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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Stiefel die Reitgerte hervor und ließ sie durch die Luft zischen. Hammerschlag rührte sich nicht von der Stelle.
    »Das wagen Sie nicht …«, sagte er heiser.
    »Wer sollte mich abhalten?« antwortete Kochlowsky gepreßt.
    »Sie haben gestern das Haus eingeräumt! Schicken Sie den Bahnwaggon erst gar nicht weg … Sie werden ihn schnell wieder brauchen! Hier bleiben Sie nicht lange.«
    »Das bestimmen nicht Sie, Herr Hämmerlein …«
    Hammerschlag atmete tief und laut durch. Seine empfindlichste Stelle war die Verfälschung seines Namens. Es war bekannt, daß ein Gärtner fristlos entlassen worden war, weil er ihn – völlig ahnungslos – Hammerschlacht genannt hatte. Es war ein Hörfehler gewesen. Aber Hämmerlein hatte bisher noch niemand zu sagen gewagt. Das war unerträglich.
    »Sie sind ein Idiot!« sagte er fast mitleidig. »Hier auf der Domäne, wozu auch die Ziegelei gehört, ist nicht der Baron der wichtigste Mann, sondern ich habe das Sagen! Betriebsleiter klingt gut, aber in Wirklichkeit sind Sie nur ein kleiner Schreibtischkacker! Alles umstellen und modernisieren wollen Sie hier? Wer genehmigt Ihnen dafür das Geld? Ich! Nicht der Baron – dem fehlt jeglicher Überblick. Er jagt, er reitet, er reist durch die Lande, und solange er das finanzieren kann – ich ihm das finanzieren kann! –, ist er zufrieden und glücklich.« Hammerschlag ging an Kochlowsky vorbei und blieb an der Tür stehen. »Wenn Sie auch nur einen Funken Intelligenz haben, packen Sie jetzt Ihre Sachen wieder ein und verlassen schnellstens Herzogswalde. Solange ich hier bin, werden Sie gegen einen Betonwall anrennen! Das hält auch Ihr Dickschädel nicht aus!«
    »Warten wir es ab!« Kochlowsky sah Hammerschlag mit einem schrägen Lächeln an. »Es hat noch keinen gegeben, der einen Leo Kochlowsky aus den Stiefeln geholt hat.«
    »Nur geflüchtet ist er … aus Pleß … aus Wurzen … und schnellstens auch aus Herzogswalde!«
    Mit einem tiefen, grunzenden Lachen entfernte sich Hammerschlag. Kochlowsky atmete tief durch, ging dann zu seinem Schreibtisch, nahm den Sessel, auf dem Hammerschlag gesessen hatte, hob ihn hoch und warf ihn zum Fenster hinaus auf den Hof der Ziegelei. Hammerschlag, der gerade zu seinem Einspänner ging, fuhr herum, als habe hinter ihm eine Granate eingeschlagen.
    »Was soll das?« brüllte er.
    »Ich sitze nicht auf einem Möbel, auf dem Ihr Arsch geklebt hat!« brüllte Kochlowsky zurück. »Ich will mich nicht anstecken!«
    Mit knirschenden Zähnen ging Hammerschlag seines Weges. Aber dieser Auftritt sprach sich in Windeseile in der Ziegelei herum: Kochlowsky hat es dem Hammerschlag aber gegeben! Bisher ist er der einzige, der es wagt, gegen ihn anzutreten.
    Das machte Kochlowsky sofort bei der ganzen Belegschaft beliebt. Wie er auch sein mochte, und was man so alles von ihm gehört hatte – er war gegen Hammerschlag, das Ekel, und dabei mußte man ihn voll unterstützen.
    Kochlowsky merkte dies, als er die Herren von der Buchhaltung, vom Verkauf und die Handwerksmeister zu sich in die Geschäftsleitung bestellte, um ihnen den neuen Kurs der Ziegelei zu erläutern.
    Sie verbeugten sich alle tief, hatten erwartungsvolle Gesichter und nahmen es hin, daß Kochlowsky seine Rede mit dem Satz eröffnete:
    »Bisher war das hier ein Saustall … wir werden einen Musterbetrieb daraus machen, auch wenn Ihnen dabei die Schwarte dampft …«
    Zwei Monate sind eine lange Zeit, wenn man tagtäglich um sich schlagen muß. Sophie bekam von alledem nichts mit – noch gab es hier keinen Plumps, der ihr das Neueste aus der Ziegelei erzählte. Willibald Hammerschlag hatte sich bei den Kochlowskys noch nicht blicken lassen, wohl wissend, daß er sofort hinausgeflogen wäre. Außerdem interessierten ihn Frau und Kind Kochlowsky überhaupt nicht – sie waren nur Anhängsel eines Gegners, den es zu vernichten galt.
    Es stellte sich als wahr heraus, daß Baron von Finck sich sehr wenig um seine Betriebe kümmerte und Willibald Hammerschlag wirklich der einzige war, dessen Wort etwas galt. Man kam an ihm nicht vorbei, über seinen Schreibtisch lief alles.
    Natürlich auch der neue Schreibtischsessel von Kochlowsky. Auf dem Rand des ›Anforderungsscheins‹ vermerkte Hammerschlag: »Es war einer da. Von einem natürlichen Verschleiß ist mir nichts bekannt. – Abgelehnt!«
    Auf Kochlowsky machte das keinen Eindruck. Er ließ sich von seinen Arbeitern einen breiten Hocker aus Ziegeln bauen, legte ein Kalbfell darüber,

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