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Kölner Kulissen

Kölner Kulissen

Titel: Kölner Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Pranschke
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bestätigt habe.
    »Warum sprechen Sie von einem Alibi?«, will die Schauspielerin wissen.
    »So heißt das nun mal«, sagt Hanna.
    »Verdächtigen Sie mich etwa, Julia getötet zu haben?«
    »Wir müssen sämtliche Spuren überprüfen«, sagt Weyrauch.
    »Dann verraten Sie mir doch mal, was Sie bisher rausgefunden haben.« Paula Farkas sieht von Weyrauch zu Hanna. »Ich wüsste nämlich mindestens genauso gern wie Sie, wer meine Freundin umgebracht hat.«
    Hanna holt Luft, aber Weyrauch ist schneller. In diesem Moment ist Hanna sogar froh darüber. Sie will ein wenig abwarten und die Reaktionen der Frau beobachten. Erst dann will sie sich ins Gespräch einschalten – und ihren Trumpf ausspielen. Weyrauch erzählt, dass seine Kollegen sowohl auf dem Wohnzimmertisch der Ermordeten als auch in ihrer Blutbahn Kokain gefunden haben.
    »Wussten Sie, dass Ihre Freundin kokste?«
    Ja, bestätigt Paula Farkas, sie habe davon gewusst. »Julia war aber bestimmt nicht abhängig. Sie hat das nur gelegentlich gemacht.«
    »Nicht ungewöhnlich in Ihrer Branche, oder?«, fragt Weyrauch.
    Auch das bejaht die Schauspielerin. Dabei rutscht sie auf dem Stuhl ein wenig zurück, um aufrechter zu sitzen. Weyrauch umrundet sie einmal, hinkt zum Fenster und fragt, beiden Frauen den Rücken zukehrend: »Wie war das bei Vico Cramer?«
    »Ja, auch Vico hat gekokst.«
    »Wahrscheinlich auch nur gelegentlich?« Ein ironischer Unterton liegt in Weyrauchs Stimme.
    »Nein«, sagt Paula Farkas. Mit dieser Offenheit überrascht sie Hanna. »Bei Vico war es anders. Er war seit Jahren abhängig.«
    Hoffentlich fragt er sie jetzt nicht, ob sie selbst Drogen konsumiert, denkt Hanna. Erstens würde sie es nicht zugeben, zweitens würde es plump wirken, und drittens glaubt Hanna nicht daran. Aber Weyrauch enttäuscht sie nicht. Er fragt, ob Cramer gedealt habe.
    »Wollten Sie mir nicht Ihre Erkenntnisse über den Tod meiner Freundin mitteilen?«
    »Nein, Sie wollten, dass wir das tun, Frau Farkas.« Weyrauch wendet sich vom Fenster ab. Im Gegenlicht der Vormittagssonne sieht Hanna nur seine Silhouette. »Damit wir uns da richtig verstehen: Sie sind hier, um uns etwas zu erzählen, nicht umgekehrt. Also?«
    Hanna ist einigermaßen überrascht von Weyrauchs Wandlung zum harten Bullen. Irgendwie passt auch sein Hinken dazu.
    Ja, gesteht Paula Farkas, sie wisse, dass Cramer Drogen verkauft habe.
    »Anders konnte er seinen Lebensstil wohl auch nicht mehr finanzieren, oder?«, vermutet Weyrauch. »Schließlich hat er doch kaum noch Filme gedreht.«
    Darauf erwidert Paula Farkas nichts.
    »Was ja auch auf Sie zutrifft«, stellt Hanna fest. Diesen Kommentar kann sie sich einfach nicht verkneifen.
    Die Schauspielerin trinkt einen Schluck aus der Kaffeetasse und verzieht das Gesicht.
    »Schmeckt Ihnen unser Kaffee nicht?«, fragt Weyrauch.
    »Nein, nicht besonders.«
    »Seit Jahren liege ich unserem Chef damit in den Ohren, dass wir eine ordentliche Kaffeemaschine brauchen«, sagt Weyrauch und hinkt zu seinem Schreibtisch. »Aber dafür hat das Land kein Geld. Apropos: Wie kommen Sie eigentlich über die Runden? Finanziell, meine ich.«
    Sie sieht ihn an. Ein leicht spöttisches Lächeln zieht ihre Mundwinkel nach oben. Zwar nur minimal, aber trotzdem nicht zu übersehen. »In meinem Badezimmer tropft der Abfluss. Die Wand schimmelt. Und wenn ich das Fenster öffne, kann ich nicht telefonieren, weil der Verkehrslärm alles übertönt. Beantwortet das Ihre Frage?«
    »Und ob«, sagt Weyrauch. »Ich frage mich nämlich, ob Sie diesen Zustand nicht längst satthaben.«
    »Ja, ich bin tatsächlich auf der Suche nach einer anderen Wohnung.«
    »Sicher schwierig, wenn man kein geregeltes Einkommen hat, oder?«, mischt sich Hanna wieder ein.
    »Daran sind wir Schauspieler gewöhnt.«
    »Und wenn Sie eine Möglichkeit sähen, das zu ändern?«
    »Wenn die Rolle zu mir passt … und am besten auch eine künstlerische Herausforderung ist …«
    »Ich rede nicht von einem Rollenangebot, Frau Farkas«, sagt Hanna. »Ich rede von einer Möglichkeit, in kurzer Zeit ohne großen Aufwand an viel Geld zu kommen.«
    »Dann verraten Sie mir doch bitte, wie das funktionieren soll. Ich bin sehr gespannt.«
    Wieder dieser schnippische Unterton, den sie schon vorgestern angeschlagen hat. Hanna fühlt ihren Verdacht bestätigt. Sie ist auf dem richtigen Weg.
    »Indem Sie Cramer ermorden und sein Geschäft mit den Drogen übernehmen«, sagt sie. Sie spricht betont ruhig, als ließe die

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