Knuddelmuddel
ab jetzt schonen. Auf dieses Kuddelmuddel, was dabei rauskommt, wenn man jemanden kennenlernt und wenn der dann auch noch der Falsche ist, auf dieses Knuddelmuddel habe ich nämlich keine Lust mehr.
Ab morgen werde ich Ignatia nehmen und dann sehen wir mal, was passiert.
Und jetzt gucke ich erstmal nach, was dieses Lieu de non-droit heißt. Aha – es ist ein Ort der Gesetzlosigkeit. Mmhh. Und – oh – da ist eine e-mail von meiner Nachbarin oben.
Evelina schreibt: Ich habe gute Nachrichten für dich! Bis nachher!
IX
Gut, dass Evelina so gut deutsch kann, weil sie damals für diese deutsche Familie in Südbrasilien als Gouvernante gearbeitet hat. So sortieren wir zu dritt die Antworten auf meine Anzeige, die zwar nicht von mir ist, aber mich betrifft. Siebenundsiebzig lässt sich nicht durch drei teilen, das könnte auch mein Mathematiker nicht (der erstens nicht mein Mathematiker ist, leider, und an den ich zweitens nicht mehr denke, beziehungsweise nicht mehr denken will, und der drittens mit einer Frau namens Rute verheiratet ist. Die darf an ihn denken, wenn sie will. Ich nicht). Das heißt, man könnte die siebenundsiebzig Briefe zwar gerecht durch drei teilen, hätte dann aber zumindest einen oder zwei geteilte Briefe, was in diesem Fall überhaupt keinen Sinn machen würde. Außerdem sind die Briefe unterschiedlich lang. Man müßte für echte Gerechtigkeit die Wörter durchzählen und die durch drei teilen. Aber auch das macht hier bei den Briefen nicht wirklich Sinn. Ich habe ja schon in der Schule vermutet, dass Mathematik für das tägliche Leben nur einen begrenzten Sinn macht und hier sieht man mal wieder, dass das stimmt.
(Leider hat sich ja nun herausgestellt, dass auch Mathematiker für das tägliche Leben keinen Sinn machen. Jedenfalls nicht für meins. Ach ja. Elke! – nicht mehr dran denken. Nicht mehr dran denken. Weitersortieren. Womöglich liegt in diesen Briefen die glückliche Zukunft).
Jana nimmt die Antworten auf die Anzeige des Buchladens, Evelina die Antworten auf die Anzeige von Bine. Ich nehme die restlichen Briefe, also die Antworten auf die Anzeige von Andrea und meiner Mutter. Interessanterweise hat die Anzeige meiner Mutter die meisten Antworten verursacht oder herausgefordert oder erbracht. Oder wie auch immer man das nennen will.
Die Anzeige meiner Mutter lautet:
Nette Frau (50) sucht soliden zuverlässigen Mann (50 +) für ernsthafte Beziehung, die auf gegenseitigem Verständnis und Respekt aufgebaut ist
Und das sind die Highlights in den Antworten.
Auf die Anzeige meiner Mutter folgender Brief, das klingt doch ganz vernünftig, oder?
Liebe Unbekannte,
mein Name ist Bernard Strumpf und ich bin Baggerfahrer. Ich bin fünfundfünfzig Jahre alt, seit fünf Jahren verwitwet und möchte nun gerne wieder heiraten. Meine Frau hätte nicht gewollt, dass ich für immer alleine bleibe. Sie hat immer gesagt, Bernhard, wenn ich mal nicht mehr bin, dann suchst du dir am besten eine nette Frau, die wieder für dich sorgt. Versprichst du mir das? Ich habe es ihr versprochen.
Liebe Unbekannte, wenn Sie mich heiraten, werden Sie nicht enttäuscht werden. Ich bin treu, ehrlich, und zuverlässig.
Ihr Bernhard Strumpf
„Du mußt ja nicht Strumpf heißen“, sagt Jana und grinst, „er könnte ja auch deinen Namen annehmen. Dann heißt ihr beide Schmidt.“
„Aber er klingt, als ob er will, dass das Essen pünktlich auf dem Tisch steht“, sagt Evelina. „So wie damals bei meinem Rui. Also weg damit.“
Als nächstes kommen die Highlights auf die Anzeige von Jana und den Kollegen aus dem Buchladen.
Träume nicht dein Leben, sondern lebe deine Träume. Wir suchen für unsere Kollegin (50), die jetzt in Lissabon lebt, einen Mit-Träumer, Büchernarren und Reisepartner
Jana liest vor:
Liebe Unbekannte,
mein Name ist Rudolf Munkelmeier und ich habe vor ein paar Jahren mit meiner Frau in Lissabon Urlaub gemacht. Es war ein wunderbarer Urlaub und ich werde nie den Tag vergessen, als wir auf der anderen Seite des Tejo standen und auf Lissabon sahen. Dieser Blick!
An diesem Tag habe ich zu meiner Frau gesagt: Hier möchte ich später einmal begraben werden. Und seitdem ist das unser Traum gewesen: in Lissabon begraben zu werden .
Leider habe ich vor drei Monaten meine Arbeit verloren, und meine Frau hat mich daraufhin verlassen. Und nun finde ich Ihre Anzeige! Lissabon! Wäre es nicht schön, wenn wir eines Tages gemeinsam in Lissabon auf dem
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