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Kölner Kreuzigung

Kölner Kreuzigung

Titel: Kölner Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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nicht viel dazu, einen Menschen zu töten oder auch zwei. Wenn man es nur will und vernünftig dabei denkt.«
    Marius dachte an den Stollen zurück und daran, dass es ihm unmöglich gewesen war, den Angreifer auch nur zu schlagen. Die Frage, ob es vernünftig gewesen war, Gunter Brock mitten in Köln an ein Kreuz zu nageln, behielt er für sich. Unnötig, Lenau noch weiter zu reizen, außerdem setzte er auf eine andere Karte. Immerhin wusste er nun, dass Lenau ihn nicht belog.
    »Es gibt noch jemanden, der das Bild sucht!«
    »Wenn er es sucht, dann hat er es genauso wenig wie ich«, antwortete Lenau unbeeindruckt. »Was uns wieder zu unserem Ausgangsgedanken zurückbringt. Wo ist die Kreuzigung?« Mit einem beherzten Schlag versuchte Lenau, Marius den Nagel in die rechte Hand zu hämmern. Aber Marius riss die Hand in einem schlichten Reflex zur Seite, sodass der Nagel an der Seite abrutschte und nur einen tiefen blutenden Riss zurückließ. »Halt still, verdammt noch mal!«
    »Warum diese ganze Inszenierung? Hier und bei Brock?« Lenau hielt kurz inne.
    »Du bist doch vom Fach, oder?« Marius blickte seinen Peiniger fragend an. »Wenn man merkt, dass man etwas kann, etwas richtig gut kann, dann will man sich doch verbessern. Man stellt sich eine neue, schwierigere Aufgabe. Das habe ich schon immer so gemacht. Nur so macht man Karriere. Und die Kreuzigung lag ja quasi auf der Hand.« Bei dem Wort Hand zuckte Marius leicht zusammen, aber Lenau entging das zum Glück. Es schien fast, als wäre er froh, endlich jemanden zu haben, dem er von seinem Werk erzählen konnte. Marius wusste, dass er leben würde, so lange er Publikum war.
    »Aber die Kreuzigung Brocks gab einen deutlichen Hinweis auf das Bild!«
    Lenaus Mundwinkel zuckte kurz. »Ich wusste ja nicht, dass du um das Bild so viel Aufheben machen würdest, und außerdem: Niemand glaubt dir.«
    »Wenn ich genauso bizarr sterbe wie Brock, vielleicht schon.«
    »Dann sucht die Polizei einen wahnsinnigen Serienkiller, keinen kühl kalkulierenden Kunstdieb, und niemand kommt auf die Idee, Alberti und Stolz mit dieser Geschichte in Verbindung zu bringen. Nur ist das die einzige Verbindung zwischen mir und euch. Vor allem aber: Wer sagt, dass man dich findet? Die Idee, dass der Kompagnon des Gekreuzigten kurz nach dessen Ermordung und kurz nachdem er von der Polizei gesucht wurde, spurlos verschwindet, passt mir viel besser in den Kram. Dann suchen sie dich die nächsten Jahre als Mörder, Alberti ermordet Stolz, du ermordest deinen Chef und ich bleibe unbehelligt.«
    »Nur finden Sie das Bild nie, wenn ich tot bin.« Lenau dachte einen Moment nach. Marius vermutete, dass es um mehr ging als nur um das Bild. »Sie haben es bereits verkauft. Aber nicht geliefert.«
    »Du solltest dir nicht meinen Kopf zerbrechen, Sandmann.« Lenau griff nach Marius’ Händen, packte sie, legte sein Knie auf die Handgelenke, sodass Marius die eigenen Hände nicht mehr bewegen konnte, und setzte den Nagel ein zweites Mal an.

37
    Im Polizeipräsidium liefen mittlerweile, ausgelöst vor allem durch die Berichterstattung der Medien, dutzende Hinweise auf Marius Sandmanns Aufenthaltsort ein. Manche hatten ihn am Flughafen gesehen, andere beim Waldspaziergang mit seinem Hund, ein anderer Anrufer schwor Stein und Bein, Marius habe ihn mit einer Waffe im Grüngürtel bedroht.
    Wie erwartet taugten die wenigsten Hinweise etwas, wie Paula Wagner und Hannes Bergkamp rasch feststellten. Nachgehen musste man dennoch den meisten von ihnen. Als eine ältere Dame Paula Wagner erklärte, Marius Sandmann könne unmöglich ein Mörder sein, denn er lebe seit drei Monaten in ihrem Schlafzimmerschrank, raufte sich die Kommissarin das erste Mal die Haare.
    Staatsanwalt Stein hingegen sah sich weniger Hinweisen, sondern vor allem Fragen ausgesetzt. Dass Marius Sandmann scheinbar wie vom Erdboden verschluckt war, war nicht nur ein gefundenes Fressen für die Presse, es warf auch zahlreiche Fragen auf und ließ die Fahndungsarbeit der Polizei in keinem guten Licht erscheinen.
    Immerhin, so der Tenor der aufdringlicheren Presseleute, habe die Polizei ja genug Zeit gehabt, den Detektiv in Gewahrsam zu nehmen. Als durchsickerte, dass sie mit Sandmann bereits gesprochen hatten, fürchtete Stein die Berichterstattung, die er selber forciert hatte, könne eskalieren.
    »Proaktives Handeln ist gefragt«, erklärte er Wagner und Bergkamp, nachdem er diese in sein Büro zitiert hatte. Paula Wagner vermied es, allzu

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