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Kölner Kulissen

Kölner Kulissen

Titel: Kölner Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Pranschke
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Schließfächern hinüber. Der scheint Probleme mit dem Schloss zu haben. Passt der Schlüssel nicht? Jetzt fällt er ihm auch noch vor die Füße. Zoltan hört ihn fluchen, während er selbst seine Mehrfachsteckdose in einer Plastiktüte in Empfang nimmt. Freundlich bedankt er sich bei der Kassiererin. Gemeinsam mit Slobo verlässt er die Kassen. Beide schwenken ihre Plastiktüten. Bei Slobo baumelt sie über dem Gips, der ihm beinahe bis zum linken Ellenbogen reicht, nachdem ihm Dragan die Hand zerschmettert hat.
    »Halt dich raus, solange ich nichts anderes sage«, raunt Zoltan Slobo während der wenigen Schritte zu.
    Dann stehen sie direkt hinter dem Mann. In dieser Sekunde gelingt es ihm endlich, die Tür des Schließfachs zu öffnen. Er nimmt einen Rucksack heraus. Krokodilleder – typisch Vico, denkt Zoltan. Da bemerkt er, dass der Typ den Deckel des Rucksacks öffnet. Darunter sichert ein zusätzlicher Reißverschluss den Inhalt. Der Mann zieht daran. Surrend trennen sich die Zähne voneinander.
    Was soll das? Will er ihnen den Inhalt präsentieren, damit sie nicht die Katze im Sack kaufen? Und zwar hier? Vielleicht ist er so verrückt, schließlich weiß er nicht, dass sie niemals vorhatten, ihm die verabredete Summe oder überhaupt etwas zu zahlen. Zoltan und Slobo treten beide noch einen Schritt weiter vor und nehmen den Mann in ihre Mitte.
    »Lass den Rucksack ruhig zu«, sagt Zoltan. »Wir sehen uns den Inhalt draußen an.«
    Der Mann zuckt zusammen und sieht zur Seite. Zoltan bemerkt die Aknenarben in seinem Gesicht. Komischerweise entstellen sie ihn nicht. Der Typ sieht echt gut aus. Zoltan greift nach dem Rucksack.
    »He, Moment mal!«, protestiert der Mann. Er krallt seine Finger in das Leder.
    »Mach nicht solchen Lärm«, flüstert Zoltan. »Das Geld bekommst du draußen.« Er zwinkert Slobo zu, der daraufhin beginnt, den Mann in Richtung Tür zu ziehen.
    Der Fremde scheint sich nicht entscheiden zu können, ob er sich dagegen wehren soll. Aber seine Finger krallen sich noch immer in den Rucksack, als sie in den Strom der Fußgänger auf der Hohe Straße treten. Schweiß steht auf seiner Stirn.
    »Ich verstehe nicht … Sind Sie von der Polizei?«, fragt er.
    »Was redest du, Mann?« Zoltan hakt sich in seinen rechten Arm ein, Slobo in den linken. So führen sie ihn um die nächste Ecke in eine Seitenstraße. Hier gibt es weniger Geschäfte und deshalb auch weniger Menschen. Allein sind sie trotzdem nicht.
    »Musst du immer so viel saufen?«, sagt Zoltan so laut, dass zwei Männer sich zu ihnen umdrehen. »Gerade erst vier, und wir müssen dich schon wieder ausm Brauhaus schleifen.«
    Die beiden Männer vor ihnen grinsen und wenden ihre Blicke wieder ab. Zoltan und Slobo drängen den Mann mit dem Rucksack gegen eine Hauswand.
    »Und jetzt gib mir den Rucksack«, zischt Zoltan und greift erneut danach.
    Slobo bemüht sich, die beiden mit seinem breiten Rücken gegen die Blicke der Passanten abzuschirmen.
    »Bist du sicher, dass er der Richtige ist?«, flüstert er.
    Zoltan gelingt es, eine Hand unter den geöffneten Deckel des Rucksacks zu schieben. In den Tiefen des Krokodilleders ertasten seine Finger ein Paket von der erwarteten Größe. Die Plastikoberfläche gibt unter dem sanften Druck ein wenig nach.
    »Und ob ich mir sicher bin. Und jetzt lass los, du Arschloch!«, sagt er mit seinem süßesten Lächeln.
    Der Mann starrt ihn nur an, als würde er nicht verstehen, und krallt seine Finger weiterhin ins Leder. Inzwischen geht er Zoltan ziemlich auf die Nerven.
    »Begreif endlich, dass du heute leer ausgehst«, flüstert er. »Lass den Scheiß-Rucksack los.«
    Der andere findet seine Sprache wieder. Allerdings sagt er das Dümmste, was ihm einfallen konnte: »Ich denke nicht daran!«
    Zoltan zieht seine Hand aus dem Rucksack und führt sie in die Innentasche seines dunklen Seidensakkos.
    »Und wenn Sie mich nicht sofort loslassen«, sagt der Mann, »dann schreie ich.«
    Er hat kaum zu Ende gesprochen, als Zoltans Hand wieder aus der Innentasche auftaucht. Der Mann sieht die Klinge nicht aufspringen. Seine Augen sind auf Zoltans Gesicht gerichtet, als der ihm das Messer zwischen die Rippen stößt. Drei, vier Sekunden lang bewegt sich keiner der drei. Dann lässt der Griff des Mannes endlich nach.
    Zoltan nimmt den Rucksack, lehnt den Fremden gegen die Hauswand und zieht das Messer aus seinem Rumpf. Der Mann sieht an sich hinunter und presst seine linke Hand auf die Stelle, an der eben noch die

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