Knuddelmuddel

Friedhof liegen könnten?
    Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören,
    Ihr Rudolf Munkelmeier
     
    „Der deutsche Friedhof ist gleich hier um die Ecke“, sagt Evelina. „In der Rua do Patrocinio“.
    „Echt“, sagt Jana. „Es gibt hier einen deutschen Friedhof?“
    „Erstens“, sage ich, „weiß ich überhaupt noch nicht, wo ich begraben werden will. Aber eins weiß ich mit Sicherheit: Es wird nicht an der Seite dieses Rudolf Munkelmeiers sein.“
    „Ja, wenn du so wählerisch bist, wird das nie was mit einem neuen Mann“, sagt Jana und nimmt den nächsten Brief vom Buchladen-Stapel.
     
    Liebe Lissabonner Träumerin,
    ich träume auch schon lange von einem Leben in Lissabon und freue mich darauf, dass es nun endlich wahr werden kann. Meine Freundin und ich haben jetzt einen Flug nach Lissabon gebucht und werden am 15. September ankommen. Wir sind auf dem Lufthansa-Flug LH 166 und landen um 15.30 h auf dem Lissabonner Flugharen. Ich gehe mal davon aus, dass Lissabon nur einen Flughafen hat? Für den Fall, dass Sie uns nicht abholen können, schicken Sie mir doch bitte Ihre genaue Adresse, dann nehmen wir ein Taxi und kommen direkt zu Ihnen, das ist schon okay, das mit dem Taxi, so teuer wird es ja nicht sein.
    Ich freue mich schon auf Sie, Ihr Charly M.-N.
    PS: Man kann ganz wunderbar zu dritt träumen!
     
    „Wir fanden unseren Anzeigentext eigentlich richtig gut“, sagt Jana. „Wir haben uns da wirklich viel Gedanken gemacht. Die Kollegen und ich. Wir haben tagelang formuliert.“
    „Ja“, sagt Evelina. „Mein brasilianischer Arbeitgeber wollte auch zu dritt träumen, das ist der Grund, weswegen ich damals in Lissabon gekündigt habe, nach der Überfahrt“.
    „Ich dachte, es war, weil du deinen Mann kennengelernt hast?“, sage ich.
    „Es war beides“, sagt Evelina. „Ein Zusammentreffen von beidem. Und Lissabon ist eine schöne Stadt, das kam noch dazu.“
    „Ja“, sagt Jana. „Lissabon ist wirklich schön“.
     
    Anzeige von Andrea:
     
    Fisch (weiblich, 50, blond) z. Zt. in Lissabon sucht Fahrrad (männlich) für das Alltägliche und das Besondere, für ereignisreiche Tage, lange Kneipenabende und heiße Nächte

    Und das ist eine der Antworten:
     
    Lieber Fisch, deine Anzeige hat mich sofort angesprochen. Ganz besonders die Aussicht auf heiße Nächte und lange Kneipenabende. Ich gehe mal davon aus, dass mit den heißen Nächten nicht die Temperatur draußen gemeint ist, sondern die Temperatur drinnen. Und für lange Kneipennächte bin ich immer zu haben. Ich habe gelesen, dass die Preise für Wein und andere Drinks in Portugal immer noch unter dem europäischen Durchschnitt liegen. Ich war in den Achtzigern mal in der Algarve, da konnte man sich für ein paar Santiagos so richtig volllaufen lassen. Auch der portugiesische Brandy – ganz besonders der 1920 – ist mir noch in guter Erinnerung. Das mit dem Fahrrad verstehe ich jetzt nicht so ganz. Aber du wirst es mir bestimmt erklären. Herzlich Klaus Mann
     
    „Ja“, sagt Jana. „Yep. Yupp“.
    „Er weiß noch, wie der Brandy heißt, aber er hat vergessen, wie die Währung hieß“, sage ich.
    „Völlig richtig“, sagt Evelina. „Der Mann hat völlig recht. Die Währung ist längst weg, aber die Brandymarke gibt es immer noch. Dieser Mann hat eindeutig einen Blick für das Wichtige.“
    „Und er ist auf dem Laufenden, er weiß, wie die Preise in den verschiedenen Ländern der europäischen Union sind, er informiert sich“, sagt Jana.
    „Über die Alkoholpreise“, sage ich.
    „Über die Lebenshaltungskosten“, sagt Jana.
    „So und jetzt noch eine Antwort auf eine Anzeige von Andrea und dann genehmigen wir uns auch einen“, sage ich. „Wo doch der Alkohol hier im Land so erfreulich billig ist, von Deutschland aus gesehen.“
    Bin ich schon wie dieser Klaus Mann? Der auch noch Mann heißt. Wobei bei diesem Alkoholkonsum doch wohl eher die Frage ist, wieviel Mann da nachts noch übrig ist. Jetzt mal ganz ehrlich.
     
    Von Bine:
     
    Ex-Hamburgerin Jetzt-Lissabonnerin, Sternzeichen Widder sucht Widder-, Löwe-, oder Schütze-Mann, der mit ihr die Welt erobern will.
     
    Ich nehme wahllos eine Antwort aus dem Bine-Anzeige-Antwort-Stapel. Ich kann mir nicht vorstellen, dass auf so ein Astro-Geschwafel – entschuldige Bine – eine vernünftige Antwort kommt, also greife ich einfach eine raus und fange an zu lesen.
    Kostprobe A:
     
    Liebe Lissabonnerin, auch ohne deinen Aszendenten zu kennen – was wird es sein? Ein