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Kölner Kulissen

Kölner Kulissen

Titel: Kölner Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Pranschke
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liebe Paula? Aber schön, dass du endlich zur Vernunft kommst. Nur ist mir dieses Kaufhaus, wie du dir sicher denken kannst, viel zu öffentlich. Wer garantiert mir, dass mich dort deine Freunde Sydow und Weyrauch nicht überraschen?
    Sie hat damit gerechnet, dass er mit dem von ihr vorgeschlagenen Ort der Geldübergabe nicht einverstanden sein würde. Sie antwortet:
    Wer garantiert mir, dass du mich in Ruhe lässt, sobald du das Geld hast? Wir gehen beide ein Risiko ein.
    Ähnlich wie Kapetanovic, als sie ihm einen Treffpunkt vorgeschlagen hat, lässt auch Ulmer dieses Mal mit seiner Antwort auf sich warten.
    Paula fühlt sich plötzlich wieder beobachtet. Sie sieht sich um. Der Ladenbesitzer, ein untersetzter Mann mit grauen Bartstoppeln, lächelt ihr zu. Er trinkt Tee und bietet ihr ein Glas an. Paula schüttelt den Kopf. Doch der Alte lässt keinen Widerspruch gelten. Er gießt Tee in ein kleines Glas, stellt es auf eine Untertasse und legt drei Stück Zucker und einen winzigen goldenen Löffel dazu. Als er den Tee vor Paula abstellt, wirft er einen kurzen Blick auf den Monitor. Doch momentan sind dort nur Werbeanzeigen zu sehen. Paula hat sich sofort ausgeloggt, als der Mann sich mit dem Tee in Bewegung gesetzt hat.
    Vielleicht sind solche Vorsichtsmaßnahmen übertrieben, sagt sie sich. Doch als sie, nachdem sie sich für den Tee bedankt hat, an dem Ladenbesitzer vorbeiblickt, starrt sie durch das Fenster des Telefonladens ein bekanntes Gesicht an. Dort steht ihr Nachbar, der sie am Glascontainer und in Bekirs Kiosk angesprochen hat. Er trägt dasselbe gelbe Hemd mit dem Haifischkragen wie neulich. Mehr nimmt Paula nicht wahr, weil sie sich schnell wieder abwendet und nach dem Teeglas greift.
    »Vorsicht, heiß«, warnt der Alte und lächelt.
    Paula trinkt den Tee aus, verbrennt sich dabei die Zunge und schaut erst anschließend wieder vorsichtig aus dem Fenster. Der Mann steht nicht mehr draußen. Sie nimmt ihre Zigaretten aus der Handtasche.
    »Hier nicht mehr, leider«, ruft ihr der Ladenbesitzer von seinem Kassentischchen zu.
    Dieses Mal verzichtet Paula auf jegliche Erklärung. Sie klappt die Schachtel auf, steckt ihre Nase hinein und inhaliert tief das Tabakaroma. Der Mann an der Kasse reißt die Augen auf, nimmt die Teekanne und kommt damit zu Paula. Ohne zu widersprechen, lässt sie sich das Glas noch einmal füllen. Dann loggt sie sich erneut als Bela Karloff ein.
    Noch immer hat Ulmer nicht zurückgeschrieben.
    Es dauert zwei weitere Gläser Tee, bis sie endlich seine Antwort auf ihre letzte E-Mail erhält:
    Ich warne dich. Nimmt man mich in dem Kaufhaus fest, packe ich aus. Für Mord sitzt du länger als ich für Erpressung.

NEUNZEHN
    Seit kurz vor neun wartet Hanna jetzt schon. Sie hat ihren Dienstwagen in der Deutz-Mülheimerstraße unter der Zoobrücke geparkt. Von hier aus sieht sie direkt auf das Haus, in dem Paula Farkas wohnt. Die Brücke wirft ihren Schatten auf die Windschutzscheibe, sodass Hanna von außen nur schwer zu erkennen ist. Inzwischen ist es zwanzig nach zwölf, und ihr Magen knurrt. Um die Ecke gibt es einen Kiosk, wo sie sich etwas zu essen besorgen könnte. Aber sie wagt nicht, ihren Beobachtungsposten auch nur für zwei Minuten zu verlassen. Wenn Weyrauch an ihrer Seite wäre, hätte sie das Problem nicht. Aber der hat sich geweigert, sie zu begleiten.
    Gleich bei Dienstbeginn haben sie über Sinn oder Unsinn dieser Observierung gestritten. Weyrauch wollte lieber das Personal des Restaurants in Kalk befragen, vor dem Hanna die Schauspielerin und Kapetanovic fotografiert hat. Also haben sie beschlossen, heute Vormittag getrennt zu ermitteln.
    Am Nachmittag soll im Präsidium die Überraschungsparty zum Abschied von Hannas Vater steigen.
    »Um vier geht’s los«, hat Weyrauch sie noch erinnert. In den Vorbereitungen der Feier ist er voll aufgegangen. Mit mehreren Kollegen hat er ein Lied auf seinen ehemaligen Vorgesetzten geschrieben und mehrstimmig einstudiert. Weyrauchs Frau hat Gerd Suttners Lieblingskuchen backen müssen. Hanna hat sich an den Vorbereitungen nicht beteiligt.
    Mittlerweile fragt sie sich, ob Weyrauchs Zeugenbefragung nicht doch den größeren Erfolg verspricht. Denn bisher hat sich ihre Hauptverdächtige nicht auf der Straße blicken lassen. Wieder knurrt Hannas Magen. Außerdem drückt ihre Blase schon seit einer halben Stunde. Weit und breit gibt es hier keine öffentliche Toilette. Auch Kneipen hat sie hier, auf der Grenze zwischen Mülheim und Deutz,

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