Koch zum Frühstück (German Edition)
Fernsehzeitschrift, die offen auf dem Boden vor dem Sofa liegt, schließe sie und lege sie ordentlich auf den kleinen Beistelltisch.
»Danke!«, sagt er, während er mit den Klamotten in Richtung Schlafzimmer verschwindet.
»Ich könnte ihr Zimmer aufräumen«, rufe ich ihm nach.
»Hab' ich schon«, erwidert er, während ich ihm folge.
Im Schlafzimmer ist er offenbar auch schon gewesen. Das Bett ist frisch bezogen, ordentlich gemacht und die Bücher vom Nachttisch stehen auf dem Bord über dem Betthaupt.
»Deine Sachen hab' ich übrigens in deine Tasche gepackt«, sagt er, während er seinen Pullover und das Shirt im Kleiderschrank verstaut.
»Meine Sachen?« Ich weiß nicht recht, worauf er hinaus will.
»Du solltest sie mitnehmen. Falls Frau Schroth wirklich einen Blick ins Schlafzimmer riskiert, macht es keinen guten Eindruck, wenn die Sachen von meinem ‚Lover‘ hier überall rumfliegen.«
‚Lover‘… Ich schlucke. Und irgendwie zieht sich mein Magen schmerzhaft zusammen. Fast fühlt es sich so an, als ob mir jemand eine verpasst hätte. Jemand, der passenderweise ein Shirt mit zwei Fäusten trägt.
»Oh…«, entfährt es mir. Mehr kann ich dazu grad' echt nicht sagen. Vermutlich braucht mein Hirn noch ein paar Sekunden, um zu verarbeiten, dass das hier dann wohl grade ein Rausschmiss ist. Dämlich trete ich einen Schritt zur Seite, um ihn vorbei zu lassen, und ein wenig fassungslos sehe ich ihm nach, wie er zurück in den Wohnraum geht und ihn nochmals inspiziert. Er schmeißt mich echt raus… Er ist so ein verdammter Arsch…
Ich weiß nicht, ob ich geglaubt hab', dass ich bleiben könnte, wenn das Jugendamt hier aufschlägt und wenn ich wirklich drüber nachdenke, ist es echt eine beschissene Idee. Aber trotzdem dachte ich irgendwie, dass ich für ihn mittlerweile… mehr als ein heimlicher Liebhaber bin, den man mal eben entsorgt, wenn man einen guten Eindruck machen will.
Dass er mich nicht dabei haben will, kann er mir ja auch anders sagen. Deswegen muss er ja nicht gleich… meine Sachen packen und mich vor die Tür setzen. Aber ich schätze, das tut er. Denn neben dem Eingang steht ernsthaft die Tasche mit meinen Sachen. Und ich weiß nicht, ob sich das oder dass er mich eben da drin grade in diesem Tonfall seinen ‚Lover‘ genannt hat, beschissener anfühlt. Jedenfalls holt beides in Kombination mich definitiv auf den Boden der Realität zurück.
»Ist das ein Rausschmiss?«, frage ich sicherheitshalber nach. Auch wenn das vermutlich die dämlichste Idee ist, die ich hatte, seit ich was mit ihm angefangen hab' und ich jetzt schon weiß, dass mir die Antwort nicht gefällt.
»Ich denke, es ist besser, wenn du verschwindest«, sagt er prompt.
»Wow!«, sage ich. Das war ziemlich deutlich. Und es ist alles, was mir dazu einfällt.
»Als das Jugendamt mich kontaktiert hat, sind sie davon ausgegangen, dass ich in einer festen Beziehung lebe. Frau Schroth denkt, Michael… na ja, er… Ich hab' ihr nicht aufs Brot geschmiert, dass wir nicht mehr zusammen sind«, gibt er zu. »Und ich denke nicht, dass es eine gute Idee ist, ihr stattdessen jetzt dich zu präsentieren.« Er betont das ‚dich‘ irgendwie genau so abfällig wie das ‚Lover‘. So, als sei ich ihm peinlich. Aber Affären präsentiert man wohl nicht…
»Ich kann mir gern einen Anzug anziehen wie dein bescheuerter Ex. Es hängt sowieso noch einer von ihm im Schrank«, gifte ich. Ziemlich unterirdisch, aber irgendwie bin ich echt sauer. Und dass er spätestens jetzt weiß, dass ich wirklich in seinen Schränken wühle, interessiert mich grad' nicht.
»Meiner ist wenigstens ein Ex«, kontert er. »Deiner ist das – falls es dir entfallen ist – nicht. Keine Ahnung also, wieso du dich so aufregst. Du bist derjenige, der in einer Beziehung steckt. Allerdings nicht mit mir, sondern mit einem anderen. Ich wüsste also nicht, wie ich diese Konstellation dem Jugendamt erklären sollte. Eine Affäre mit einem vergebenen Typen ist nicht grade das, was sie sich unter einem stabilen Umfeld vorstellen. Es ist zwar eine erleichterte Adoption, weil ich mit Stella verwandt bin, aber das heißt nicht, dass ich fröhlich hier rumvögeln kann und sie mein Leben nicht durchleuchten. Ich muss zu diesem bescheuerten Gutachten und ich bin auch ganz froh, dass sie bisher nicht weiter nachgefragt haben, wie ich das denn so mit den Betreuungszeiten mache.«
Keine Ahnung, ob das jetzt eine Entschuldigung sein soll. Ist mir aber in Anbetracht
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