Kölner Kulissen
Situation nur einen einzigen logischen Schluss zu.
Für einen Moment sieht die Schauspielerin überrascht aus. Dann lacht sie kurz, ein Lachen ohne eine Spur von Fröhlichkeit. »Und meine beste Freundin gleich dazu?«, fragt sie.
»Vielleicht haben Sie Cramer gemeinsam umgebracht. Aber dann wollten Sie das Geschäft nicht mit Frau Schwartz teilen.«
Paula Farkas murmelt etwas Unverständliches.
»Wie bitte?«, fragt Hanna scharf. Jetzt muss sie doch aufpassen, nicht die Beherrschung zu verlieren.
»Ich sagte, Freundschaft und Geld …«
»Das passt nicht zusammen, oder? Da geht immer was schief.«
»Mag sein. Aber Julia und ich, wir hatten keine gemeinsamen finanziellen Interessen. Und was Sie sich da ausdenken, ist doch hanebüchen. Wir zwei als Dealer …« Sie lacht trocken und trinkt noch einen Schluck von dem Kaffee, der ihr nicht schmeckt.
Weyrauch wirft Hanna einen Blick zu. Die Fotos liegen noch auf seinem Schreibtisch. Hanna nickt.
Zunächst zeigt Weyrauch der Schauspielerin ein Foto aus Zoltan Kapetanovics alter Prozessakte. Ob sie diesen Mann kenne?
Paula Farkas schüttelt den Kopf. Ihr Gesicht bleibt unbewegt.
Daraufhin zeigt Weyrauch ihr Aufnahmen von Cramers Beerdigung.
»Erkennen Sie den Mann wieder?«, fragt er. »Schauen Sie, hier ist das Gesicht vergrößert.«
»Sieht aus wie der Mann, dessen Foto Sie mir eben gezeigt haben.«
»Richtig, die Kandidatin hat hundert Punkte.« Weyrauch klatscht in die Hände. »Haben Sie eine Ahnung, warum dieser Ihnen unbekannte Mann auf der Beerdigung Ihres Freundes war?«
»Nein. Da waren viele Leute, die ich vorher nie gesehen habe.«
»Das glaube ich Ihnen sogar, Frau Farkas.« Weyrauch setzt sich auf die Kante seines Schreibtisches und sieht von oben auf die Frau hinunter. »Sagen Sie, wo waren Sie eigentlich gestern Abend zwischen achtzehn und neunzehn Uhr?«
Eine Weile bleibt die Frau still. Hanna glaubt, ein leichtes Zucken ihrer Augenbrauen zu bemerken. Natürlich ist es möglich, dass sie sich das nur einbildet. Keine Einbildung ist jedoch, dass sie vor ihrer Antwort zögert.
»Ich war mit einem Freund verabredet. Wir haben uns in einem Restaurant getroffen.«
»Wo genau?«, fragt Weyrauch.
»Das Restaurant heißt Mykonos. Es ist in Kalk, in der Nähe der Post.«
»Schön, dass Sie so ehrlich sind«, sagt Weyrauch.
Er steht von der Tischkante auf und streicht seine Hosenbeine glatt. Paula Farkas, die längst nicht mehr so aufrecht sitzt wie zu Beginn des Gesprächs, muss ihren Kopf in den Nacken legen, um ihm ins Gesicht zu sehen.
»Wir wissen nämlich schon, wo Sie gestern Abend waren«, sagt er.
Nun zeigt sich zum ersten Mal eine Falte auf Paula Farkas’ Stirn. »Warum fragen Sie mich dann danach?«
»Weil ich glaube, dass Sie bei einer anderen Frage nicht die Wahrheit gesagt haben. Der Freund, mit dem Sie sich in Kalk getroffen haben, ist nicht zufällig der Mann auf diesen Fotos?« Mit dem Zeigefinger tippt Weyrauch auf die Bilder, die Kapetanovic bei Cramers Beerdigung zeigen.
In Paula Farkas’ Nacken, dort, wo sich ein paar Strähnen aus dem hochgesteckten Haar gelöst haben, spannen sich Muskeln an. Hanna sieht es deutlich. Gleich ist sie fällig, denkt sie.
»Wie kommen Sie darauf?«
Weyrauch greift hinter sich. Er holt in weitem Bogen aus und knallt die anderen Fotos auf den Tisch. Die Fotos, die Hanna gestern Nachmittag und am frühen Abend gemacht hat, als sie der Schauspielerin stundenlang gefolgt ist.
Eigentlich hat sie bereits Feierabend machen wollen, nachdem Paula Farkas dieses schäbige Restaurant betreten hat. Doch dann ist ihr Kapetanovic vor die Linse gelaufen. Mehrere Fotos zeigen ihn beim Betreten des Mykonos. Keine zehn Minuten später ist er allein wieder herausgekommen. Hanna hat noch überlegt, ob sie draußen auf die Frau warten soll. Oder ob es besser wäre, einfach hineinzugehen und sie zur Rede zu stellen. Da hat ihr Telefon geklingelt. Wann sie nach Hause komme, hat Lukas gefragt. Marek hatte ihn am Nachmittag von ihren Eltern abgeholt, und Hanna hatte sich vorgenommen, am Abend endlich den Haussegen wieder geradezurücken. Also hat sie die Kamera eingepackt und ist weggefahren. Zu Hause angekommen, hat sie Paula Farkas’ Handynummer gewählt und sie für heute ins Präsidium bestellt. Und jetzt ist sie doch ziemlich gespannt, wie die Schauspielerin versuchen wird, sich aus der Affäre zu ziehen.
Lange sieht sich Paula Farkas die Fotos an. »Ja, das bin ich«, sagt sie endlich.
»Das sehe
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