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KNOI (German Edition)

KNOI (German Edition)

Titel: KNOI (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schalko
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hinlegen, vielleicht sei morgen der richtige Zeitpunkt, er möge ihm nur zugestehen, diesen selbst zu bestimmen, die Dinge seien eben komplizierter als die Frage, wann und wo die SIM-Karte rausgerissen wurde. Er wisse, das sei schwer zu verstehen, aber jetzt müsse er, wie gesagt, sofort ins Bett und schlafen, und Branko sagte, er verstehe zwar nicht, aber er ahne, dass Jakob gute Gründe habe, und es sei ihm recht, wenn er sich Zeit lasse und wenn er bis dahin hierbleiben dürfe, er habe nichts vor, habe im Stundenhotel ohnehin gekündigt. Er habe nach diesem Vorfall für sich keine Möglichkeit mehr gesehen, dort länger zu arbeiten, es sei gewesen, als ob diese gesamte Tätigkeit, dieser Unterschlupf, wie er es nannte, nur dazu diente, Zeuge zu werden, als ob alles im Nachhinein unter einem Vorzeichen gestanden habe, und dass er jetzt auch die Müdigkeit spüre, eine essenzielle Müdigkeit, gegen die auch kein Schnaps mehr helfe.
    Und dann schenkte er sich nach und trank das Glas in einem Zug aus und wünschte Jakob einen tiefen Schlaf, denn darum gehe es jetzt, um einen möglichst tiefen, langen Schlaf.

FÜNFZEHN
    Zazuz
    Zazuuz
    Zazuuuz
    Zazuuuuz
    Zazuuuuuz
    Lutz hatte seinen Panzer abgelegt. Er war völlig durchlässig, lief die Einkaufsstraße entlang, und irgendwann hörte er seine eigene Stimme nicht mehr, die Zazuz, Zazuuz, Zazuuuz vor sich hersagte. Im Rhythmus der schneller werdenden Schritte. Zazuuuuz. Er rempelte Passanten an, die zurückpöbelten, denen er ein lautstarkes Zazuz hinterherschrie, Zazuz, Zazuz, Zazuz, bis sie nur nur noch ein Zazuuuuuuuuuz am Ende der Straße waren. Er lief auf und ab, nach links und rechts, er fraß alles auf, was es in diesem Rechteck aufzufressen gab. Dann stand in großen blinkenden Lettern da, dass es in diesem Level nichts mehr zu holen gab, er wurde ins nächste Rechteck katapultiert und befand sich plötzlich auf einem menschenleeren Spielplatz, wo er weit und breit nichts zum Einsammeln fand. Er kletterte das Piratenschiffgerüst hinauf, schwang sich über das Seil in den Kletterturm und schrie ein Zazuz in alle Richtungen, um sie aus den Verstecken zu locken. Dann sah er sich um, aber nichts rührte sich. Er öffnete den Schlitz seiner Hose und pinkelte in der Hoffnung, dass jemand auftauchte, auf den Rindenmulch. Aber es war Mittagszeit, und es war unmöglich, auch nur einen zu finden, den er auffressen konnte. Also setzte er sich in die Röhre, vergrub sein Gesicht in den Händen, um zu überlegen, wie er es schaffte, ins nächste Rechteck katapultiert zu werden. Es gab keinen Ausweg. Er musste da jetzt hinaufgehen und Rita alles erzählen. Ein Geständnis ablegen. Sie würde zu ihm halten. Ihr ging es nicht um die Tat, sondern ums Reden. Sie waren gemeinsam in diesem Spiel. Er brauchte sie, um in das nächste Rechteck zu gelangen. Sie hatte den Schlüssel, und der würde während des Geständnisses aufblinken, und er bräuchte ihn nur zu nehmen. Was war schon groß passiert? Er hatte eine Affäre gehabt. Mein Gott. Mit einer, die mit Rita nicht auf Augenhöhe war. Verzeihlich. Es hatte einen Unfall gegeben. Rita selbst hatte gesagt, er könne es bei Prostituierten ausleben. Doktor Haselbrunner hatte ihm das erzählt. Nein, mit der hatte er kein Verhältnis. Diese Frau war verhaltensgestört. Eine notorische Lügnerin. Sie hatte von Anfang an versucht, ihn ins Bett zu kriegen. Eine Trotzreaktion, was sonst. Sie konnte es nicht verkraften, dass Lutz sie zurückgewiesen hatte. Selbst die Polizei würde das verstehen. Gut, er würde als Arzt nicht mehr praktizieren dürfen. Wahrscheinlich. Er würde bei der Ärztekammer protestieren. Aber das waren Verbrecher. Da musste man auf alles gefasst sein. Und es gab keine Leiche. Also, worum ging es eigentlich? Spekulationen. Indizien. Das würde sie zusammenschweißen. Für immer. Darin lag eine Chance für ihre Beziehung. Er würde sie heiraten. Es gab keinen besseren Anlass. Sie würden ihn suchen. Die Doktorin würde alles aufhetzen, was es aufzuhetzen gab. Eine Fatwa. Sie müssten in die Wälder fliehen. Endlich durften sie sich verstecken. Es gebe nur noch Rita, Max und Lutz. Jeden Tag ein anderes Tier. In der richtigen Umgebung. Alles würde sich fügen. Ein Glücksfall. Das hatte sich Rita doch immer gewünscht. Die absolute Dreisamkeit. In Zelten schlafen. Sich in den Wäldern das Essen von Bäumen pflücken. Die Tiere liefen einem förmlich zu. Am Feuer sitzen. Früher oder später landeten alle im Wald.

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