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Kölner Kreuzigung

Kölner Kreuzigung

Titel: Kölner Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Name, und sein Zwillingsbruder heißt dann Giovanni Marcus?« Stein blickte Brandt fragend an. »Die vier Evangelisten: Lukas, Matthäus, Markus und Johannes.«
    »Also ein falscher Name?« Paula Wagner schaute angestrengt aus dem Fenster, damit der Staatsanwalt nicht bemerkte, dass sie fassungslos die Augen verdrehte.
    »Zumindest haben wir nichts über einen Lucca Matteo.«
    »O. K., gehen Sie dem nach. Aber fürs Erste konzentrieren wir uns auf den Detektiv und diese Rotlichtgeschichte. Ich denke, das wird uns weiterbringen.« Stein erhob sich, Brandt und Paula Wagner, die zwischenzeitlich wieder ihren Platz auf der Fensterbank eingenommen hatte, taten es ihm gleich. Nur Bergkamp blieb sitzen.
    »Was ist eigentlich, wenn dieser Sandmann uns die Wahrheit gesagt hat? Wenn er und sein Chef wirklich auf der Suche nach diesem Kreuzigungsgemälde waren und die Tat damit in Zusammenhang steht?«
    »Was soll dann sein? Dann werden wir es herausfinden.«
    »Das meine ich nicht, Paula. Wenn Sandmann die Wahrheit gesagt hat und der Täter etwas von Brock wollte, aber es nicht bekommen hat, dann wird er sich eine neue Quelle suchen müssen.« Paula Wagner schaute Bergkamp an. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. »Dann schwebt Sandmann in Lebensgefahr.« Stein schaute auf die Uhr.
    »Darum können wir uns jetzt nicht auch noch kümmern. Liefern Sie mir etwas Konkreteres.« Demonstrativ stellte der Staatsanwalt seine Aktentasche auf den Tisch. Nun erhob sich Bergkamp, und gemeinsam verließen die vier das Büro des Staatsanwalts.

26
    Marius Sandmann saß im Büro seines toten Chefs und dachte nach. Auf der abgewetzten hellbraunen Schreibtischplatte vor ihm lag das Buch über Kölner Kunst im Krieg neben einem halb aufgegessenen Vollkornbrot mit Salat und einer Flasche Mineralwasser, wieder blätterte er sich durch den Anhang. Wenn es eine Aktennotiz über die Abgabe der Kunstwerke gab, dann musste es auch eine Aktennotiz über die Ausgabe im Museum gegeben haben, und dazu gehörte, so verstand Marius das Buch, eine Art Inventarliste des Transports. Aber nichts Dergleichen fand Marius in den Unterlagen. Es war zwar möglich, dass die Soldaten, die den Transport begleitet und sich möglicherweise bedient hatten, die Unterlagen nicht im Bergischen abgegeben hatten, nichts desto trotz müssten Kopien oder Abschriften im Archiv des Museums zu finden sein.
    Er musste Malven davon überzeugen, ihn ins Archiv zu lassen. Nur wie? Vielleicht versuchte er besser noch etwas anderes? Schließlich gab es jemanden, der im Archiv des Museums geforscht haben musste. Er schlug das Buch zu und schaute auf den Umschlag: ›Kunst im Bombenhagel‹ von Theodor Wirtz. Dann hielt er inne.
    Er saß hier am Schreibtisch seines toten Chefs, hatte sich regelrecht breit gemacht, benutzte sein Auto, sein Büro, seinen Tisch. Mit einem Mal fühlte er sich wie ein Eindringling hier. Brock hatte durchaus Wert auf seine Privatsphäre gelegt, als er noch gelebt hatte, und Marius setzte sich nur wenige Tage nach seinem Tod locker darüber hinweg. Er packte Buch, Flasche und Brot zusammen, sammelte verlegen ein paar Krümel vom Tisch und verließ das Büro, das er hinter sich zuschloss.
    Am Küchentisch klappte er sein Laptop auf, ging ins Internet und suchte nach Theodor Wirtz. Er fand ihn rasch als Professor für mittelalterliche Kunst an der Universität in München. Universitäten waren, was das Internet anging, sehr offen mit den Angaben ihrer Mitarbeiter, also besaß Professor Wirtz auch eine öffentliche Telefonnummer. Marius wählte sie, zu seiner Überraschung meldete sich der Professor selbst. Marius erklärte ihm kurz sein Anliegen, der Professor dachte einen Moment nach.
    »Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich nicht jeden Auslagerungstransport, über den ich vor über 20 Jahren geschrieben habe, im Kopf habe. Helfen Sie mir kurz auf die Sprünge! Wann genau war das?« Marius wusste das Datum mittlerweile auswendig: »29. Juni 1943.«
    Professor Wirtz wiederholte das Datum. »An den Transport erinnere ich mich. Am gleichen Tag kam der Kustos des Museums ums Leben.«
    »Mord?« Marius war hellwach.
    »Mord? Wo denken Sie hin, nein! Er wurde von einer Bombe zerfetzt, als er seine Haustür in der Südstadt aufschließen wollte.«
    »Hätte er nicht in einem Schutzraum sein müssen?«
    »Eigentlich schon, der Keller des Museums diente sogar als provisorischer Schutzraum, aber Rast war dennoch unterwegs.«
    »Haben Sie eine Ahnung

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