ich heiße Zach. Nur meine Freunde nennen mich Sharper.«
»Ihre sagenumwobenen Freunde müssen mit einer unendlichen Geduld gesegnet sein. Nehmen Sie Ihre verdammte Hand aus meinem Essen.« Sie griff nach ihrem Messer. Er war nicht schnell genug, um einem Klaps auf die Knöchel zu entkommen.
»Ganz schön knickrig. Sie müssen sich heute einen kräftigen Appetit herangezüchtet haben. Und um Ihre Frage zu beantworten, nein, ich habe noch keine nennenswerten Einbußen in meiner Firma registriert, auch wenn die Empfehlungen durch Beherbergungsbetriebe hier in der Gegend abgenommen haben. Aber wir buchen sowieso nicht nur Touren in der unmittelbaren Umgebung.«
Sie dachte darüber nach. Ein Einheimischer war als Täter nicht ausgeschlossen, selbst wenn seine Firma durch die Entdeckung der Knochen Nachteile erleiden mochte. Die meisten Täter planten nicht so weit voraus. Dachten nicht über derartige Auswirkungen nach. Obwohl es zwar theoretisch den Aufwand erklären könnte, den er beim Verstecken seiner Opfer getrieben hatte, glaubte sie dennoch, dass jemand, der Angst vor einer geschäftsschädigenden Wirkung hatte, die Knochen weiter entfernt abgelegt hätte.
Cait war überzeugt davon, dass der Ablageort genau wie die Bilder auf den Schulterblättern wenig mit äußerlichen Überlegungen wie dem lokalen Tourismus zu tun hatten, sondern einzig und allein damit, was den Täter antrieb.
Sharper nutzte Caits Geistesabwesenheit aus, indem er sich weiter an ihren Pommes bediente. Es war, so sinnierte Cait finster, als hätte ihre Mutter ihn dafür bezahlt, dass er ihre falsche Essenswahl wieder ausglich. »Müssen Sie keine Billardpartie fertig spielen?«
Zach nickte mit dem Kopf, um auf das Spiel hinter ihm hinzuweisen. »Hab sie schon alle geschlagen. Sie spielen jetzt um den zweiten Platz.«
Cait musste an Joanies Worte von vorhin denken. »Kennen Sie einen Tony Gibbs?«, fragte sie und registrierte verblüfft, wie schnell seine Miene argwöhnisch werden konnte.
»Warum?«
Als sie ihn lediglich mit hochgezogenen Brauen ansah, gab er schließlich nach. »Ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass er ein Idiot ist. Warum?«
»Weil manche der Leute, mit denen ich heute Abend gesprochen habe, bereits wussten, wer ich bin, was schon eine Leistung für sich ist, da ich zum ersten Mal einen Fuß in diesen Ort setze. Joanie hat erwähnt, dass ein gewisser Tony Gibbs über den Fall geredet hat, deshalb frage ich mich, wer das ist.«
Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie gesagt, dass er eindeutig beklommen dreinblickte. »Vielleicht sollten Sie dieses Gespräch lieber mit Sheriff Andrews führen.«
»Warum das?«
»Weil Gibbs einer der Deputys aus ihrer Behörde ist. Er wohnt zwischen hier und Rainbow, ist aber abends oft in der Stadt unterwegs.«
Sie blickte sich um. »Ist er jetzt hier?«
Zach schüttelte den Kopf. »Heute Abend hab ich ihn noch nicht gesehen. Aber er könnte drüben im Ketcher’s sein.«
»Vielleicht schau ich da mal vorbei, wenn ich gehe.«
»Aber nicht
Weitere Kostenlose Bücher