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Kölner Kulissen

Kölner Kulissen

Titel: Kölner Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Pranschke
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zuvor. Zehn, höchstens fünfzehn Meter bleibt sie hinter ihr.
    Mit ihrer sperrigen Sporttasche ist es für Paula Farkas nicht immer einfach, sich ihren Weg durch die Menge zu bahnen. Warum sie für die knappen Shorts, das ärmellose Shirt und ein paar Joggingschuhe eine dermaßen große Tasche benutzt, ist Hanna sowieso ein Rätsel. Sie folgt ihr über die Domplatte in die Fußgängerzone bis zur Schildergasse. Eine halbe Stunde verbringt die Schauspielerin damit, durch Geschäfte zu schlendern und sich Kleidung anzusehen. Mal nimmt sie einen Rock vom Ständer und prüft ihn mit kritischem Blick. Mal hält sie sich vor einem Spiegel verschiedene Blusen und T-Shirts vor die Brust.
    Hanna fragt sich, ob sie sich für den falschen Beruf entschieden hat. So würde sie ihre Nachmittage auch gern verbringen. Zwischen Regalen und Kleiderständern hindurch beobachtet sie die andere Frau. Langsam beginnt sie ernsthaft am Nutzen dieser Observation zu zweifeln. Es ist schon kurz nach drei. Wenn Hanna sich nicht bald auf den Weg macht, wird sie nicht rechtzeitig zur Feier zurück im Präsidium sein.
    Eben ist Paula Farkas mit einem leichten gelben Sommerkleid über dem Arm in einer der Umkleidekabinen verschwunden. Hanna wirft noch einen Blick in diese Richtung und will sich schon abwenden, um zu gehen. Da kommt die andere wieder aus der Kabine. Das Kleid lässt sie darin hängen. Aber zusätzlich zur Sporttasche, die sie in der linken Hand hält, hängt nun ein Rucksack über ihrer rechten Schulter. Er ist aus irgendeinem exotischen Leder gefertigt.
    Hat sie ihn in der Umkleidekabine gefunden? Hanna beobachtet, wie sie zu den Kassen geht. Vielleicht will sie den Rucksack dort abgeben. Doch sie geht an den Kassen vorbei nach draußen. Hanna beeilt sich, ihr zu folgen. Kurz überlegt sie, ob sie Paula Farkas anhalten und um eine Erklärung für das plötzliche Auftauchen des sicherlich nicht billigen Rucksacks bitten soll. Wäre es nicht befriedigend, sie eines Diebstahls zu überführen? Aber Hanna entscheidet sich dagegen. Sie will sich ihr nicht zeigen. Noch nicht. Und schließlich geht es bei ihren Ermittlungen nicht um Taschendiebstahl, sondern um Mord.
    Die Schauspielerin geht die Schildergasse entlang zur Hohe Straße. Dort biegt sie links ab, wieder zurück in Richtung Dom und Hauptbahnhof. Sie schlendert jetzt nicht mehr. Vielmehr geht sie zügig, als müsste sie einen Termin einhalten. Hanna kommt es plötzlich vor, als wären hier jetzt noch mehr Leute unterwegs als vor einer halben Stunde. An Samstagen in der Vorweihnachtszeit hat sie in dieser Straße schon regelrechte Fußgängerstaus erlebt. So schlimm ist es heute zwar nicht, trotzdem fällt es ihr schwer, den Anschluss nicht zu verlieren. Elegant bewegt sich Paula Farkas von einer Lücke in der Menge zur nächsten, während Hanna mehrfach mit anderen Leuten zusammenstößt.
    Sie rätselt noch darüber, wie die Schauspielerin an den Rucksack gekommen ist und was sich darin befinden mag, als Paula Farkas einen Elektromarkt auf der linken Straßenseite betritt. Hanna platziert sich vor dem ersten Schaufenster neben dem Eingang. Durch die Glastür beobachtet sie, wie die andere im Eingangsbereich ihre Sporttasche auf dem Boden abstellt. Den Rucksack trägt sie weiterhin über ihrer Schulter. Sie zieht ein Portemonnaie aus ihrer Hosentasche und öffnet das Kleingeldfach. Vor ihr befinden sich Schließfächer. Um Diebstählen vorzubeugen, sind die Kunden des Kaufhauses aufgefordert, ihre Taschen dort einzuschließen. Mit der großen Sporttasche dürfte das schwierig werden, denkt Hanna. Doch Paula Farkas versucht gar nicht, die Sporttasche in eines der Schließfächer zu zwängen. Lediglich den Rucksack stellt sie hinein, wirft eine Münze in den dafür vorgesehenen Schlitz, schließt die Plexiglastür und zieht den Schlüssel ab.
    Soll Hanna, während die Schauspielerin ihren Einkauf erledigt, beim Sicherheitspersonal des Ladens ihren Dienstausweis zeigen und die Öffnung des Schließfachs verlangen? Sie denkt noch darüber nach, als Paula Farkas ihre Sporttasche in die Hand nimmt und sich dem Ausgang zuwendet. Sie kommt direkt auf Hanna zu.
    Die wendet sich nach rechts und geht schnell ein paar Schritte. Dann bleibt sie wieder stehen und tut so, als würde sie die MP3 -Player im Schaufenster betrachten. Als sie den Blick vorsichtig zur Seite wendet, geht Paula Farkas nur zwei Meter entfernt an ihr vorbei. Hanna wartet ein paar Sekunden. Als sie die Verfolgung gerade

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