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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vorbei. Ich habe uns aus dem Paradies vertrieben. Ich selbst!
    Wie sage ich es Sophie?
    Aber sollst du, Leo Kochlowsky, jetzt zu Kreuze kriechen?
    Nie und nimmer!
    Wohin wir auch kommen – einen Kochlowsky kann man nicht zerbrechen!
    Er beugte sich über den Hals des Pferdes und tätschelte seinen Kopf.
    »Und du kommst auch mit«, sagte er laut.
    Dann winkte er seiner Frau zu, die mit Wanda auf dem Arm in den Garten kam. Es war ein Anblick, der ihm die Tränen in die Augen trieb.
    Vom Tage der Aussprache an betrat Kochlowsky die Tonwerke nicht mehr, obgleich er noch drei Monate lang in deren Gehalt stand. Graf Douglas hatte auf dieser Frist bestanden; Kochlowsky ahnte, daß es nur Sophies wegen geschah. Ein Vierteljahr ohne Geld fraß viel von den Ersparnissen auf.
    Kochlowsky saß in diesen Wochen meistens im Garten auf der weißlackierten Bank, den Spitz Jacky zu Füßen, und starrte in die Landschaft. Es zeigte sich, daß in ganz Wurzen und Umgebung nur noch ein Mensch zu ihm hielt, wo früher jeder vor ihm tief den Hut gezogen hatte, wenn auch mit saurer Miene: der kleine, dicke, ständig von ihm beleidigte Theodor Plumps.
    Schon zwei Tage nach Kochlowskys Entlassung stand er abends am Haus und bot sich an, im Garten und wo er sonst gebraucht würde zu helfen. Der Gärtner der Ziegelei ließ sich ebenso nicht mehr blicken wie die halbtägige Haushaltshilfe – von heute auf morgen war aus Kochlowsky ein Ausgestoßener geworden. In Wurzen kursierten die wildesten Gerüchte: Kochlowsky habe den Förster Cranz Brennesseln essen lassen, er habe ihn gezwungen, sich mit dem Unterleib in den Nesseln zu wälzen, ja, er habe ihn mit Bündeln von Brennesseln ausgepeitscht … Willy Cranz sei seelisch zerstört und für sein ganzes Leben gebrandmarkt, so jung schon ein Wrack. Warum griff hier die Polizei nicht ein? Warum klagte man diesen Satan nicht an? Hinter Gitter müßte er kommen. Ja, es wäre nur ein Zufall gewesen, daß er Cranz nicht ermordet hätte! Dieser polnische Totschläger!
    »Wie und wo kann ich helfen?« fragte Plumps an diesem Abend.
    »Indem Sie mir Ihren Anblick ersparen«, antwortete Kochlowsky. Plumps hatte nichts anderes erwartet, sprach mit Sophie und begann dann, die Gemüsebeete zu gießen und Unkraut zu jäten.
    »Was Sie da tun, ist idiotisch!« schrie Kochlowsky durch den Garten. »Ernten wird ein anderer! Arbeiten Sie etwa schon für den?«
    Berta Plumps kam viermal in der Woche, um Sophie zu helfen … Sie ging von Wurzen zu Fuß über die Landstraße, dafür brauchte sie fast zwei Stunden, und nach dem Mittagessen machte sie sich wieder auf den Heimweg, um am Abend ihrem Mann ein gutes Essen vorsetzen zu können. Sonntags brachte sie noch den ältesten Sohn – er war in der Schreinerlehre – und die älteste Tochter mit, die als einzige der Plumpskinder das Lyzeum in Wurzen besuchte, weil sie so begabt war und Pastor Maltitz sie dem Schulkollegium empfohlen hatte.
    »Sie müssen sich schonen, Frau Kochlowsky!« befahl Berta Plumps. »So jung und zart und das zweite Kind unter dem Herzen! Nur keine schwere Arbeit, bloß das nicht!«
    Überhaupt Sophie – sie hatte sich fabelhaft benommen.
    Als Kochlowsky an diesem verhängnisvollen Tag endlich vom Pferd stieg, es in den Stall führte, abschirrte und dann ins Haus trat, war wie immer der Tisch gedeckt, mit einem Blumenstrauß in der Mitte, und aus der Küche duftete es nach Rindsrouladen mit Zwiebelfüllung. Nur die Kartoffeln waren noch nicht gekocht, denn Leo war früher als sonst aus den Tonwerken gekommen.
    »Du siehst müde aus, Leo«, sagte Sophie und hängte den Rock an die Garderobe. »War das wieder ein heißer Tag …«
    »Ja!«
    Bei dieser knappen Antwort beließ es Kochlowsky, wusch sich die Hände und das Gesicht und kam an den Tisch zurück. Die kalte Borschtsch-Suppe leuchtete schon rot im tiefen Teller. Ein Essen ohne Suppe ist wie eine Geige ohne Klang, das hatte Wanda Lubkenski, Erste Köchin des Fürsten Pleß, der kleinen Mamsell Sophie schon am ersten Tag mit ins Leben gegeben.
    Kochlowsky setzte sich, rührte mit dem Löffel in der Borschtsch herum und legte dann den Löffel wieder zur Seite. Sophie sah ihn nachdenklich an.
    »Möchtest du noch saure Sahne dazu, Leo?« fragte sie.
    »Es wird sich vieles ändern. Wir werden künftig viel polnische Grütze und Kohl essen. Das Fleisch wird für die Feiertage sein.« Er hob den Kopf. Sein Blick war traurig und schien um Verständnis zu betteln. »Grütze ist sehr gesund,

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