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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Nase herumgeführt … Das ist doch nicht möglich!«
    »Angst macht blind!« Kochlowsky lachte kurz auf. »Es war mir eine Freude, alle so höflich zu sehen, die mich am liebsten in den Hintern getreten hätten. Wie Dreck auf der eigenen Weste doch brüderlich macht!«
    »Wenn das stimmt, was Sie sagen, Herr Kochlowsky, muß man Sie hassen! In welche innere Not Sie uns alle getrieben haben …«
    »Habe ich mit Blandine in den Federn gelegen oder dieser würdige Herrenclub?!«
    »Sie haben auch …«, keuchte Weißig, rot vor Empörung. »Man hat beobachtet, daß …«
    »Raus!« sagte Kochlowsky hart. Er ging ein zweites Mal zur Zimmertür und riß sie auf. »Sofort raus – oder ich bringe Ihnen mit der Peitsche bei, was ein Galopp ist!«
    Amandus Weißig ging zur Haustür und atmete hörbar auf, als er ins Freie trat und seine teure Kalesche mit dem Kutscher erblickte.
    »Ein letzter Rat, Herr Kochlowsky«, sagte er, indem er sich zu ihm umdrehte. »Verlassen Sie so schnell wie möglich Wurzen. Eher heute als morgen! Sie tun damit auch Ihrer bedauernswerten Frau einen Gefallen. Jeder Gang durch die Stadt wird für Sie eine Qual sein.« Ohne sich zu verabschieden, ging er hinüber zu seinem Gefährt, stieg ein und ließ sich schnell wegbringen. Kochlowsky sah ihm mit finsterer Miene nach … Fünfzehntausend Goldmark – wie rostig mußte das Gewissen dieser ehrenwerten Männer sein!
    Später kam Sophie aus dem Garten zurück, um das Abendessen vorzubereiten. Wanda ließ sie noch draußen im Laufstall von der Abendsonne bescheinen, von Jacky bewacht. »Es war Besuch hier?« fragte sie.
    Kochlowsky blickte von der Zeitung auf.
    »Der Möbelfabrikant Weißig. Ja.«
    »Was wollte er denn?«
    »Mir etwas verkaufen. Ein Sonderangebot …«
    »Und was hast du gesagt?«
    »Was schon? Ich habe ihn rausgeworfen!«
    Sophie begab sich in die Küche. Um den Sonntag nicht mit Gebrüll enden zu lassen, fragte sie nicht weiter. Sie schloß hinter sich die Tür, setzte sich neben den Herd auf einen Stuhl und faltete die Hände im Schoß. Das tat sie oft, wenn sie heimlich und still betete. Gott, steh uns bei in unserer Not. Jesus, wie soll das alles werden …
    Wenn sie so allein war, schlotterten ihr manchmal die Knie aus Angst vor dem Morgen.
    Am Montag ritt Kochlowsky wieder durch Wurzen und kaufte ein. Man sah ihn scheel an, aber keiner wagte, ihn zu provozieren.
    In der Gaststube des Hotels ›Stadt Leipzig‹ trank er zwei Bier und bemängelte, daß es nicht kühl genug sei, bei Felix Berntitz kaufte er Zigarren, bevor dieser ins Hinterzimmer flüchten konnte. Mit offenem Mund sah Berntitz zu, wie Kochlowsky sechs Kisten durchroch, beifällig nickte und dann sagte: »Alle sehr gut, mein Lieber. Die Wahl fällt schwer. Was empfehlen Sie mir als Fachmann?«
    Berntitz war hinterher wie betäubt, schloß seinen Laden und rannte zu seinen Freunden. »Kochlowsky ist krank«, keuchte er. »Er lebt nicht mehr lange. Er hat meine Zigarren gelobt und mich sogar um Rat gefragt! Unfaßbar!«
    »Er will für einen guten Abgang sorgen.« Die anderen nickten sich grimmig zu. »Aber das nutzt ihm nichts mehr. Wenn er wegzieht, werden wir am Wegrand stehen und die Jagdhörner blasen: Sau tot!«
    Sie lachten kräftig und kamen sich noch kräftiger vor …

XXI
    Am Donnerstag der dritten Arbeitslosenwoche ließ Graf Douglas durch einen Boten bestellen, Kochlowsky möge sofort ins Schloß kommen. Der Herr Baron von Finck sei zu Gast und wolle mit ihm sprechen.
    »Jetzt sei vernünftig«, sagte Sophie zum erstenmal. »Denk an das Kind und mich …«
    Kochlowsky zog sein Hemd aus und ging ins Schlafzimmer. »Das Beste, was ich habe, Schatzel … das Hemd mit den Biesen, die schwarzen Juchtenstiefel, die schwarzen Reithosen und den hellgrauen Rock.« Er betrachtete seinen nackten Oberkörper im Spiegel und rieb sich die Brust. »Soll ich noch baden?«
    »Es ist heiß draußen, und, wenn man verschwitzt ankommt …«
    Kochlowsky badete also, zog dann sein bestes Reitzeug an, sattelte Reckhardt von Luisenhof, der wie jeden Tag gebürstet und gestriegelt, mit glänzendem Fell im Stall stand, und ritt nach Schloß Amalienburg.
    Kammerdiener Emil Luther – wer sonst! – öffnete das Portal. Er verzog keine Miene, als sei Kochlowsky ein Gegenstand, den man abgab.
    »Man erwartet mich, du Schleimlecker!« sagte Kochlowsky genußvoll.
    »Ich weiß. Der Herr mögen sich etwas gedulden …«
    »Was muß ich?« Kochlowskys Stirnader schwoll an. »Wo ist

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