Kölner Kulissen
noch durch die Glastüren der Passage nach draußen treten und nach links abbiegen. Sie folgt ihr weiter. Einmal, als Paula Farkas an einer roten Ampel warten muss, setzt sie ihre Sporttasche auf dem Boden ab und dreht sich unvermutet um. Rasch senkt Hanna den Blick und macht einen Schritt zur Seite, um sich hinter einem vor ihr gehenden Mann zu verbergen.
Ob die andere sie bemerkt hat, weiß sie nicht. Anscheinend unbeirrt setzt sie ihren Weg fort bis zu einem der alten Fabrikgebäude rund um die Schanzenstraße. Dort ist über einer Eventagentur ein Fitnessstudio untergebracht. Hanna sieht Paula Farkas die Treppe hochsteigen. Sollte sie jetzt für eine Weile trainieren, würde das die Ermittlungen zwar nicht weiterbringen, trotzdem wäre es eine große Erleichterung für Hanna – denn sie könnte endlich zur Toilette gehen. Von einem Fuß auf den anderen tippelnd, wartet sie fünf Minuten. Dann eilt sie die Treppe hinauf und späht durch die geöffnete Glastür des Fitnessstudios. Im Eingangsbereich steht ein Empfangstresen. Dahinter liegt der Trainingsraum.
Hanna sieht schwitzende Männer und Frauen jeden Alters auf Laufbändern, Hantelbänken und anderen, ihr unbekannten Geräten. Einige tragen Kopfhörer. Sie fragt sich, ob sie damit Musik hören oder ob sie sich gegen die Dancefloor-Grooves zu schützen versuchen, die aus unsichtbaren Lautsprechern den Trainingsraum beschallen. Gerade tritt Paula Farkas aus einer Seitentür. Sie trägt Shorts und ein ärmelloses Shirt. Hinter dem Empfangstresen unterhalten sich ein Mann und eine Frau in Hannas Alter. Beide tragen türkise, ebenfalls ärmellose Shirts mit dem Logo der Studiokette auf der Brust. Wie auf Kommando wenden beide ihren Blick Hanna zu und lächeln sie an.
»Können wir dir helfen?«, fragt die Frau.
Hanna sieht an sich hinunter. Sie trägt ausgeblichene Jeans und trotz der sommerlichen Hitze eine Jacke über der weiten Baumwollbluse. Sie schaut an der Empfangsfrau vorbei und sieht, wie sich Paula Farkas einem der Laufbänder nähert.
»Möchtest du ein Probetraining machen?«, fragt der Mann am Tresen.
Mit seinem großen weißen Lächeln sollte er für Zahncreme werben, denkt Hanna. »Darf ich hier mal die Toilette benutzen?«, fragt sie.
Als sie von der Toilette zurückkommt, sehen die beiden am Empfang sie noch immer mit demselben Grinsen an. Als erwarteten sie einen Bericht. Hanna schaut vorsichtig in den Trainingsraum. Ihr den Rücken zuwendend, läuft Paula Farkas auf der Stelle. Ihr dunkelbrauner Pferdeschwanz wippt auf und ab. Das kann man von ihrem straffen Hintern nicht behaupten.
»Wie war das jetzt mit dem Probetraining?«, fragt die Frau hinterm Tresen.
»Kostet dich gar nichts«, ergänzt ihr Kollege, wobei er hinter dem Tresen hervorkommt und ein paar Schritte auf Hanna zugeht. »Ich weise dich persönlich in alle Geräte ein.«
»Warum duzen Sie mich eigentlich?«, fragt Hanna.
Sein Lächeln rutscht ihm aus dem Gesicht. Aber seine Antwort wartet Hanna nicht mehr ab. Sie eilt die Treppe hinunter.
In einer benachbarten Subway-Filiale kauft sie sich ein Baguette mit Truthahnbrust. Damit setzt sie sich ans Fenster und beobachtet die Straße.
Es dauert über eine Stunde, bis Paula Farkas das Fitnessstudio verlässt. Sie schlägt den Weg zurück zum Wiener Platz ein. Hanna folgt ihr bis auf den Bahnsteig der U-Bahn. Dieses Mal nimmt die Schauspielerin die Linie achtzehn in Richtung Innenstadt. Die Bahn ist voll. Viele haben am frühen Freitagnachmittag schon Feierabend. Nach der Haltestelle Zoo sieht Hanna die andere Frau plötzlich nicht mehr. Hat sie etwa nicht bemerkt, wie sie ausgestiegen ist? Unter Einsatz ihrer Ellenbogen arbeitet sie sich in den vorderen Teil des Waggons durch. Sie will die Suche schon aufgeben, als sie beinahe über etwas stolpert. Ihr Fuß ist gegen eine Sporttasche gestoßen. Links neben der Tasche, schräg vor Hanna und ihr zum Glück den Rücken zukehrend, sitzt Paula Farkas. Schnell dreht Hanna sich um und drängelt sich zu ihrem alten Platz am Ende des Waggons zurück.
»Weißt du nicht, wohin du willst?«, mault ein Mann in einem ölbeschmierten Overall, weil er zum zweiten Mal seinen schweren Werkzeugkoffer für sie beiseiterücken muss.
Am Hauptbahnhof steigt Paula Farkas aus. Hier, in dieser Menschenmenge, fällt es Hanna leicht, unbemerkt zu bleiben. Andererseits muss sie fürchten, die andere in dem Gedränge aus den Augen zu verlieren. Deshalb hält sie nun nicht mehr so großen Abstand wie
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