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Knuddelmuddel

Knuddelmuddel

Titel: Knuddelmuddel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Heinold
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habe und trotzdem habe ich Mühe, nein zu sagen und fühle mich verpflichtet, wenigstens zu antworten. Das ist doch nicht zu fassen. Da gibt es wohl noch einiges für mich zu lernen. Alter hin, Alter her. Ich bin offensichtlich noch lange nicht am Ende meines irdischen Lernzyklus angekommen.
    Evelina holt wieder einen von ihren guten Portweinen runter, dieses Mal einen von Taylor´s, und dann stoßen wir drei auf die Männer an. Und wir lassen dabei mal so richtig alle Vorurteile raus, die wir im Laufe unserer Leben angesammelt haben.
    „Männer machen Arbeit“, sagt Evelina. „Man muss ihre Unterhosen und Socken waschen, und ich weiß nicht, was schlimmer ist, die Unterhosen oder die Socken, und dann wollen sie auch noch, dass das Essen pünktlich auf dem Tisch steht.“
    „Männer“, sagt Jana, „sind untreu. Sie sagen, sie lieben dich und dann gehen sie bei der ersten besten Gelegenheit mit deiner besten Freundin ins Bett. Und lügen dich zu dem Thema auch noch an“.
    „Männer“, sage ich, „lassen dich erst einen Blick in ihre Seele werfen und dann lassen sie dich hängen. Sie versprechen dir eine Opernaufführung in Madrid und schaffen es nicht mal zum Telefonhörer zu greifen und abzusagen. Männer sitzen mit dir stundenlang im Treppenhaus und versöhnen sich hinterher mit ihren Ehefrauen.“
    „Prost“, sagt Evelina.
    Wir stoßen an. Evelina schenkt nach.
    „Männer sind da, wenn man sie nicht braucht, und nicht da, wenn man sie braucht“, sage ich.
    „Prost“, sagt Jana.
    Wir stoßen an. Evelina schenkt nach.
    „Männer denken, dass du schon überhaupt für ihre Anwesenheit in deinem Leben dankbar sein müßtest“, sagt Jana.
    „Und wenn ich eine Frage in meinem Leben nicht mehr hören möchte“, sagt Evelina, „und zwar nie mehr, dann ist es dieses: Schatz, was gibt es heute zum Essen?“
    „Prost“, sage ich.
    Wir stoßen an. Evelina schenkt nach.
    Wir stoßen an auf ein Leben ohne Fahrräder. Wenn nur Fahrradfahren nicht so einen Spaß machen würde ...
    Im Hintergrund singt Natalie Merchant, wer hat hier eigentlich wann die Musik aufgelegt? Jana? Evelina gießt noch mal die Gläser voll und wir stoßen an, während Natalie Merchant singt, ein vertontes Gedicht von Charles E Carril (ich weiß sowas ja nicht, aber Jana googelt immer gleich alles auf ihrem netbook, das irgendwie immer in ihrer Nähe liegt, Jana und ihr netbook sind nämlich unzertrennlich, das netbook ist praktisch eine Verlängerung von Jana, ein Teil von ihr, so wie ich eine Armbanduhr trage, um zu wissen, wie spät es ist, hat Jana ihr netbook, um alles zu wissen):
     
    My age is three hundred and seventy two
    And I think, with the deepest regret,
    How I used to pick up and voraciously chew
    The little boys whom I met
     
    Wir trinken unseren Portwein und singen im Chor: My age is three hundred and seventy two, and I think, with the deepest regret ...
    Zusammen sind wir nicht mal halb so alt, wir sind – ein Mathematiker könnte das ausrechnen, aber wen interessieren hier Mathematiker? Na also. Bitte.

X
    An Janas letztem Abend gehen wir ins Chapito und Jana ist entsprechend beeindruckt. Besonders, als wir ihr erzählen, dass der Ort nicht nur Restaurant ist, sondern eigentlich eine Zirkusschule, die auch noch Sozialarbeit macht. Und das an einem der schönsten Orte von Lissabon, direkt oben an der Burg und mit dem besten Blick der ganzen Stadt. Über die ganze Stadt.
    Wir könnten mit der Touristenattraktion per se fahren, der knallgelben Achtundzwanzig und dann den Rest zum Castelo Jorge hochlaufen, durch die engen Gassen der Alfama, mit ihren kleinen Restaurants, Souvenierläden und Touristen, denn das Chapito liegt ganz in der Nähe der Burg, aber mit Rücksicht auf Evelinas Alter und die Sommerhitze gönnen wir uns ein Taxi.
    Es ist jetzt Ende August und immer noch heiß. Ich habe meinen Fächer dabei, den Fächer aus dem chinesischen Restaurant, aber ich kann ihn jetzt benutzen, ohne dabei immer und sofort an Claudio und unseren Treppenhausabend zu denken. (Jedenfalls bilde ich mir das ein).
    Das Taxi hält vor dem Chapito. Ein dunkelhäutiger Türsteher begrüßt uns freundlich und wünscht uns einen schönen Abend. Er ist groß, bestimmt über zwei Meter und wer weiß, was er in seiner Vergangenheit war – die Zirkusschule arbeitet mit vielen jugendlichen Straftätern – jetzt ist er Türsteher. Vielleicht ist er ein Mörder, ein Dieb, oder er hat mal Drogen genommen. Meine Mutter würde sagen: Wer

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