Koch zum Frühstück (German Edition)
alles an seinem Platz ist, eigentlich bin ich bei so was ziemlich akribisch. Aber in den letzten Wochen hab' ich das ein bisschen vernachlässigt. Ich war beschäftigt. Mit diesem blöden Arsch, den ich grade achtkantig rausgeworfen hab'. Nachdem ich mir anhören durfte, was für ein riesiges Arschloch ich doch bin und dass mein Selbstmitleid ihn ankotzt. Von der Tatsache, dass er alles so hingedreht hat, wie es ihm in den Kram passt, mal ganz zu schweigen.
Total lächerlich, dass grade er mir vorwirft, dass ich ein beziehungsunfähiger Soziopath bin, wo er doch seit Wochen seinen Freund betrügt. Und die Sachen, die ich ihm im Zoo erzählt hab', hat er mir auch aufs Brot geschmiert. Wichser! Ich bin echt fertig mit ihm.
Keine Ahnung, wer die Schokolade eine Schublade tiefer eingeräumt hat. Vermutlich war es der Sous-Chef, nachdem wir die Muffins ausprobiert hatten, die sie neulich unbedingt für den Kindergarten haben wollte. Ein Mädchen dort hatte zu ihrem Geburtstag welche dabei. Stella wollte dann, dass ich ihr auch welche mache, in ‚viel toller‘ .
Ich hasse Muffins. Ich steh' generell nicht sonderlich auf Confisserie. Nicht, dass ich Muffins dazu zählen würde, die sind ein Haufen trockener Scheiße, die für mich in die Kategorie ‚Verdrängen‘ fallen, genau wie ihre Fischstäbchen und sein beschissenes ‚Cordon Bleu‘ .
Aber am Ende hab' ich ihr dann doch welche gemacht. Weil Muffins plötzlich ihr ‚Lieblings‘ waren und sie mich gefragt hab', ob ich das etwa nicht kann, als ich gesagt hab', dass ich kein Rezept hab'. Konnt' ich irgendwie nicht auf mir sitzen lassen. Also hab' ich trockene Scheiße gebacken. Mit ‚Valrhona‘ - Schokolade und Sauerrahm…
»Oh, bestimmt ist das der Flori«, hat sie gesagt, als er geklingelt hat, und ist von ihrem Hocker gehüpft, auf dem sie steht, wenn wir kochen, damit sie mit mehr als dem Kinn an die Arbeitsplatte reicht. Auf Socken ist sie rüber zur Wohnungstür gerannt, um ihm zu öffnen.
»Hände abwischen, Sous-Chef«, hab' ich ihr nachgerufen und ihn verflucht. Weil er viel zu früh war und ich scheiße aussah, mit ungemachten Haaren und der Brille. Aber der Sous-Chef fand neun Uhr eine echt gute Zeit, um Muffins zu backen.
»Hey… hi… Was macht ihr da?«, hat er mit seinem beschissen hübschen Lächeln gefragt und seine Jacke dabei aufs Sofa geworfen.
Gott… Fuck… Wieso muss ich ausgerechnet jetzt daran denken?
»Der David macht mir Muffins«, hat Stella ihm freudestrahlend erklärt. »Viel bessere als die von der Clara. Weil, die Clara hat nämlich welche mitgebracht für den ganzen Kindergarten, aber der Clara ihre Mama kann das gar nicht so gut, wie der David, weil der ja ein Sternekoch ist. Und jetzt machen wir viel bessere mit zwei Farben Schokolade obendrauf und Schokolade im Teig und dann noch so was…« Stolz hat sie ihm eine der Zuckerspiralen entgegen gehalten, die ich gemacht hatte, während ich weiter im karamellfarbenen Isomalt gerührt und gewartet hab', dass es zum zweiten Mal auf die Konsistenz runterkühlt, die ich brauche, um diese dämlichen Dinger zu ziehen. Man darf den Zeitpunkt nicht verpassen, sonst kann man auch direkt von vorne anfangen.
»Oh, wow!«, hat er anerkennend gesagt. »Soll ich euch helfen?«
»Nein«, hat Stella interveniert und ist zurück auf den Hocker geklettert. »Weil, du bist ja gar kein Koch, Flori, und wenn man kein Koch ist, verbrennt man sich. Und das ist außerdem ganz schön schwer, ich kann das gar nicht, das kann nur der David…«
»Stahl sauber abwischen, Sous-Chef«, hab' ich sie aufgefordert, weil die Konsistenz des Fadens, den ich gezogen hab', grade gut war.
Ich hasse es, dieses Zeug zu machen.
»Ich muss es nämlich abwischen, damit es nicht klebt, Flori«, hat sie ihm erklärt, mit Feuereifer mit ihrem Touchon, das sie sich mittlerweile selbst in den Hosenbund steckt, über den Wetzstahl gerieben und ihn mir dann über den Rand des Topfes gehalten, während ich mit dem Löffel einen Zuckerfaden zur Spirale drumgewickelt hab'.
»So schön!«, hat sie seufzend gesagt, als ich's ihr, als ich fertig war, zur Begutachtung hingehalten hab', hat mit den Händen herumgewedelt und ist ein bisschen auf dem Hocker auf und ab gehüpft. »Das werden die allerschönsten Muffins. Weil, ich hab' noch so Perlen zum drauf tun. Rosa und Silber, die silbernen sind sogar ein bisschen mit Glitzer.«
»Oh, Glitzer ist toll«, hat er mit einem unwiderstehlichen Grinsen in meine Richtung
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