Koch zum Frühstück (German Edition)
Tanzfläche ziehen. Schließlich will ich, dass unsere Begegnung zufällig wirkt. David soll bloß nicht denken, dass ich wegen ihm hier bin. Ich bin Single und will meinen Spaß haben. Nur dummerweise sieht man mir an, dass ich beim Tanzen überhaupt keinen Spaß habe. Ich tanze echt schlecht und sehe total peinlich aus.
***
»Hier!« Ich hab' uns Getränke organisiert. Hat eine ganze Weile gedauert, die Schlange war ziemlich lang. Und ich werde echt paranoid, seit ich den Darkroom gesehen hab'. Jedem Kerl, der mich anlächelt, unterstelle ich, dass er vorhat, mit mir hinter diesem dämlichen Vorhang zu verschwinden.
»Danke!«, sagt Lukas, der an der Tanzfläche auf mich gewartet hat. »Ich glaube übrigens, er ist da drüben.«
»Wo?«, frage ich fast erschrocken und irgendwie bin ich mit einem Mal nicht mehr so sicher, ob ich wirklich will, dass er hier ist. Schließlich hab' ich keine Ahnung, wie er auf mich reagieren wird.
»Schräg gegenüber, glaub' ich, an der anderen Bar«, murmelt Lukas, ohne rüber zu sehen. »Das ist er doch, oder?«
»Woher weißt du überhaupt, wie er aussieht?«, frage ich nach.
»Hab' ihn gegoogelt. Auf den Fotos sah er irgendwie besser aus.«
Unauffällig drehe ich meinen Kopf ein wenig und scanne suchend die Menge. Und tatsächlich, drüben an der anderen Bar steht wirklich David und unterhält sich, wie könnt' es anders sein, angeregt mit einem Typen.
»Bin gleich wieder hier«, raune ich Lukas zu, umklammere den Flaschenhals meines Bieres und steuere durch die Menge auf ihn und seine Begleitung zu. Keine Ahnung, wer das schon wieder ist, aber Mr. Superkoch ist diesbezüglich ja ziemlich kontaktfreudig. Körperkontaktfreudig. Dieser Scheiß-Kerl soll bloß seine Finger von ihm lassen.
»Hi!«, sage ich möglichst lässig, stelle mein Bier neben ihn auf den Tresen, schiebe es dem Barmann mit dem charmantesten Lächeln, das ich anzubieten hab', hin und ordere per superlässigem Handzeichen ein neues. Das alte ist zwar noch halb voll, aber hey… wen interessiert's?
»Hi!« Es klingt irritiert. Offenbar hat er nicht damit gerechnet, mich hier zu treffen.
Er sieht müde aus. Er sollte mehr schlafen. Und weniger arbeiten…
»Auch hier?«, frage ich dämlich.
»Wie du siehst.« Kurz mustert er meinen Nasenflügel, aber dann beschließt er wohl, es zu ignorieren. Außerdem klingt er nicht, als sei er sonderlich interessiert an einem Gespräch mit mir.
»Wie geht's der Kleinen?«, frage ich trotzdem. Soll der blöde Typ, der mich grade abschätzend taxiert, ruhig mitbekommen, dass er ein Kind hat. Ich hoffe, ich bin der Einzige hier mit einem Familienvater-Fetisch.
»Gut.« Er nickt zur Bestätigung.
»Schön.« Ich nicke ebenfalls. Zur Bestätigung, dass ich ein echter Vollidiot bin, vermutlich.
Irgendwie kommt unser Gespräch nicht so recht in Gang, was schätzungsweise daran liegt, dass er schlicht und ergreifend keinen Bock darauf hat, mit mir zu reden. Aber das hatte ich irgendwie nicht anders erwartet.
»Können wir vielleicht kurz reden?«, frage ich also, lege meine Hand auf seine Schulter und sehe ihn an.
Er dreht tatsächlich den Kopf in meine Richtung und erwidert meinen Blick. Kühl und herablassend, mit dieser beschissenen Arroganz, die ich so anziehend finde, dass mir flau im Magen wird. Irgendwie macht er mich immer noch nervös, wenn er mich ansieht.
»Ich… muss dir was sagen…«
»So?«
»Ja, ich… also…«
»Ich weiß schon, dass du bei deinem Kerl ausgezogen bist. Und den Rest weiß ich auch. Kein Grund mich zu langweilen.« Seine Augen werden schmal.
»Oh…« Ich schlucke. »Nina?«
»Nein, Dirk. Stella hat ihn im Hausflur getroffen und nach dir gefragt.«
»Sorry, entschuldigst du mich kurz?«, mischt der Typ sich ein, bevor ich etwas darauf erwidern kann. Er küsst David auf die Wange, greift anzüglich an seinen Hintern und grinst bedeutungsvoll.
Ich könnte ihm eine reinhauen. Denn irgendwas sagt mir, dass er genau wie David checkt, dass ich ganz sicher nicht zufällig hier bin.
»Nicht weglaufen, bin gleich wieder da.« Verkündet er mit einem klebrig-süßen Lächeln und einem eindeutigen ‚Verpiss' dich‘ -Blick in meine Richtung. Aber da kann er lange drauf warten.
Ich war die letzten drei Wochen mit David zusammen. Ich hab' quasi eine ultimative Demonstration darin bekommen, Gefühle anderer zu ignorieren. Und dass David heute Abend mit ihm hinter dem bösen Vorhang verschwindet oder ihn, noch schlimmer,
Weitere Kostenlose Bücher