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Knuddelmuddel

Knuddelmuddel

Titel: Knuddelmuddel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Heinold
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erste DVD aus dem Gepäck sehen. Er steht einfach nicht auf dich , per Kurier Jana von Bine an mich. Außerdem noch Sinn und Sinnlichkeit , aber das heben wir uns für einen anderen Abend auf.
    Von Andrea das Ignatia, aber das nehme ich lieber nicht sofort, wer weiß, was dann passiert, das ist mir nicht geheuer. Manche glauben ja an dieses homöopathischen Mittel, wie Andrea, die ja schon von Berufs wegen dran glauben muss. Andere wie Bine sagen, das ist Unsinn, schon weil da nämlich garnichts drin ist, so oft ist es geschüttelt und verdünnt. Und je mehr geschüttelt und verdünnt, desto weniger ist ja eigentlich drin und desto stärker soll es wirken. Das soll einer verstehen. Aber gibt Leute, die drauf schwören.
    Ich weiß nicht mal, ob ich dran glaube oder nicht. Aber trotzdem habe ich Angst, es zu nehmen. Womöglich wirkt es. Auch, wenn man nicht dran glaubt. So wie das Hufeisen über der Tür bei Einstein. Schon Albert Einstein hat gesagt, das Hufeisen über der Tür hilft auch, wenn man nicht dran glaubt. Womöglich ist es mit der Homöopathie das Gleiche.
    Von meiner Mutter sind das Pesto und der Parmesan. Dazu Gemüsebrühe, dunkle Bio-Schokolade mit Chilischoten-Splittern, drei Tüten Salmis, eine Kollektion allerbester Lakritze, handabgefüllt in einer Eppendorfer Lakritzstube, die es sich leisten kann, nur an drei Tagen in der Woche am Nachmittag für ein paar Stunden zu öffnen, wie man aus dem beiligenden Flyer entnehmen kann. Außerdem eine Schachtel belgische Pralinen, Leberpastete, frische Schillerlocke vom neuen Fischstand auf dem Goldbekmarkt, sowie eine Häkelnadel, sechs Knäuel lila und blaue Wolle, je drei, plus ein Buch mit Anleitungen für Häkelmützen, und der Hinweis: Häkeln ist immer gut für die Seele, es beschäftigt die Hände und beruhigt den Geist. Liebe Grüße, deine Mutter.
    Jana musste aus Hamburg weg, weil sie sich von ihrem Freund getrennt hat, weil er mit ihrer besten Freundin geschlafen hat (noch ein Mr Wrong / die Welt ist voll von Mr Wrongs. Anderen Frauen geht es also auch nicht besser. Ist das ein Trost? Nicht wirklich) und sie sicher sein möchte, dass sie für ihn nicht erreichbar ist. Und natürlich auch, damit sie sich sicher ist, dass sie ihn nicht erreichen kann. Im Sinne von an seiner Wohnung vorbeigehen und gucken, ob bei ihm im Wohn- oder Schlafzimmer Licht ist, wieviele Fahrräder vor der Tür stehen, und ob eins der Fahrräder ihr gehört, und ob man als Schatten hinter seiner Gardine die Silhouette einer anderen Frau beziehungsweise ihrer ehemalingen besten Freundin sieht.
    So sitzen wir hier vor dem Fernseher. Die frisch enttäuschte und frisch getrennte Jana mit ihren Anfang zwanzig, die zweimal verwitwete, einmal geschiedene und von einem Callboy enttäuschte Evelina mit ihren Anfang achtzig und ich mit meinen in den falschen Mann verliebten Anfang fünfzig.
    Drei Fische ohne Fahrrad vor dem Fernseher.
    Wir wissen alle drei, dass man theoretisch als Fisch sehr gut ohne Fahrrad leben kann. Aber wir haben trotzdem immer wieder versucht, Fahrräder zu finden, weil wir einfach gerne Fahrrad fahren. Und so hat es schon so einige Fahrräder in unserem Leben gegeben. Solide Hollandräder, zuverlässig und gut für lange Strecken geeignet. Sporträder, auf denen man so richtig schnell fahren kann und mit denen man sich so richtig auf die Schnauze legt, wenn man nicht höllisch aufpasst. Klappräder, die man im Kofferraum bei sich haben und bei Bedarf aktivieren kann.
    Jetzt werden wir wohl erstmal alle drei eine Weile ohne Fahrräder leben. Vielleicht sogar für immer. Zumindest Evelina. Wahrscheinlich auch ich, weil es mir nämlich jetzt auch irgendwie reicht.
    Nach Film, Portwein und schon reichlich müde geht Evelina hoch in ihre Wohnung und ich bereite die Couch im Wohnzimmer für Jana vor. Sie wühlt ein bisschen in ihrem Rucksack, sucht Schlafanzug und Kulturtasche und zieht dann zwei Bücher aus dem Rucksack.
    „Hier“, sagt sie. „Das hätte ich ja fast vergessen. Die Sachen von Bornhöfer, die du bestellt hast. Das zweite war ganz schwierig zu besorgen, es ist nämlich vergriffen. Aber wir haben es trotzdem besorgen können.“
    „Ich habe doch keine Sachen von Bornhöfer bestellt“, sage ich.
    „Doch, doch“, sagt Jana, „neulich in deiner e-mail.“
    Sie gibt mir die beiden Bücher.
    „Wir wußten nicht, welches du meintest“, sagt Jana. „Deswegen habe ich beide mit. Mit lieben Grüßen von den Kollegen.“
    „Danke“, sage ich. Ich

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