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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dessen Sitzmöbel im ganzen Reich bekannt waren, der eine riesige Villa mit Park am Rande von Wurzen besaß, der zweimal im Jahr zur Kur fuhr – einmal nach Marienbad, einmal nach San Remo –, dessen Frau immer wieder durchblicken ließ, daß ihre Mitgift der Grundstein des Erfolgs der Möbelfabrik gewesen sei, befand sich in der tragischen Lage, daß bei Bekanntwerden seiner sündigen Bande zu Blandine Rechmann seine schöne Welt zusammenbrechen würde. Das Tagebuch der rothaarigen Sünderin in Kochlowskys Händen bedeutete für ihn Sein oder Nichtsein.
    Sophie spielte draußen im Garten mit Wanda und Jacky, dem Spitz, als Kochlowsky den etwas asthmatischen Weißig eintreten ließ. Man gab sich nicht die Hand, so weit ging die Vertrautheit nicht.
    Weißig sah sich interessiert um. Verglichen mit seiner Riesenvilla war dies hier ein kleines Gärtnerhaus, ja, sein exotisches Gewächshaus war dreimal so groß, und die Möbel – nun ja, gut bürgerlich, aber gegen seine Einrichtung ärmlich. Kochlowsky ahnte sofort, was Weißig dachte.
    »Es fehlen die Perserteppiche und die Brokatvorhänge«, sagte er, »aber dafür ist unsere Weste so rein wie der geschrubbte Dielenboden. – Warum sind Sie hier?«
    »Zehntausend Goldmark!« sagte Weißig so leise, als gäbe es irgendwo Lauscher. Er war von den anderen Betroffenen autorisiert, bis auf zwanzigtausend zu gehen. Aber wenn man sich hier so umsah … Zehntausend mußten schon wie ein Märchen klingen.
    Kochlowsky ging zur Wohnzimmertür und machte sie wieder auf. »Bitte«, sagte er steif.
    »Machen Sie die Tür zu.« Weißig wedelte eifrig mit den Händen. »Bedenken Sie, daß Sie in Ihrer heutigen Situation mit diesem Vermögen vorerst unabhängig sind. Der unmittelbare Zwang zum Geldverdienen entfällt. Sie haben Zeit, in aller Ruhe das Richtige zu suchen. Man kann Ihnen kreuzweise …«
    »Genau das können Sie mich! Mir zehntausend Mark anzubieten ist geradezu lächerlich!«
    Amandus Weißig war keineswegs beleidigt. Da Kochlowsky ihm keinen Stuhl anbot, blieb er stehen, ging dann aber zur Tür und machte sie wieder zu. »Zwölftausend«, sagte er knapp.
    »Was wollen Sie eigentlich?« rief Kochlowsky aufgebracht.
    »Sie werden in absehbarer Zeit die Stadt verlassen.« Weißig tippte auf den Stiefelspitzen auf und nieder. »Damit endet aller Kontakt zu Wurzen, nehme ich an. Welch ein Interesse sollten Sie also noch daran haben, gewisse … Unterlagen zu behalten? Uns ist sehr daran gelegen, daß diese Schriftstücke vernichtet werden. Sagen wir also: Fünfzehntausend Goldmark …«
    »Nicht einen Pfennig nehme ich!« sagte Kochlowsky, plötzlich sehr vergnügt. Das geheimnisvolle Tagebuch der Blandine Rechmann – er hatte es völlig vergessen in den letzten Wochen. Die Angst vor dem Sittenskandal schlich also immer noch durch Wurzens feine Gesellschaft.
    Weißig begann leicht zu schwitzen. »Für Sie sind die Aufzeichnungen jetzt doch wertlos …«
    »Das stimmt.«
    »Na also. Und fünfzehntausend …«
    Kochlowsky unterbrach ihn mit einer weit ausholenden Handbewegung. »Ich habe mich in diesem Zusammenhang immer über die Naivität meiner Mitbürger gewundert«, sagte er. »Wer hat eigentlich das Märchen verbreitet, daß ich im Besitz der Tagebücher bin?«
    »Wer sollte sie sonst haben? Alles deutet darauf hin!«
    »Und wenn ich jetzt erkläre: Ich habe sie nicht!?«
    »Das wäre kaum glaubhaft, Herr Kochlowsky.«
    »Aber es ist so, Herr Weißig.«
    »Nein!«
    »Doch! Ich habe keine Ahnung, wo die mysteriösen Tagebücher sein können. Ob sie überhaupt existieren, möchte ich sogar bezweifeln.«
    »Und warum hat sich Rechmann dann … warum hat er sein Leben abgekürzt?«
    »Er hatte die Nase gestrichen voll und nicht die Kraft, unter Ihresgleichen weiterzuleben. Natürlich hat ihn seine Frau laufend betrogen, das schlechte Gewissen fast aller Herren des Bürgervereins beweist es! Der Vorstand ist ja fast eine schwägerliche Gemeinschaft.« Kochlowsky grinste. »Ich bin nahe daran, die fleißige Blandine zu bewundern. Sie hatte System: Rundum nur verschwiegene Freunde.« Kochlowsky schüttelte den Kopf. »Aber ihr Tagebuch habe ich nicht … habe es nie gesehen … sosehr mich fünfzehntausend Goldmark reizen … ich kann Ihnen nichts herausgeben.«
    »Aber …« Weißig rang nach Luft. »Sie haben doch in all den Monaten nie widersprochen, wenn man Sie darauf angesprochen hat. Sie haben immer den Eindruck erweckt, Sie hätten … Sie … Sie haben uns an der

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