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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Herr Graf?«
    »Die Herren ergehen sich im Park. Warten Sie! Man wird Sie rufen …«
    »Ich soll hier draußen in der Sonne stehenbleiben?«
    »Es ist nicht angeordnet worden, Sie vorher ins Schloß zu lassen.«
    Man sah Luther an, wie sehr er sich über diesen kleinen Triumph freute. Ich lasse ihn nicht ins Haus, er soll draußen in der Sonne braten … Wie berauschend ist doch so ein bißchen Rache!
    »Nun gut, du Stänkerbock!« sagte Kochlowsky dunkel. »Wie ihr wollt!«
    Er ging zu seinem herrlichen Pferd zurück, schwang sich in den Sattel und ritt davon. Er schlug einen Bogen um die gräflichen Stallungen, vorbei an der Gärtnerei und der kleinen Orangerie, und näherte sich dem Schloß von hinten, von der Parkseite, von dem verspielten Rokokopavillon her, und trabte dann die breite, geharkte Allee hinunter. Schon von weitem sah er den Grafen Douglas und einen anderen Herrn, der Baron von Finck sein mußte, durch den Park wandeln. Sie schienen sich angeregt zu unterhalten. Baron von Finck trug einen hellgrauen Sommeranzug, sah sehr elegant aus und jünger als die sechzig Jahre, die er zählte. Seine grauen Haare waren zu Locken gelegt, was seine Eitelkeit hervorkehrte. Er war größer als Douglas, aber dürr und – beim Gehen und Sprechen sah man es – sehr nervös. Ruckartig blieb er stehen, als er auf der Allee einen einsamen Reiter kommen sah.
    »Wer ist denn das, lieber Freund?« fragte er verblüfft.
    »Kochlowsky!« Douglas lachte leise in sich hinein. »Da hast du ihn, wie er leibt und lebt …«
    »Das herrliche Pferd gehört ihm?«
    »Vom Gut Luisenhof.«
    »Kann er sich das leisten?«
    »Ein Kochlowsky kann alles! Er wird dich auch davon überzeugen, daß deine Ziegelei eine Bruchbude ist. Das schlimmste ist – er hat meistens recht! Nur gibt das keiner gerne zu.«
    »Und du meinst, er ist der richtige Mann für mich?«
    »Wenn du eine starke Hand suchst – an Kochlowsky können sich Sturmfluten brechen.«
    Das Pferd fiel nun in einen gemächlichen Schritt und hielt zehn Meter vor den beiden Herren an. Kochlowsky sprang aus dem Sattel und kam zu Fuß näher. Reckhardt trottete ihm mit schleifenden Zügeln hinterher.
    »Da sind Sie ja, Kochlowsky«, sagte Douglas jovial. »Ich hatte Sie so schnell nicht erwartet.«
    »Sie wissen, daß ich zu jeder Tages- und Nachtzeit Ihrem Ruf folge, Herr Graf.«
    »Und weshalb kommen Sie durch den Park?« fragte Finck etwas maliziös.
    »Nur, wenn vorne an der Tür Lakaien stehen, die sich an ihrem Hochmut überfressen haben …«
    »Und das Pferd lassen Sie frei hinter sich herlaufen?«
    »Wer gut erzogen ist, braucht nicht an der Leine geführt zu werden.«
    »Das ist er, lieber Friedrich!« Douglas lachte laut. »Habe ich übertrieben? Da hast du den gefürchteten Kochlowsky.« Und zu Leo gewandt: »Das ist Baron von Finck.«
    Kochlowsky machte eine knappe Verbeugung. Er fand den Baron nicht unsympathisch, aber auch nicht angenehm. Die beiden ersten Bemerkungen kratzten ihm auf dem Herzen.
    Baron von Finck sah an Kochlowsky vorbei auf Reckhardt von Luisenhof und bewunderte das Spiel seiner Muskeln, die Eleganz des Körpers und den edlen, schmalen Kopf. Das Pferd hatte die Nüstern auf Kochlowskys Schulter gelegt und starrte Finck an.
    »Dieses Pferd interessiert mich«, sagte von Finck. »Was wollen Sie dafür haben?«
    »Es ist unverkäuflich, Herr Baron.«
    »Das Dreifache von dem, was Sie bezahlt haben!«
    »Ich handele nicht um einen Freund. Er ist mein Freund. Mein einziger!«
    »Dann schlagen Sie mir aber nicht die Bitte ab, ihn einmal zu reiten …«
    »Bedaure, Herr Baron, auch das geht nicht.«
    Von Finck hob die Augenbrauen. Kochlowsky wurde in seinen Augen impertinent.
    »Betrachten Sie es als Entweihung, wenn ich aufsitze?« fragte er scharf.
    »Ich möchte dem Herrn Baron ersparen, im hohen Bogen herunterzufliegen.«
    »Mich hat noch kein Pferd abgeworfen. Haben Sie gedient, Kochlowsky?«
    »Nein.«
    »Ich war Rittmeister bei den Ulanen! Und Sie als Ungedienter sagen mir ins Gesicht, ein Pferd würde mich abwerfen?« Baron von Finck sah Graf Douglas an. »Was hältst du davon?«
    »Ich weiß nur, daß mein Stallmeister, Baron von Üxdorf, heruntergeflogen ist. Und der war ebenfalls Rittmeister …«
    »Und Sie, Kochlowsky, bleiben oben? Das will ich doch mal sehen!« Finck zog seinen Rock aus und gab ihn Douglas zur Verwahrung. Kochlowsky sah etwas hilflos zu ihm hinüber. »Ich werde dem Gaul mal zeigen, was ein alter Ulan ist!«
    »Ich

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