Koch zum Frühstück (German Edition)
gelogen.
»Ich hab' auch noch Nagellack mit Glitzer«, hat sie erzählt. »Machst du mir den nachher auf die Fingernägel, Flori?«
»Oh, ich glaube, da musst du erst David fragen.«
»Darf ich bitte, David? Bitte!«
»Meinetwegen«, hab' ich gemurmelt, dabei die Augen in seine Richtung verdreht und den Wetzstahl dabei mit dem Griff zuerst in ein Glas gestellt, um die Zuckerspiralen fest werden zu lassen.
»Findest du Glitzer auch so schön wie der Flori?«, hat sie mich gefragt und mich dabei mit großen Augen angesehen.
»Total«, hab' ich mich angeschlossen. Irgendwie konnte ich nicht anders, als zu lügen.
»Glitzer ist mein Lieblings.«
War ein harter Kampf, bis das Zeug ein paar Tage später wieder runter von ihren Fingern war. Aber es war abgeblättert und ich wollte nicht, dass sie aussieht wie ein Freudenmädchen. Oder wie früher... Und als sie abends dann, weil ich ihr gesagt hab', dass ich ihr keinen neuen draufmachen kann, deswegen geheult hat, hab' ich mich breitschlagen lassen, ihr stattdessen die Fußnägel damit zu lackieren. Ich bin echt schlecht in so was…
Scheiße, verdammte! Wieso muss ich da ausgerechnet jetzt dran denken? Fuck!
Ich nehme eine Tafel Schokolade, öffne sie, lege sie auf das Schneidebrett und ziehe eins der beiden großen Kochmesser aus dem Block. Eigentlich würde es reichen, wenn ich sie brechen würde, weil ich sie sowieso im Wasserbad schmelzen werde, aber irgendwie ist mir in Ermangelung gewisser Personen grade danach, wenigstens die Scheiß-Schokolade in Stücke zu hacken.
In kurzen, rhythmischen Bewegungen führe ich das Messer und nehme die andere Hand zu Hilfe, um es gegen die Härte der Schokolade zu stabilisieren. Aber das monotone Geräusch dringt nicht vor bis in mein Gehirn.
Das war's dann also. Er geht zurück zu seinem Kerl. Nicht, dass ich nicht damit gerechnet hab', aber ich hatte nicht auf dem Schirm, wie beschissen es sich in mir drin anfühlen würde. Und dass er mir vorhin an den Kopf geworfen hat, dass er nicht in mich verliebt ist, hat richtig wehgetan. War dumm von mir, ihn rauszufordern, ich hätte es wissen sollen. In so einen wie mich verliebt jemand wie er sich nicht.
Ich schlucke. Und versuche mich auf die Schokolade zu konzentrieren, die vor meinen Augen verschwimmt. Ich hasse ihn. Er ist so ein blöder Arsch…
Als ob er Ahnung von meinen Gefühlen hätte. Hat er nicht, im Gegenteil. Das, was er mir vorhin alles an den Kopf geworfen hat, hat so ziemlich deutlich gemacht, dass er nicht den leisesten Schimmer davon hat.
Nur weil ich nicht damit hausieren gehe, wie ich zu uns stehe, heißt das noch lange nicht, dass ich keine Gefühle für ihn habe. Ich hab' welche, aber er ist ja offensichtlich zu blöd, das zu kapieren. Dabei weiß er, dass ich, was das angeht, nicht grade der überschwängliche Typ bin, dass es mir schwer fällt, drüber zu reden, und ich hab' ihm doch gesagt, dass ich eifersüchtig bin. Und dass ich es scheiße finde, wenn er mit seinem Typen telefoniert, während er nackt in meinem Bett liegt und ich ihn grade hatte, kann er sich ja wohl denken.
Keine Ahnung, was genau er noch hören will. Und außerdem ist es ja nicht so, dass er mich mit Liebesgeständnissen überhäuft hat. Schließlich ist er es gewesen, der vor dem Kino seine beschissene Hand weggezogen hat.
Und dann baut er sich auf vor mir erklärt mir, dass er keinen Bock mehr auf meine Spielchen hat. ‚Meine‘ Spielchen, ganz toll. Dabei ist ja wohl vielmehr er derjenige, der mit mir gespielt hat. Hat drei Wochen lang hier gewohnt, mir jede Nacht seinen Arsch hingehalten und ist hinterher in meinem Arm eingeschlafen.
Ich frage mich wirklich, ob sich das für ihn so anders angefühlt hat als für mich… und wie er so dämlich sein kann, dass er glaubt, so was gehöre zu einer Affäre? Ob er denkt, dass ich jedem hergelaufenen Fick ein beschissenes ‚Cordon Bleu‘ koche, nur weil er nebenbei erwähnt, dass er es mag.
Ich hab' das vor ihm Jahre nicht gekocht. Nicht mal für Gäste, die mich bezahlen. Wenn einer im Restaurant das von mir haben wollte, würde ich ihm vom Service ausrichten lassen, dass er ein Arschloch ist und ich kein Imbiss bin.
Ich schlucke, wische mir übers Gesicht, stelle den Herd an, gebe die gehackte Schokolade in den Simmertopf und wische mit dem Touchon die Klinge ab. Ich könnte ihn umbringen! Ich hasse ihn, es war nur ein Fick. Und wenn er nicht in mich verliebt ist, dann bin ich auch nicht in ihn verliebt.
Da gibt es
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