Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
brachte von zu Hause ein Kissen mit und thronte von nun an auf einem mächtigen, unverrückbaren Ziegelsitz. Als Hammerschlag sofort zum Gegenschlag ausholen und ihm die Ziegel in Rechnung stellen wollte, erlitt er eine weitere Niederlage: Es waren beschädigte, unverkäufliche Ziegel gewesen, die man ohnehin weggeworfen hätte.
    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Hammerschlag kaufte bei dem einzigen Möbelhändler von Herzogswalde einen neuen Schreibtischsessel und ließ die Rechnung an Kochlowsky schicken. Prompt gingen Sessel und Rechnung an den Händler zurück mit dem Vermerk: »Ich habe nichts bestellt.«
    Auch ein Schreiben Hammerschlags an Kochlowsky, das in dem Satz gipfelte: »Ich verbiete Ihnen, sich in der Ziegelei geschäftsschädigend zu benehmen …« , ging zurück mit der Randbemerkung: »Sie können mir gar nichts verbieten, nicht einmal, daß ich in Ihnen einen Hohlkopf sehe!«
    Willibald Hammerschlag jubelte. Er fuhr mit dem Brief nach Dresden zu einem Rechtsanwalt, in der Gewißheit, Kochlowsky jetzt verklagen zu können. Aber erneut irrte er sich. Der Anwalt machte ihm klar, daß es jedem freigestellt sei, über eine Person etwas zu denken, solange man es nicht an die Öffentlichkeit bringe. Ja, wenn Kochlowsky den Hohlkopf in Gegenwart Dritter ausspräche, dann hätte man Grund – aber so? Aussichtslos! Hammerschlag zweifelte diese Rechtsauskunft zwar an, aber er ließ sich dennoch nicht auf eine so unsichere Sache ein.
    Je härtere und verbissenere Formen der Kampf zwischen Kochlowsky und Hammerschlag annahm, um so beliebter wurde Sophie, das kleine Frauchen, in Herzogswalde. Die Händler brachten ihr die Waren selbstverständlich ins Haus, und da sie nun im siebten Monat war, was bei einer so zierlichen Person besonders deutlich in Erscheinung trat, bemühte sich auch die Hebamme des Ortes um sie und erteilte ihr gute Ratschläge. Auch der Arzt von Herzogswalde, ein richtiger Landdoktor, der seine weit verstreuten Patienten auf einem Pferd besuchte, die Arzttasche hinter dem Sattel festgeschnallt – und das bei Wind und Wetter, bei Hitze und klirrender Kälte –, zeigte seine helle Freude daran, daß mit Leo Kochlowsky endlich der Mann gekommen sei, der es dem widerlichen Hammerschlag zeigen würde.
    Es war verblüffend und kaum zu begreifen, daß es auf der Welt einen Menschen gab, der in den Augen seiner Mitmenschen noch hassenswerter war als Kochlowsky. Man muß allerdings dabei berücksichtigen, daß Kochlowsky erst sieben Wochen in Herzogswalde war!
    Von all diesen Querelen hatte Baron von Finck keine Ahnung. Wöchentlich zweimal besuchte er Sophie im neuen Haus, aber nicht, um sich mit ihr zu unterhalten, sondern um Reckhardt von Luisenhof zu sehen und zu bewundern. Jetzt im Winter ritt Kochlowsky nicht zur Ziegelei, sondern hatte eine geschlossene Kutsche mit einem Kutscher zur Verfügung, der ihn morgens abholte und abends zurückbrachte und auch tagsüber für ihn bereitstand.
    Das schöne Pferd sah den Baron von Finck aus bösen Augen an. Selbst wenn Finck ihm eigenhändig Hafer in den Trog schüttete, Wasser nachfüllte oder Heu in die Krippe trug, mußte er sehr aufpassen, um von Reckhardt nicht getreten oder gebissen zu werden.
    »Das ist ein Satansbiest«, sagte Finck anerkennend zu Sophie, »aber es gibt kein Pferd, das unreitbar ist! Ihr Mann sitzt ja schließlich auch drauf! Ich werde es ebenfalls schaffen.«
    Er versuchte es zweimal, jeweils an einem Sonntag, in Gegenwart von Kochlowsky. Es war ein kurzes Vergnügen. Vom Aufsitzen bis zum Aus-dem-Sattel-Fliegen waren keine drei Minuten vergangen. Baron von Finck saß dann hinterher im großen Wohnzimmer, trank ein Glas Glühwein und erzählte aus seiner Kavalleriezeit. Nur einmal fragte er beiläufig:
    »Was haben Sie mit Hammerschlag, Kochlowsky?«
    »Ich? Nichts, Herr Baron. Er ist ein verschlossener Mensch.«
    »Der beste Rentmeister, den ich kenne!«
    »Bestimmt …«
    »Sie sollten Freunde werden.«
    »An mir liegt's nicht.« Kochlowsky bewunderte die Ahnungslosigkeit des Barons und empfand so etwas wie Mitleid. Wenn Hammerschlag wollte, konnte er den Baron um riesige Summen betrügen, ohne daß dieser etwas merkte. Vielleicht tat Hammerschlag das auch und witterte in Kochlowsky die Gefahr, entdeckt zu werden. War das vielleicht der Grund seines Hasses?
    An einem Sonntagnachmittag kam der Pfarrer von Herzogswalde zu Besuch. Er brachte Wanda buntbemalte Holzbausteine mit, Sophie ein neues Gesangbuch und

Weitere Kostenlose Bücher