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Kölner Kreuzigung

Kölner Kreuzigung

Titel: Kölner Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wollte.«
    »Daran erkennen Sie die Verhörexperten, Staatsanwalt. Wenn diese Leute könnten, wie sie wollten, würden sie vermutlich aus jedem ein Geständnis herausfoltern.« Brandt grinste Bergkamp breit an. Der ignorierte das Grinsen und blickte zu Paula Wagner am Fenster.
    »Du meinst, der Täter hat Brock ans Kreuz genagelt, um ihm etwas zu entlocken, weil er etwas von ihm wissen wollte?«
    »Genau das denke ich.«
    »Das wäre möglich. Aber was könnte das sein? Und hat er erfahren, was er wissen wollte?« Bergkamp zuckte mit den Achseln.
    »Hören wir einfach weiter, was unser Doktor uns zu sagen hat. Vielleicht können wir da noch etwas lernen. Über Verhörmethoden.« Brandt ignorierte nun seinerseits Bergkamps Bemerkung.
    »Also gut. Eine Stunde etwa lag das Kreuz mit dem aufgenagelten Opfer auf dem Boden. Irgendwann nimmt der Täter, einmal oder mehrmals, den Knebel aus dem Mund, dann richtet er das Kreuz mithilfe einer provisorischen Seilwinde auf, die er über ein paar Äste der benachbarten Bäume gebaut hat – clever übrigens, der Kerl ist nicht dumm. Wahrscheinlich war das Opfer da schon tot. Gestorben übrigens an einem Herzinfarkt.«
    »Also war es nicht die Kreuzigung, die ihn umgebracht hat?«
    »Indirekt schon. Aber der Tod trat definitiv nicht durch die Verletzungen ein. Das wäre erst nach einigen Stunden der Fall gewesen.«
    »Wenn wir einmal weiter davon ausgehen, dass der Täter etwas aus Brock herausfoltern wollte, dann heißt das, dass er entweder erfahren hat, was er wissen wollte, oder dass ihm Brock unter der Folter weggestorben ist.«
    »Richtig.«
    »Wenn Ihre These stimmt, handelt es sich nicht um einen Racheakt oder einen Ritualmord oder etwas Ähnlichem, sondern um ein gezieltes Verbrechen. Das erscheint mir abwegig. Wer würde einen solchen Aufwand betreiben und sich fast mitten in der Stadt einem so großen Risiko aussetzen, entdeckt zu werden?«
    »Vielleicht steckt von allem etwas in diesem Verbrechen«, wandte Paula Wagner ein. »Ich habe mich einmal näher mit Gunter Brock und mit seinem Mitarbeiter Marius Sandmann beschäftigt. Sandmann ist ein ausgewiesener Mittelalterexperte, er hat sich für mittelalterliche Gewaltdarstellung interessiert und da spielt die Kreuzigung Christi, wie wir alle wissen, eine große Rolle. Vielleicht ist da einfach die Faszination für eine bestimmte Form der Gewalt mit jemandem durchgegangen?«
    »Ich gebe zu, das ist ein Indiz. Aber haben Sie auch Beweise, mit denen ich vor die Presse treten kann, ohne dass die mich in zehn Minuten zerfleischen?« Die drei Männer blickten Paula Wagner an. Sie schwieg. »Liefern Sie uns Beweise, Frau Wagner.«
    Paula Wagner wandte sich an Volker Brandt. »Wir sollten vielleicht noch einmal den Tatort nach verwertbaren Spuren absuchen. Eventuell finden wir etwas, das Sandmann mit dem Ort in Verbindung bringt.«
    »Ich weiß nicht, ob das sinnvoll ist, wir haben den Tatort nun wirklich gründlich abgesucht. Da dürfte nichts mehr zu holen sein.«
    »Zumal es auch denkbar wäre, dass die neuen Spuren erst nach unserer ersten Untersuchung dort gelandet wären.«
    »Dann würde mich die Presse auf jeden Fall zerreißen.«
    »Dennoch sollten wir Marius Sandmann nicht aus den Augen lassen.«
    »Das tun wir auch nicht, keine Sorge. Aber Sie sagten, Sie hätten auch noch etwas zum Opfer?«
    »Allerdings.« Paula Wagner verließ ihren Platz auf der Fensterbank. Nachdem sie zuletzt in der Defensive gelandet war, konnte sie nun wieder Punkte sammeln. »Brock hat ein hochinteressantes Polizeiregister. Eigentlich erstaunlich, dass er eine Lizenz als Privatdetektiv bekommen hat.«
    »Das lief wohl damals über das Kaufhaus«, sagte Stein.
    »Verstehe. Jedenfalls hat Brock von 1977 bis 1991 in Berlin gelebt. Sieben Jahre davon war er Rausschmeißer und Türsteher in einigen höchst fragwürdigen Lokalitäten. Sein Name taucht in mehreren Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung, Zuhälterei und Vergewaltigung auf.«
    »Ist er verurteilt worden?«
    »Nein, das nicht. Er ist in zwei Fällen als Zeuge aufgetreten.«
    »Also vielleicht doch ein Racheakt aus dem Rotlichtmilieu. Wir sollten diese Spur zumindest nicht außer Acht lassen. Gehen Sie dem weiter nach. Gibt es sonst noch etwas?« Staatsanwalt Stein drängte darauf, die Besprechung zu beenden.
    »Eine Kleinigkeit. Brock hatte in einer Ehrenfelder Kneipe Stress mit einer Art religiösem Fanatiker, der sich Lucca Matteo nennt.« Brandt schnaubte kurz. »Schöner

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