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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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klaffte auf – er sah fast ganz ihre vollen Brüste. Ihr Parfüm umhüllte ihn wie eine Wolke. »Ich wünsche mir Sie als Liebhaber …«
    Ihre schamlose Direktheit spürte Kochlowsky wie einen Biß. Ihr aufreizender Anblick brannte auf seiner Haut. Du lieber Himmel, dachte er, wo führt das hin? Kommen die Pleßschen Zeiten nun auch nach Wurzen? Warum lassen mich die Weiber nicht in Ruhe …
    »Ich bin verheiratet«, sagte er ziemlich schwachsinnig. »Glücklich verheiratet.«
    »Na und?«
    »Ich habe ein Kind, und ich liebe meine Frau und das Kind.«
    »Sie sollen mich ja auch nicht heiraten, Leo.« Sie lehnte sich zurück und drehte eine Locke ihres roten Haares um ihren rechten Zeigefinger. »Wenn ein Dampfkessel Ihrer Ziegelei wegen Überdruck zu platzen droht, was tun Sie dann? Sie lassen den Überdruck ab! Ich bin wie ein solcher Dampfkessel, aber niemand kümmert sich um mich!«
    »Sie suchen also einen Maschinisten, der für Ihren Druckausgleich sorgt?«
    »Leo, ich meinte …«
    »Wenn ich eine Frau leidenschaftlich liebe, dann ist es Leidenschaft!«
    »Das meinte ich ja! Das suche ich …« Jetzt lächelte sie wieder mit tausendfacher Verführung. »Ich möchte in Ihrer Leidenschaft die Besinnung verlieren, Leo!«
    »Es wäre ein doppelter Ehebruch …«
    »Ehebruch! Was sagte der sonst so vorsichtige Napoleon I.? ›Der Ehebruch ist keine seltene Erscheinung, sondern eine gewöhnliche. Es ist eine Sache des Kanapees!‹«
    »Ich kann Ihnen mit Goethe antworten, Blandine: ›Du bist recht appetitlich oben anzuschauen, doch unten hin die Bestie macht mir Grauen.‹«
    »Bravo, Leo!« Sie lachte laut und klatschte in die Hände. »Bändigen Sie die Bestie! Sie sind doch ein mutiger Mann! Die Bestie wird sich kuschen, wenn Sie sie zähmen!«
    Ich habe mich doch grundlegend verändert, stellte Kochlowsky verwundert fest. Früher in Pleß hätte es dieser Unterhaltung gar nicht bedurft, um Blandines Wünsche zu erfüllen. Da wäre so etwas selbstverständlich gewesen und jedes Wort zuviel. Man hätte sich sogar gewundert, daß eine solche rote Hexe über acht Monate unbehelligt in Kochlowskys Nähe wohnte. Jetzt war alles anders – sie bot sich ihm dar, und er redete und redete und versuchte zu entfliehen. Ja, er verkroch sich hinter Sophie – und so, wie man dem Satan ein Kreuz entgegenhält, um ihn zu verscheuchen, hielt er Blandine seine Liebe zu Sophie hin. Aber sie lächelte nur darüber. Sie war abgebrühter als der Teufel!
    »Wie kommen Sie überhaupt nach Wurzen?« fragte Kochlowsky, um dem heißen Thema etwas zu entfliehen.
    »Wie ich hierherkomme? Wenn ich Ihnen das erzähle, Leo, vergeuden Sie einen großen Teil Ihrer Kraft mit Lachen. Es war die Macht der Uniform. Ferdinand gehörte zu einer Delegation, die einen großen Forstbetrieb an der Loire besuchte. Damals war ich die Geliebte eines Weingutbesitzers, eines dicken, ständig schwitzenden Mannes, einer Qualle ähnlich, aber er hatte Geld! Da sah ich Rechmann in seiner schmucken grünen Uniform, auf dem Kopf einen Hut mit einer großen weißen Feder … Ich sage Ihnen, er sah besser aus, als er in Wirklichkeit ist. Uniformen haben das so an sich, sie machen aus einem Männlein einen Helden! Stellen Sie sich einen erhabenen General nackt vor, mit dürren Beinen und Hängebauch – man muß als Frau nach dieser Enthüllung schon starke Nerven haben, oder einen unwiderstehlichen Altersvorsorgetrieb. Ich ließ mich blenden von der grünen Uniform, zumal Rechmann auch außerhalb des bunten Tuches eine gute Figur machte. Auch auf der Matratze war er nicht übel, nur wußte ich damals nicht, daß es bei ihm wie bei der Artillerie ist: Wenn die Munition verschossen ist, nützt das beste Kanonenrohr nichts mehr! Und Rechmann hatte ein mageres Magazin. – Leo, was starren Sie mich so an?«
    »Ich bewundere Ihre Offenheit, Blandine. So habe ich eine schöne Frau noch nie reden hören.«
    »Das ist ein Fehler, den Frauen begehen, solange es Frauen gibt. Man soll die Dinge beim Namen nennen, dann lebt sich's wohler. Nichts ist schrecklicher als Heuchelei. Sehen Sie sich die Weiber hier im Saal an: Jede benimmt sich so, als seien Sie stinkende Luft für sie. Dabei möchte jede sofort mit Ihnen ins Bett steigen! Wie sie mich jetzt alle hassen, weil ich hier bei Ihnen sitze, lache, Champagner trinke, meinen Körper zeige – alles, was sie ja auch gerne tun möchten, aber in sich vergraben müssen. Ich frage mich manchmal: Wie sind die zu Hause bei ihren

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