Kölner Kulissen
Zoltan Kapetanovic war auch da.«
»Ich hab Ihnen doch schon gesagt, dass ich keinen Herrn Kapetanovic kenne.«
»Und trotzdem treffen Sie sich mit ihm in Restaurants.«
Paula Farkas legt die Stirn in Falten und sieht kopfschüttelnd ihren Begleiter an.
Hanna weiß, dass das vermeintliche Treffen mit Kapetanovic ein Schwachpunkt ihrer Argumentation ist. Weyrauchs Befragung des Restaurantpersonals hat nichts Belastendes ergeben. Die Kellnerin des Mykonos, die laut Weyrauch reichlich beschränkt gewirkt und die ganze Zeit mit ihrem Hund gespielt hat, hat sich weder an die Schauspielerin noch an Kapetanovic erinnert.
Weyrauch zieht an ihrem Unterarm, um sie zum Gehen zu bewegen. Aber Hanna muss das einfach loswerden. Sie muss der Frau ins Gesicht sagen, dass sie, Hauptkommissarin Hanna Sydow, ihr Schmierentheater durchschaut.
»Ich weiß, dass Sie für den Tod von drei Menschen verantwortlich sind«, sagt sie. »Vico Cramer, Julia Schwartz und Vincent Wallenstein. Ich weiß nicht, warum und wie Sie das alles gemacht haben. Aber ich weiß, dass Sie dahinterstecken. Mein Chef will die Sache zu den Akten legen. Und auch mein Kollege hier schaut lieber zur Seite, wenn er etwas nicht erklären kann. Aber ich …« Sie muss erst Luft holen, um weitersprechen zu können. »Ich werde Sie im Auge behalten. Notfalls außerhalb der Dienstzeiten. Irgendwann werden Sie etwas Unüberlegtes tun. Und dann werde ich da sein. Ihr arrogantes Divengehabe wird Ihnen dann vergehen.«
Paula Farkas hat all dem zugehört, ohne durch ihr Mienenspiel hinter dem Schleier eine Regung zu verraten. Sekundenlang schaut sie Hanna nun stumm in die Augen. Schließlich sagt sie: »Sie tun mir leid.«
Und irgendwie glaubt Hanna ihr das sogar.
Dann lässt die Schauspielerin sie ohne ein weiteres Wort stehen und geht auf das Friedhofstor zu. Ihr grauhaariger Begleiter wirft noch einen irritierten Blick auf die beiden Kommissare, bevor er ihr folgt.
Sie fährt nicht zurück ins Präsidium. Weyrauch setzt sie zu Hause ab. Sie solle sich ins Bett legen und sich ausruhen, rät er ihr. Er werde den Kollegen ausrichten, dass sie sich nicht gut fühle. Sie dankt ihm dafür.
»Und, Lothar …«
Er schaut noch einmal aus dem geöffneten Fenster des Dienstwagens.
»Entschuldige bitte!«
»Was denn?«, fragt er.
»Eben auf dem Friedhof … das war unprofessionell von mir.«
»Muss denn immer alles so furchtbar professionell laufen?« Er zwinkert ihr zu und lässt die Scheibe hoch.
Als sie die Wohnungstür öffnet, rennt ihr Lukas entgegen und wirft sich in ihre Arme. Marek streckt seinen Kopf aus der Küchentür.
»Was machst du denn schon hier?«
»Mir geht’s heute nicht besonders gut. Da hab ich früher Feierabend gemacht.«
»Das sind ja ganz neue Töne«, sagt Marek.
Solche Äußerungen machen sie normalerweise wütend. Aber ihr fehlt die Kraft, um sich schon wieder aufzuregen. Marek kommt auf sie und Lukas zu. Er trägt eine alte rot karierte Küchenschürze ihrer Mutter.
»Kochst du schon?«, fragt sie.
»Ist heute ein bisschen aufwendiger. Sollte eigentlich eine Überraschung werden.« Er gibt ihr einen Kuss. »Was fehlt dir denn?«
Es wäre zu anstrengend, nach einer Ausrede zu suchen. Warum tut sie das eigentlich so oft? »Liegt wahrscheinlich an dem Fall.«
»Die Sache mit dem Regisseur?«
»Wir haben die Ermittlungen eingestellt.«
Marek kommentiert das nicht. Vor Lukas wollen sie es vermeiden, detaillierter über Hannas Arbeit zu sprechen. Er nimmt ihr Lukas ab, damit sie Schuhe und Jacke ausziehen kann.
»Soll ich dir ein Bad einlassen?«, fragt er.
Sie nickt.
Als er schon mit Lukas auf dem Arm ins Badezimmer gehen will, hält sie ihn am Ärmel zurück. »Danke, Marek.«
Verständnislos sieht er sie an. »Fürs Badeinlassen? Oder fürs Kochen? Warte ab, bis du probiert hast. Neues Rezept, und ich hab mal wieder nur die Hälfte der Zutaten.«
»Ich meine, danke für … alles.«
Einen Moment lang sehen sie einander in die Augen. Dann will Lukas zurück in sein Zimmer. Marek lässt ihn hinunter und geht ins Bad. Hanna zieht ihre Schuhe aus, hängt die Jacke an die Garderobe, geht ins Schlafzimmer und zieht sich aus. Als sie sich gerade den Bademantel überstreift, kommt Marek herein.
»Was ist los?«, fragt er.
Sie wendet sich ab und schaut aus dem Fenster. Wie schon öfter in den vergangenen Tagen fragt sie sich, ob sie Marek erzählen soll, was in ihr vorgeht. Eine Minute lang ist nur das Rauschen des Wassers im
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