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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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– das hoffe ich wenigstens –, und ich würde diese Johanna Klaffen nicht einen Tag bei mir haben, ohne sie nicht angefaßt zu haben! Sie will es doch, das sieht man ihr an! Und Sie wären ein Stoffel, Herr Pastor, wenn Sie ihr aus dem Weg gingen.«
    »Mein Amt verbietet mir, Ihnen die richtige Antwort zu geben.«
    »Dann vergessen Sie Ihre Kanzel, und seien Sie Mensch.«
    »Dann würde ich Sie ein Schwein nennen!«
    »Ah! So redet sich's viel besser.« Kochlowsky lehnte sich zurück, strich über seinen langen Bart und trank einen Schluck Rotwein. »Es gibt Menschen, die beleidigen mich allein schon durch ihren Anblick, und es gibt welche, die können mich gar nicht beleidigen. Dazu gehören Sie, Herr Pastor. Wer – angeblich – immer nur mit dem Himmel redet, hat Narrenfreiheit. Um so menschlicher finde ich es, wenn Sie mit der schönen Klaffen im Bett liegen …«
    »Jetzt müßte ich Ihnen eine runterhauen!« Pastor Maltitz erhob sich plötzlich. »Mir tut Ihre kleine Frau leid. Sie wird mit Ihnen noch viel durchmachen.«
    »Und die Kirche wird sie trösten …« Auch Kochlowsky erhob sich und blies den Rauch seiner Zigarre gegen die Decke. »Ich brauche Ihr Mitleid nicht, Herr Pastor. Was wollen Sie eigentlich von mir? Soll ich lügen lernen wie die meisten Mitmenschen um mich herum?«
    »Waren Sie bei mir im Schlafzimmer, um Ihre ungeheuerlichen Behauptungen beweisen zu können?«
    »Sind Sie in der Lage, vor Ihrem Jesus das Gegenteil zu beschwören?«
    »Das habe ich nicht nötig«, schrie Maltitz erregt. »Vor Ihnen nicht.«
    »Eine typisch kirchliche Antwort.« Kochlowsky legte seine Zigarre in den Zinnaschenbecher zurück. »Was ist nun mit uns? Feindschaft?«
    »Traurigkeit, Herr Kochlowsky. Mag der Herr auch alles verzeihen … ich bin traurig, daß Sie innerlich so verbittert sind. Man könnte weinen …«
    »Tun Sie das!« sagte Kochlowsky wonnevoll. »Was Sie ausweinen, brauchen Sie nicht auszupinkeln …«
    Einen Augenblick stand Pastor Maltitz wie versteinert da, dann wandte er sich wortlos ab und verließ das Herrenzimmer.
    Im Wohnzimmer saß Sophie vor dem geschmückten Weihnachtsbaum und hatte die Hände in den Schoß gelegt. Sie brauchte nicht zu fragen – Maltitz' Gesicht sagte genug.
    »Ich liebe ihn trotzdem«, sagte sie leise. Es war leicht für sie, des Pastors Gedanken zu erraten.
    Maltitz blieb stehen.
    »Sie können immer zu mir kommen, Sophie, wenn die Not zu groß ist. Gott muß Sie besonders liebhaben.«
    »Ich bete jeden Tag.« Sie faltete die Hände im Schoß, als wolle sie es jetzt wieder tun. »Ich bete auch für ihn.« Sie nickte zum Herrenzimmer hin. »Gerade für ihn.«
    »Hoffen wir, daß es hilft«, sagte Maltitz zögernd. »Gottes Stärke ist nicht nur seine Güte, sondern auch seine Geduld.«
    Kochlowsky kam erst aus dem Herrenzimmer, als er Pastor Maltitz in seiner Kutsche wegfahren sah. Sein Gesicht war gerötet, er hatte drei Gläser des schweren Rotweins hintereinander hinuntergekippt.
    »Das ist ein Mann, der Pastor!« sagte er laut und schnupperte in die Luft. Es roch nach Rotkraut und Gänseklein. »Beschimpft mich, und ich schlucke es! Der Kerl könnte mein Freund werden …«
    Am Nachmittag besuchte Kochlowsky den Buchhalter Theodor Plumps.
    Er brachte einen großen runden Rosinenkuchen mit, den Sophie nach schlesischem Rezept gebacken hatte, für jedes der zehn Kinder Schokolade mit Spekulatius, für Frau Plumps eine aus Schafwolle gestrickte Jacke und für Plumps selbst eine 25er Kiste Zigarren.
    Von diesen Zigarren hatte die Familie Plumps schon erfahren, ganz Wurzen sprach bereits darüber und war empört.
    Auf Empfehlung des gräflichen Stallmeisters, des Barons von Üxdorf, hatte Kochlowsky nämlich seinen bisherigen Zigarrenhändler gewechselt und war an den biederen Kaufmann Felix Berntitz geraten, der in Wurzen neben Rauchwaren auch Schreibwaren, Bücher und Zeitschriften verkaufte. In einem nebenan gelegenen Laden bot er ferner Tapeten, Farben und Bodenbeläge feil, sein ältester Sohn führte dieses Geschäft, aber Besitzer war der alte Berntitz.
    Kochlowsky betrat den Zigarrenladen, nachdem er eine Weile vor dem Schaufenster gestanden und die Auslagen betrachtet hatte. Felix Berntitz, hinter der Theke stehend, schickte ein Stoßgebet zum Himmel: »Herr, laß ihn weitergehen!« Aber der Herr war heute anscheinend nicht in Wurzen. Kochlowsky kam in den Laden.
    »Ich möchte eine Kiste Zigarren, die man auch rauchen kann«, sagte er und sah Berntitz

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