Koch zum Frühstück (German Edition)
nichts, worüber ich wegkommen muss. Hab' ihn quasi schon vergessen. Keine Ahnung, was in mich gefahren ist, dass ich über was Langfristiges nachgedacht hab'. Es gibt andere Männer, mit denen ich genau so guten Sex haben kann. Und ich steh' sowieso nicht auf passiv. Ich sollte mal wieder ins ‚Sixtynine‘ .
Ich schalte die Temperatur ein bisschen runter, rühre die bereits schmelzenden Schokostückchen grob um, drehe mich nach hinten zur Arbeitsplatte, nehme die drei Eier, die ich bereitgelegt habe, und schlage sie in die silberne Schüssel der Küchenmaschine. Dann greife ich nach dem Zucker, der, egal in welcher Küche ich Confisserie mache, immer links über dem Mehl steht, und lasse ihn hineinrieseln. Shit… irgendwie muss ich schon wieder an ihn denken… An diese Nummer mit dem Apfelkuchen… diese Nacht… als er da vor mir am Herd gestanden hat.
Ich nehme den Teller mit der Butter und gebe sie zur fast geschmolzenen Schokolade. Die Eier dürften in einer Minute schaumig sein. Das monotone Geräusch der Maschine nehme ich gar nicht wirklich wahr. Ich starre in die braune Masse, in der die Butter umgeben von gelblich-klarer Flüssigkeit versinkt.
Vielleicht war es nicht richtig von mir, seine Sachen zu packen. Aber ich hab' keine Ahnung, was er erwartet hat. Er wäre doch sowieso wieder zurück zu seinem tollen Kerl gekrochen. Vermutlich war das Ganze nur ein Vorwand…
Mechanisch rühre ich ein letztes Mal in der braunen Masse, nehme sie vom Herd, geh' rüber zur Maschine, stelle sie aus, drehe die Schüssel aus der Vorrichtung und prüfe mit dem Finger kurz die Konsistenz der Eimasse, bevor ich die Schokolade hinzu gebe. Konzentriert betrachte ich die Schlieren, die sich bilden, greife nach dem Teigschaber, beginne, die Schokolade unterzuheben, greife ins Mehl, gebe es in den zähfließenden, süßen Teig und rühre es glatt.
Ich sollte duschen. Ich muss Stella vom Kindergarten abholen. Und ihr erklären, dass er wohl nicht mehr wieder kommt. Wird sie kaum trösten, dass sie die Moelleux au Chocolat dafür in die Förmchen füllen und in den Ofen schieben darf.
10 Minuten, 180 Grad. Man darf den Zeitpunkt nicht verpassen für die perfekte Konsistenz. Außen fest und innen ein flüssiger, heißer Schokokern. Perfekt mit Vanilleeis und der leichten Säure roter Früchte. Ich könnte das morgen auf die Dessert-Karte setzen. Mit einer Canache-Füllung aus Sahne, weißer Schokolade und Espresso vielleicht. Ein bisschen Eis dazu, Johannisbeeren und… Zuckerspiralen.
Kein Kompliment
Flo
»Hi!«
»Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, du siehst noch beschissener aus, als beim letzten Mal!« Lukas grinst vergnügt und deutet dann zwei Küsschen auf meine Wange an.
Ich mag das eigentlich nicht sonderlich. Er weiß das, aber es ist Lukas und irgendwie ist es schon okay. Außerdem sind wir im ‚Nirgendwo‘. Vorwiegend schwules Publikum, interessiert hier also keinen.
»Möglich«, brumme ich schlecht gelaunt. Denn ich fürchte, er hat recht. Und zwar selbst dann, wenn ich nur halb so scheiße aussehe, wie ich mich grade fühle.
David und ich haben gestritten. Weil dieser blöde Arsch es auch in hundert Jahren nicht rafft. Er ist so ein blöder Idiot…
Ich meine, ich sag' ihm die ganze Zeit, dass ich ihn will, lass' mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit ficken und verbring' meine Zeit mit ihm. Und dann hat er nichts Besseres zu tun, als mir nach allem, was zwischen uns gewesen ist, auf seine charmante Art mitzuteilen, dass ich gefälligst verschwinden soll. Wenigstens sein beschissenes Rumgemache am Morgen hätte er sich sparen können. Koch zum Frühstück, haha… Kann er sich in den Arsch schieben. Ich will keinen Koch zum Frühstück, nicht zum Mittag und auch nicht zum Abendessen. Ich will, dass der Koch aus meinem Hirn verschwindet und sich verpisst.
Allerdings hätte ich das, was ich ihm gesagt hab', bevor er mich endgültig rausgeschmissen hat, wohl nicht sagen sollen. Ist mir so rausgerutscht. Ich meine, was erwartet er denn, wenn er einfach so meine Sachen zusammen packt und mir deutlich macht, dass es besser ist, wenn ich verschwinde, weil er mich wohl schlecht dem Jugendamt präsentieren kann? Dass ich ihm sage, dass das eine echt super Idee ist?
Irgendwie hat dann ein Wort das andere ergeben und am Ende ist das verbal wohl ein ziemlicher Tritt in die Eier gewesen. Ich hab‘ sogar abgestritten, in ihn verliebt zu sein, als er's mir vorgeworfen hat. Und
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