Kölner Kreuzigung
Regiment gelandet waren. ›Damit du auf ihn aufpasst‹, hatte sie ihm noch eingeschärft. Und ja, er hatte auf seinen Cousin aufgepasst, mehr als einmal. Jetzt wollte er etwas von ihm zurückhaben. Er brauchte ihn für diesen Coup und er bezahlte ihn gut dafür.
»Ich lass dich auch nicht hängen!« Josef Meingold schnippte die Zigarette aus dem Fenster und drehte sich zu Schulz um. »Gut.« Mehr sagte er nicht.
Schulz wartete noch einen Moment, bevor er kurz nickte. »Machen wir weiter wie geplant?«
»Wie geplant«, echote Meingold und nickte nun seinerseits. Schulz stieg aus und ging zu dem hinteren Wagen. Er musste seinem Komplizen vertrauen. Was blieb ihm anderes übrig. Vorerst.
12
Kaum hatte Paula Wagner das Gespräch mit Julia Stolz’ Maskenbildnerin Jessica beendet, klingelte ihr Handy. Bergkamp meldete sich mit einem verärgerten Unterton in der Stimme. Paula Wagner hörte im Hintergrund leise Musik und Geschirrklappern. Ihr Chef gönnte sich eine Auszeit in irgendeinem Café in der Innenstadt. Sie wusste nie so genau, ob sie ihm diese kleinen Freiheiten gönnen oder ob sie sich darüber ärgern sollte. Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass es sie vor allem ärgerte, dass sie sich diese Freiheiten nicht gestattete.
»Diese LaBaisse ist eine Fehlinformation. Wenn sie nicht komplett alle Bücher und Kontoauszüge gefälscht hat, ist an den Gerüchten, die uns Jan Martinez untergeschoben hat, nichts dran. Finanzielle Probleme hatte Alberti allerdings trotzdem immer mal wieder, sagt sie.«
»Sie hat dir ihre Bücher gezeigt?«
»Anstandslos.«
»Erstaunlich.« Paula Wagner fragte sich insgeheim, ob diese Kooperationsbereitschaft eventuell von etwas anderem ablenken sollte. Hatten sie bei der LaBaisse irgendetwas übersehen? Oder machte sie der Job langsam paranoid, weil sie hinter allem eine falsche Absicht vermutete? Sie schob diese Gedanken beiseite und gab Bergkamp eine Übersicht, was sie herausgefunden hatte.
»Wenn Alberti seine Finanzen frustriert haben, dann hat er das wohl auch an seiner Freundin ausgelassen. Ihre Maskenbildnerin wollte erst nichts sagen, aber schließlich hat sie doch zugegeben, dass sie ein paar Mal blaue Flecken überschminkt hat. Sie hat es Alberti wohl auch gesteckt, dass sie Bescheid weiß.«
»Und wie hat er reagiert?«
»Er hat sie angeschrien, vor versammelter Mannschaft zur Sau gemacht und zwei Wochen lang bei den Dreharbeiten schikaniert.«
»Ein Schätzchen, unser Sunnyboy!«
»Allerdings. Blaue Flecken musste diese Jessica Schmitz danach nicht mehr überschminken.«
»Also hat er sich zusammengerissen.«
»Keineswegs. Er hat Julia Stolz sogar noch am selben Abend windelweich geprügelt. Aber ins Gesicht geschlagen hat er sie nie wieder. Schmitz hat erzählt, sie habe Blutergüsse auf dem Rücken der Stolz gesehen.«
»Das kenne ich von meinen Zeiten bei der Sitte. Zuhälter schlagen ihren Nutten auch so gut wie nie ins Gesicht. Sie sollen ja hübsch sein.«
»Ich vermute, er wollte einfach kein weiteres Aufsehen erregen.«
»Hältst du ihn für fähig, einen Mord zu begehen und sich anschließend selber zu erschießen?«
»Ich weiß es nicht. Es klingt zu einfach. Zu dumm.«
»Die meisten Morde sind dumm.«
»Da sagst du was. Wo willst du jetzt hin?«
»Ich werde mit dem Mann reden, der Alberti die Waffe verkauft hat.«
»Drogen, illegale Waffen, gewalttätig. Für mich zeichnet sich da ein sehr klares Bild.« Staatsanwalt Thomas Stein saß hinter seinem Schreibtisch, die Krawatte saß tadellos. »Gibt es irgendetwas, das dagegen spricht, dass Christian Alberti erst seine Freundin und dann sich selbst umgebracht hat?«
Die Frage war an Volker Brandt gerichtet, der neben Hannes Bergkamp saß. Paula Wagner lehnte am Fensterbrett. Bergkamp hatte ihr seinen Stuhl angeboten, doch sie hatte abgelehnt. Brandt zögerte mit der Antwort. Wie Wagner wusste, legte sich der Rechtsmediziner ungern fest. Außer in seinem Urteil über Kollegen. Paula sah, wie er sich am Kinn kratzte und auf einen Punkt oberhalb des Staatsanwalts starrte.
»Wir können es nicht wirklich ausschließen, würde ich sagen. Wir können es auch nicht beweisen. Es ist möglich, die Schusswunden, die Einschusswinkel, das passt schon alles irgendwie. Aber es ist alles nicht zwingend.«
»Haben Sie etwas Besseres anzubieten?«
Der Mediziner schüttelte den Kopf.
Steins Telefon klingelte. Obwohl niemand etwas sagte, forderte er sie mit einer abwehrenden Handbewegung zum
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