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Kölner Kreuzigung

Kölner Kreuzigung

Titel: Kölner Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ran.«
    »Da kann ich dir auch nicht helfen.«
    »Du könntest ihn für mich holen.«
    »Vergiss es.« Friederike schaute auf die Küchenuhr, nahm einen Schlüssel von ihrem Schlüsselbund und reichte ihn Marius. »Hier, das ist der Schlüssel für das Gelände und die Halle. Irgendwo im Kabuff müssten auch noch ein paar Decken liegen. Wenn du morgen gehst, kannst du den Schlüssel in die kleine Lücke legen, die sich in der Ziegelmauer an der Straße befindet. Ich werde nicht allzu früh da sein, also warte nicht auf mich.«
    Marius blieb zunächst noch ein paar Minuten vor dem Haus stehen, bevor er sich auf den Weg zum Atelier machte, und er wartete nicht umsonst. Etwa fünf Minuten, nachdem er das Haus verlassen hatte, schellte ein Mann in Anzug und schwarzem Wintermantel an der Klingel des Hauses. Marius bemerkte, dass der Mann hier nicht zum ersten Mal war, da er ohne hinzuschauen, zielsicher die Klingel von Friederike drückte. Einige Momente später ging in Friederikes Schlafzimmer das Licht an. Er sah den Mann kurz am Fenster, bevor Friederikes nackter Arm die Jalousien herunterließ.
     
    Noch in Gedanken über das Gesehene ging er die Straße hinunter in Richtung Atelier. Wollte er dort wirklich hin? An einen Ort, der mit Friederike Brock verknüpft war und ihn unablässig an diesen nackten Arm erinnerte, den er eben noch gesehen hatte, diesen Arm, der sich vor Kurzem genüsslich an seinen Oberarmmuskeln gerieben hatte und jetzt jemand anderen umschlang?
    Er brauchte eine Möglichkeit, sich abzureagieren, und mitten auf der nächtlichen Straße ließ er sich auf den Boden hinab und begann eine Serie schneller und aggressiver Liegestütze. Seine Muskeln brannten, sein Atem ging schneller, aber er machte weiter. Stur, verbissen, alle schlechten Gedanken, allen Druck wegpumpend. Erschöpft stand er nach zehn Minuten wieder auf. Im ersten Augenblick dachte er, es wäre die Polizei, als er das kalte Metall eines Pistolenlaufs im Nacken spürte.
    »Ganz ruhig bleiben, langsam aufstehen und die Hände hoch nehmen«, sagte eine männliche Stimme hinter ihm. Er kannte diese Stimme, hatte sie schon einmal gehört, aber konnte sie nicht klar zuordnen. Er tat, was man ihm sagte. Der Mann packte Marius’ Arme, drehte sie auf den Rücken und streifte ihm mit einer fließenden, scheinbar routinierten Bewegung ein paar Plastikfesseln über die Handgelenke. Mit einem kurzen Ruck zog er die Fesseln fest, der Schmerz brannte sich in die Gelenke.
    Erst als ihm der Fremde einen dunklen Sack über den Kopf stülpte, wurde ihm klar, dass es nicht die Polizei war, die ihn hier aufgriff. Blind führte der Mann ihn zu einem nahe geparkten Wagen. Als Marius sich bückte, um einzusteigen, schlug der Fremde mit der Waffe zu, bewusstlos sank Marius auf die Rückbank.

36
    Er wusste nicht, wie lange er bewusstlos gewesen war. Langsam erwachte er und versuchte zu erfassen, in welcher Situation er sich befand. In der Ferne hörte er eine Maschine arbeiten, vermutlich eine Säge oder ein Bohrer, so genau konnte er es nicht erkennen. Doch seine unmittelbare Umgebung schien leise zu sein, zumindest hörte er kein Geräusch. Nur langsam klärte sich sein verschwommener Blick und er erkannte eine leere, verfallene Fabrikhalle.
    Seine Hände waren immer noch gefesselt und stützten auf einer Betonmauer vor ihm. Er selbst stand in einem Trog mit gefesselten Füßen und zudem hatte sein Entführer ihn mit einem dünnen Seil an einen Holzpfahl gebunden, sodass er während seiner Bewusstlosigkeit aufrecht stehen blieb. Bis auf ein Tuch um die Hüften war er nackt, und die feuchte Kälte der Halle hatte ihn ein Stück weit ausgekühlt.
    Doch so langsam klärte sich sein Blick und er sah den Mann, der ihn entführt hatte. Er saß auf einem kleinen Klapphocker und betrachtete den Detektiv im Trog, so wie er ein Kunstwerk betrachten würde. Neben sich stand eine Thermoskanne mit Kaffee, in der Hand hielt er einen Becher, aus dem er langsam nippte. Die Pistole lag auf seinem Schoß. Statt des Anzugs, in dem Marius Boris Lenau zuletzt gesehen hatte, trug der Vermögensberater einen schwarzen Overall, jedoch blickte er ihn mit den gleichen analytisch forschenden Augen an wie bei ihrem letzten Gespräch.
    »Das hat ja gedauert, bis du wieder aufgewacht bist.«
    »Glauben Sie, Sie kommen hiermit durch?«
    Lenau grinste kurz.
    »Glaubst du, dass dir das irgendwie hilft, wenn nicht?« Marius versuchte sich in der Halle umzuschauen, allerdings ließ die

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