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Kölner Kulissen

Kölner Kulissen

Titel: Kölner Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Pranschke
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weil meine Frau es sich zu Hause gemütlich gemacht hat?«
    »Gemütlich? Denkst du, ich drehe hier Däumchen? Vielleicht guckst du dich mal um, was ich alles geschafft habe, während ihr einkaufen wart!«
    Sie findet die Auseinandersetzung so überflüssig! Aber um sich abzureagieren, ist ein Streit noch besser als Arbeit. Hanna gibt Marek Vorlagen, um von ihm beschimpft zu werden und dann zurückwettern zu können.
    Nur um Lukas tut es ihr leid. Als er den Apfelsaft beinahe ausgetrunken hat, setzt er die Flasche ab. Er rülpst einmal laut, dann beginnt er zu weinen.
    »Hört auf«, fleht er.
    Hanna will ihn auf den Arm nehmen, um ihn zu trösten. Aber Marek ist schneller. Er drängelt sich an ihr vorbei in die Küche und hebt Lukas hoch. Der schmiegt sich an den Hals seines Vaters und lässt die Saftflasche fallen. Während Marek im Kinderzimmer ihren Sohn beruhigt, fegt Hanna die Scherben vom Küchenfußboden auf.
    Spät am Abend sehnt Hanna auf dem Sofa den Schlaf herbei. Dabei kommt ihr zum ersten Mal die Idee, Marek von den Fotos zu erzählen. Mit wem sonst könnte sie darüber sprechen, wenn nicht mit ihrem Mann? Ihrem Mann, der zwei Räume weiter allein im Ehebett liegt. Und warum ist ihr der Gedanke nicht schon früher gekommen? Sicher wird er sie dazu drängen, ihren Kollegen von dem ungebetenen Gast und der Erpressung zu erzählen. Sie wird antworten, dass das nicht in Frage komme. Und letzten Endes wird es ihre Entscheidung bleiben. Warum also überhaupt ihm etwas erzählen?
    Das ist der Punkt, der sie am meisten beschäftigt: Sie ist sich nicht sicher, ob sie Marek von der Sache erzählen will. Sie muss mit jemandem darüber reden. Aber sie weiß nicht, ob Marek der Richtige ist. Und diese Erkenntnis beunruhigt sie, während vor dem Fenster das Rauschen des Verkehrs nicht nachlässt.
    Am Sonntagmorgen geht Hanna joggen. Sie hat ihre Fitness vernachlässigt. Schlank ist sie noch immer, doch seit Wochen fühlt sie sich kraftlos. Ihr Muskelgewebe ist schlaff, und beinahe täglich entdeckt sie neue Falten. Weniger im Gesicht als an Armen und Rumpf. Die Schauspielerin in dem Film neulich Abend hat bei Cramers Beerdigung jünger als Hanna ausgesehen. Dabei ist sie zwei Jahre älter. Hanna hat ihr Geburtsdatum im Internet recherchiert, nachdem sie mit Marek das Ende des Films angesehen hat. Dass Paula Farkas Marek gefällt, ist nicht zu übersehen gewesen.
    Aber eigentlich rennt sie, um den Kopf freizubekommen. Um sich leerzulaufen. Die Venloer Straße hinunter, quer durch Ehrenfeld, durch den halben Stadtwald und wieder zurück – rund zehn Kilometer.
    Ihr Puls rast, das Blut hämmert gegen ihre Schläfen, sie hat Seitenstechen. Und trotzdem: Sie muss noch immer an die Fotos denken, die der Mann ihr gezeigt hat. Und an den Handel, zu dem er sie genötigt hat. Trotz der Erschöpfung glaubt sie, ihn nun mit bloßen Händen erwürgen zu können.
    Wenige Minuten später stellt sich heraus, dass sie die Gelegenheit dazu nur knapp verpasst hat. Denn als sie, eine Tüte mit frischen Brötchen in der Hand, zu Hause den Briefkasten öffnet, findet sie darin Cramers Adressbuch. Dieselben brüchigen Gummibänder, die Cramer wahrscheinlich seit Jahren benutzt hat, halten es zusammen. Noch im Treppenhaus, keuchend, die Brötchentüte unter einen Arm geklemmt, entfernt sie die Gummis. Sie klappt das Buch auf und staunt. Keine einzige Seite ist herausgerissen. Kein einziger Name ist geschwärzt. Der Mann hat tatsächlich Wort gehalten. Beinahe hasst sie ihn dafür noch mehr. Für seine höfliche Ausdrucksweise und die Pünktlichkeit, mit der er das Buch nun wie versprochen zurückgibt. Für die Selbstverständlichkeit, mit der er seine feige Erpressung als fairen Deal darstellt. Es wäre ihr lieber, er träte nicht in der Rolle des Gentleman-Verbrechers auf. Wäre er doch einfach nur ein brutales Arschloch. Dann würde ihr die Vorstellung, ihre SIG Sauer auf sein Gesicht zu richten und abzudrücken, leichter fallen.
    Am Nachmittag ruft ihre Mutter an. Hanna hat keine Möglichkeit, das Gespräch zu unterbinden, denn Marek geht an den Apparat. Bevor sie sich von ihm verleugnen lassen kann, hat er ihr schon den Hörer in die Hand gedrückt. Wie sollte sie ihm auch erklären, dass sie nicht mit ihrer Mutter sprechen will? Schließlich telefonieren sie fast jeden zweiten Tag miteinander.
    »Ihr wolltet doch zum Kaffee kommen«, sagt Hannas Mutter. »Wo bleibt ihr?«
    Sie habe es vergessen, lügt Hanna. In Wahrheit hat sie Marek

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