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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ein Naturereignis vor …«
    Den ganzen Abend über gelang es Leo Kochlowsky nicht, sich aus den Fängen von Blandine Rechmann zu befreien. In der ersten Stunde des Festes beobachtete man sie noch, und vor allem die Damen steckten tuschelnd die Köpfe zusammen, während die Herren voll Neid an Kochlowsky vorbeischauten.
    Später dann, je weiter der Abend fortschritt, vor allem nach der Ballettdarbietung und dem Opernarienvortrag des königlichen Hofopernsängers aus Dresden, hatte man sich daran gewöhnt, daß Blandine sich fast provokatorisch bei Kochlowsky einhängte, beim Lachen den Kopf zurückwarf, die rote Haarmähne schüttelte, die Brust hervorwölbte und so ein Bild abgab, das alle Damen abscheulich und ordinär nannten – vor allem die weniger hübschen! Der arme Ferdinand Rechmann, flüsterte man eine Zeitlang. Aber eigentlich geschah ihm recht: Mußte er eine Französin heiraten? Gab es nicht genug hübsche und treue deutsche Frauen? Von einem Oberförster erwartete man Patriotismus, vor allem nach 1871. Über Kochlowsky brauchte man sich da nicht wundern, dem war alles zuzutrauen. Man nannte ihn in Wurzen ja bereits ›den Polen‹ – was kann man von so einem schon erwarten? Bejammernswert war nur seine hübsche kleine Frau Sophie – oder nicht? Warum hatte sie so ein Scheusal wie diesen Kochlowsky geheiratet? Jeder, der ihn auch nur zehn Minuten kannte, wußte sofort, was einen bei diesem Kerl erwartete! Oder hatte sie das nicht gemerkt? War sie noch so naiv? Sie war ja selbst fast noch ein Kind. Kaum achtzehn Jahre jung! Dieser Unmensch von Kochlowsky mußte sie einfach überrumpelt haben!
    Nach den Ariendarbietungen saßen Blandine und Leo in einer Ecke des Festsaales an einem kleinen Tisch und tranken Champagner. Das Orchester aus Leipzig spielte Melodien aus Verdi-Opern.
    »Wann werden Sie denn wild?« fragte Blandine und bog sich Kochlowsky entgegen. Der Einblick in ihr Dekolleté war berauschend. Üppige, makellose Brüste mit jener weißen Haut, wie sie eigentlich nur Rothaarige haben. Da braucht man kein Puder, um etwas vorzutäuschen. »Leo, kneifen Sie nicht! Sie haben es mir versprochen.«
    »Was habe ich?« Kochlowsky bemerkte irritiert die Funken in ihren grünen Augen.
    »Nach einigen Gläsern Champagner wollten Sie explodieren! Jetzt haben Sie schon sieben getrunken und sitzen immer noch herum wie ein Gymnasiast! Wann kommt der Ausbruch?«
    »Wünschen Sie sich das lieber nicht, Blandine …«
    »Ich sehne ihn herbei, Leo! Endlich wird etwas geschehen! Ersticken Sie nicht auch in diesem Mief? Hier tragen anscheinend alle schafswollene Unterhosen, Männer wie Frauen.« Sie ließ wieder ihr perlendes Lachen hören. »Ich trage hauchdünne Seide mit Spitzen, so gut wie durchsichtig.«
    »Und für wen tragen Sie das?«
    »Eine gute Frage, Leo! Ja, für wen? Mein Mann sieht so etwas überhaupt nicht … aber unruhig wird er, wenn er einen Krüppelbock in seinem Revier entdeckt. Wenn eine hundertjährige Eiche kränkelt, kann er fast in Tränen ausbrechen. Oder Weihnachten! Welch ein Theater hat er um die Gans gemacht, die Sie mitgenommen haben! Als ob das Haus abgebrannt wäre! Aber wenn ich im Negligé vor ihm stehe, sieht er mich an, als hätte er einen Baumstamm vor sich, der eine Nummer bekommen soll. Ach Leo, ist das ein trübsinniges Leben! Zu Ihrer Frage: Ich ziehe die zarte Unterwäsche eigentlich nur für mich an. Oft sitze ich vor dem Spiegel, betrachte meinen Körper, bewundere ihn und verliebe mich in mich selbst. In solchen Augenblicken fehlt mir ein Mann wie Sie, Leo! Dann würde ich mich auseinandersprengen … Aber was ist da? Nur mein Spiegelbild!«
    Kochlowsky war über ihre Art, die Dinge offen auszusprechen, und das auch noch ohne jede Scham, betroffen und begeistert zugleich. Er stellte sich ihre Hüften und Schenkel in der dünnen, durchsichtigen Unterwäsche vor und nahm schnell einen kräftigen Schluck Champagner. Rechmann ist ein ausgesprochenes Rindvieh, dachte er. Holt sich ein solches Zauberweib aus Frankreich und verleibt es seinem Tiergehege ein! So etwas Idiotisches gibt es nur einmal! Erstaunlich immerhin, daß es Blandine bis jetzt bei ihm ausgehalten hat.
    »Wie kann man das ändern?« fragte er, auch ziemlich dämlich.
    Blandine starrte ihn an, als habe er sie angespuckt. Diese Frage paßte so gar nicht zu dem Leo, den sie sich vorgestellt hatte. So fragte nur ein Trottel!
    »Das fragen Sie noch?« Sie beugte sich über den Tisch hinüber, ihr Dekolleté

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