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Kölner Kulissen

Kölner Kulissen

Titel: Kölner Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Pranschke
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jünger gemacht, was, Marco?«
    »Ich …«
    Anselm lässt ihn nicht ausreden. »›mare‹ könnte eine Abkürzung deines Namens sein. Würde ich den nicht kennen, könnte ich auch auf jemanden tippen, der das Meer liebt. Vielleicht trifft auch beides zu. Auf jeden Fall will hier jemand nicht sofort seinen Namen verraten. Das ist ja durchaus löblich. Aber schauen wir mal, was Google findet …«
    Anselm drückt die Enter-Taste.
    »Schau an, du bist also ein Fan von Rosenstolz«, sagt Anselm. »Die Suchmaschine hat deine E-Mail-Adresse in einem Fan-Forum der Band gefunden.«
    Marco lacht. »Das muss ich doch nicht verheimlichen, oder?«
    »Wie du meinst«, sagt Anselm. »Aber wenn nicht alle Welt deinen wirklichen Namen erfahren soll, darfst du deinen Beitrag in diesem Forum nicht mit Marco unterschreiben.«
    »Ist doch nur mein Vorname. So heißen Tausende.«
    »Abwarten … Was haben wir denn noch?«
    Google findet [email protected] im Gästebuch der Website eines Hotels in Ascona am Lago Maggiore.
    »Na, wo du so Urlaub machst«, meint Anselm und genehmigt sich einen großen Schluck Kölsch.
    Marco lehnt sich ein Stück vor und starrt auf den Bildschirm. »Da war ich mit meinen Eltern«, sagt er. »Das ist schon Jahre her.«
    »Das Netz vergisst nichts«, sagt Anselm. »Und wir wissen jetzt, dass unser Rosenstolz-Fan Marco mit Nachnamen Ellert heißt. Hier steht nämlich – in perfektem Italienisch, wie ich anerkennend bemerken möchte –, dass die zwei Wochen im Tessin ganz wunderbar waren, unterzeichnet mit: la famiglia Ellert .«
    Ein Aufschrei geht durch die Kneipe. Paula kann nicht anders, auch sie muss kurz zum Fernseher schauen. Handspiel eines Italieners im eigenen Strafraum, aber der Schiedsrichter gibt keinen Elfmeter. Anselm und Marco starren weiter auf den Bildschirm des Laptops.
    »Und jetzt mal sehen, was wir über Marco Ellert herausfinden«, sagt Anselm und tippt den Namen in die Suchmaschine.
    Marco trinkt sein Weinglas in einem Zug aus.
    »Du arbeitest also im Vertrieb dieses Chemieunternehmens in Wesseling«, sagt Anselm. »Und wir wissen jetzt auch, wie du aussiehst!«
    Paula sieht wieder auf den Laptop. Ein gut gelaunter Marco strahlt sie von einer Firmen-Website an. Unter dem Foto stehen sein vollständiger Name, seine geschäftliche E-Mail-Adresse und die Telefondurchwahl.
    »Also, in der Firma könnte ich dich jetzt schon mal anrufen«, sagt Anselm. »Was ich mir nach einem Blick auf dieses Foto durchaus vorstellen könnte …« Er gibt Marco einen Klaps auf den Oberschenkel und bestellt noch ein Kölsch.
    »Vielleicht solltest du nichts mehr trinken«, sagt Marco.
    »Ach, der Anselm kann was vertragen«, sagt Paula und grinst.
    »Genau«, bestätigt Anselm. »Und jetzt will ich wissen, wo dieser smarte junge Mann wohnt. Da ich schon seinen Arbeitsplatz kenne, versuchen wir es doch erst mal bei der Telekom.«
    Er gibt »Marco Ellert« und »Köln« auf der Website der Telefonauskunft ein.
    Kein Ergebnis. Marco lächelt. Aber Anselm muss nur den Ort löschen und die Suche erneut starten. Sofort zeigt ihm das System sämtliche im Telefonbuch eingetragenen Namensvettern Marcos an. Und Marco selbst.
    »Kein besonders häufiger Name«, sagt Anselm. »Glück für mich – aber Glück gehört schließlich auch dazu. Und nur ein einziger Marco Ellert in dieser Gegend.« Er tippt auf eine Adresse in Bonn. »Swinemünder Straße … das ist in Tannenbusch, oder? Dann bist du mit dem Auto über die 555 ja ganz schnell in Wesseling an deinem Arbeitsplatz.«
    Marco nickt wortlos.
    »Ich kann mir also ziemlich sicher sein, dass ich den Marco Ellert gefunden habe, der von Wesseling aus Chemikalien vertreibt. Und jetzt kenne ich seine Adresse und Telefonnummer. Aber …« Anselm klickt den Telekom-Eintrag an. »Wer ist ›Frankfurter, Lutz‹?«
    Die Kellnerin stellt ein neues Kölsch neben den Laptop. Anselm setzt das Glas an, trinkt es halb leer und schaut dabei Marco in die Augen.
    Der holt Luft. »Mein Ex-Freund«, sagt er. »Lutz ist im April ausgezogen.«
    Anselm stellt das Glas ab. »Na, das ist doch perfekt«, sagt er. »Entschuldigung, ich meine, mit ein bisschen Phantasie kommt man bei der Recherche selbst darauf. Also, auf ein Paar, meine ich. Nicht darauf, dass Lutz dich verlassen hat.« Mit dem Handrücken wischt er sich den Mund ab. »Und jetzt schicken wir verschiedene Kombinationen von Begriffen durchs Netz.«
    Drei, vier Minuten lang tippt Anselm auf der Tastatur herum, ohne ein Wort

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