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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hofköchin der polnischen Königin, servierte das im Schloß als Nachtisch. Wir essen es als Hauptgericht. Grütze ist billig und stopft den Magen.«
    »Auch deswegen bin ich gekommen.« Maltitz blieb an der Haustür stehen. »Kann ich in Gegenwart Ihrer Frau sprechen, Herr Kochlowsky?«
    »Sophie ist ein Engel, ich habe sie nicht verdient.«
    »Darüber wollen wir jetzt nicht in Streit geraten.«
    Sie gingen ins Haus. Sophie begrüßte Pastor Maltitz und sah in ihrer weißen, mit Rüschen besetzten Schürze wie eine große Puppe aus. Als sie sich für ihr Fernbleiben vom Gottesdienst entschuldigen wollte, winkte Maltitz ab.
    »Es war klug so, Sophie! Es gibt genug Klatsch in der Stadt.«
    »Man sollte sie alle mit Jauche übergießen!« knurrte Kochlowsky. Er wartete, bis Sophie Gläser und die Flasche Sherry gebracht hatte, und goß dann ein. »Aber nur ein Glas, Herr Pastor«, sagte er dabei. »Wir müssen sparen. Sherry wird ein Luxus sein, auf den man verzichten kann.«
    Sie tranken ein Schlückchen, um den Genuß in die Länge zu ziehen, und setzten sich dann. Maltitz räusperte sich mehrmals, es war schwer, den richtigen Anfang zu finden.
    »Soll ich mich beim Grafen für Sie verwenden, Leo?« fragte er dann geradeheraus.
    »Nein!« antwortete Kochlowsky hart und entschieden.
    »Und warum nicht?«
    »Erstens hat es keinen Sinn, zweitens kotzt mich Wurzen an, und drittens kann von mir keiner verlangen, daß ich etwas bereue.«
    »Mein Gott, Sie sturer Klotz! Vor Gott werden Sie alles bereuen müssen!«
    »Mag sein, aber den brauche ich auch nicht um Arbeit zu bitten.«
    »Als Sie das mit Förster Cranz getan haben, müssen Sie von Sinnen gewesen sein.«
    »Nein! Ich sah die hohen Brennesseln und wußte sofort: Das ist es! Ich war ganz klar bei Sinnen. Er wollte mir Sophie wegnehmen, Herr Pastor …«
    »Das ist doch nicht wahr!«
    »Elfmal ist er mit ihr durch die Wälder gefahren.«
    »Das ist doch kein Verbrechen!«
    »Warum dann heimlich, wo doch jeder wußte, daß ich bis neun Uhr abends in der Ziegelei arbeite? Wer etwas heimlich tut, hat was zu verbergen!«
    »Sie hatten nie kleine Geheimnisse vor Ihrer Frau? Harmlose Geheimnisse?«
    »Nein.«
    »Und die monatlichen Zahlungen über mich an Plumps …«
    »Das ist etwas anderes.«
    »Wieso? Sie wollen anonym bleiben, weil Sie sich schämen, ein weiches Herz zu haben …«
    »So ein Blödsinn«, knurrte Kochlowsky.
    »Und Sophie sagte nichts von ihren harmlosen Ausfahrten, weil sie Angst vor Ihrem Jähzorn hatte. Mit Recht, wie man im nachhinein sieht.«
    Maltitz nahm wieder ein Schlückchen Sherry. »Die Zahlungen an Plumps hören ja nun auf.«
    »Nein.«
    »Woher denn? Sie brauchen von jetzt an jeden Pfennig selbst. Wenn sie am Sonntagmittag schon Grütze essen …«
    »Reden Sie nicht über Königsgrütze, von der Sie nichts verstehen, ich rede ja auch nicht über Gott. Plumps bekommt sein monatliches Geld. Daran wird sich nichts ändern.«
    »Und wenn Sie wegziehen? Das werden Sie doch?«
    »Es gibt eine Post, Herr Pastor. Sind Sie deswegen gekommen?«
    »Auch. Vor allem aber, um Ihnen zu sagen, daß dieses ganze Unglück nicht hätte geschehen brauchen. Ich möchte Ihnen helfen, Leo.«
    »Versuchen Sie es mit einigen Psalmen und Hosiannah-Rufen …«, sagte Kochlowsky bitter. »Vielleicht kommt dann vom Himmel ein Hinweis, wo eine freie Stelle ist. Noch besser wäre, Sie lesen das ganze Buch Hiob vor … das paßt zu mir.«
    »Kaum! Hiob haderte nur mit Gott … Sie haben Streit mit der ganzen Welt …« Maltitz sah Kochlowsky ernst an. »Wenn Sie irgendwo mal einen Leumund brauchen, geben Sie mich an!«
    »Sie?«
    »Verwundert Sie das?«
    »Schon! Ist das die praktizierte Tat ›Liebet eure Feinde!‹?«
    »Sie machen es einem verdammt schwer, Leo. Was kann ich sonst für Sie tun?«
    »Nichts. Ich bin Manns genug, meine Familie zu ernähren. Doch, ja, Sie können jetzt gleich sagen, daß Ihnen die Krakauer Königsgrütze schmeckt.« Kochlowsky griff zur Sherryflasche. »Noch einen Halben, Herr Pastor. Wir haben im polnischen Grenzland gelernt, alles miteinander zu teilen.«
    Am Nachmittag kam neuer Besuch. In einer feinen Kalesche mit Kutscher fuhr der Möbelfabrikant Amandus Weißig vor. Das Los hatte ihn ausersehen. Voll Sorge um die Zukunft hatte in Form eines Sonntagsfrühschoppens der Club der Blandine-Geschädigten getagt. Weißig war der Arme, den das Los zu Kochlowsky schickte. Freiwillig wollte das keiner mehr unternehmen.
    Amandus Weißig,

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