Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall
dazwischen, das erste Mal ihre Mitarbeiter duzend. »Ist Bastians damals vernommen worden?«
»Im Fall Sperber, meinen Sie jetzt?«, fragte Scharenberg.
»Ja, im Fall Sperber.«
»Ja, ist er.«
Franka ging dazwischen. »Was hat er gesagt? Warum ist er überhaupt ins Visier der Polizei geraten?«
Scharenberg musste nicht einmal in die Akte schauen, um zu antworten. »Die Polizei kam damals irgendwann dahinter, dass Sperber das Haus am Friesenwall besaß. Da haben sie natürlich geprüft, ob er irgendwelche privaten oder geschäftlichen Kontakte ins Milieu hatte.«
Paula und Franka hoben gleichzeitig die Augenbrauen und sprachen beide mit der gleichen Ungeduld: »Und? Hatte er?«
Scharenberg blickte die beiden Frauen aufgeschreckt an und schüttelte den Kopf. »Ihm wurde nie etwas nachgewiesen.«
»Aber?«
Scharenberg wackelte auf dem Stuhl herum. »Also nach allem, was die Akte hergibt, war das Haus für Sperber einfach eine Investition.«
»Finden Sie raus, was aus dem Haus wurde!«
Bashkim, Pit und Hanno saßen in Pits altem Camaro und beobachteten einen Hauseingang auf der Vogelsanger Straße. Der Albaner hatte einen weniger auffälligen Wagen nehmen wollen. Pit und Hanno hatten seine Bedenken beiseite gewischt. Pit selber saß am Steuer, Hanno im Fond des Wagens. Eine attraktive Blondine ging an ihnen vorbei und auf die Haustür zu.
»Geiles Gestell!«
»Das ist `ne Journalistentussi«, warf Bashkim in die Runde.
»Aus’m Fernsehen? Wo kann ich mir die mal näher anschauen?«
»Nein, aus der Zeitung.«
»Du liest Zeitung?«
»Halt die Fresse!«
»Die sollte zum Fernsehen, guckt euch an, wie die aussieht.«
»Die sollte an die Stange, nicht ins Fernsehen.«
»Die sollte an meine Stange«, brummte Hanno von hinten. Pit lachte.
Sie warteten eine weitere Stunde, bis der Privatdetektiv auftauchte. Ohne lange zu zögern, stieg Bashkim aus. Pit startete den Wagen, setzte aus der Parklücke und hielt unmittelbar vor der Haustür. Sandmann drehte sich um, als Bashkim ihn um Feuer bat. Noch bevor er antworten konnte, schlug der Albaner zu und zerrte den taumelnden Privatdetektiv in den Wagen. Mit quietschenden Reifen brauste er davon.
21
Die Schmerzen weckten Sandmann. Ein Brennen in seinem Gesicht. Langsam kam er zu sich. Er saß nackt auf einem klapprigen Holzstuhl, die Beine an die Füße des Stuhles und die Arme hinter dessen Lehne gefesselt. Ein grelles Licht leuchtete ihm in die Augen, in dem er vereinzelt Schemen ausmachen konnte, die sich bewegten. Jedes Mal, wenn einer der Schemen aus dem Licht hervortrat und für einen kurzen Moment Gestalt annahm, erhielt der Detektiv einen Schlag ins Gesicht. Gesprochen wurde nichts.
Nach einiger Zeit ließen sie ihn wieder allein. Es war kalt und roch muffig. Die Lampe ließen seine Peiniger brennen. Wenn Marius auf den Boden starrte und vorsichtig aus den Augenwinkeln ein Stück an dem grellen Licht vorbeischielte, konnte er ein wenig von seiner Umgebung erahnen. Der Boden bestand aus schwarzem, abgeschabtem Plastik. Die Wand zu seiner Linken war mit einem dunkelroten Stoff beschlagen, der an mehreren Stellen eingerissen war und alte Ziegel zum Vorschein brachte. Einer der Risse war teils mit dem Ausfaltbild aus einem alten 80er-Jahre-Playboy verdeckt. Der rechte Teil des Raums verschwand in der Dunkelheit.
Die Schmerzen lauerten sowieso hinter dem Licht. Eine Tür wurde aufgeschlossen. Schritte quietschten leise auf dem Plastikboden.
Dieses Mal kamen sie von zwei Seiten und sie schlugen ihm nicht ins Gesicht. Stattdessen spürte er dumpfen Schmerz auf den Oberschenkeln, den Schultern, im Bauch und im Unterleib. Rasch verfärbten sich die getroffenen Stellen rotblau und schwollen an. Nach wenigen Minuten fühlte Marius dumpfen Schmerz am ganzen Körper. Selbst dort, wo er nicht getroffen worden war. Ein dritter Mann schlug mit etwas schmalem, in der Luft böse Zischendem auf ihn ein. Marius – schnell atmend, erschöpft und halb blind vor Schmerzen – konnte beim besten Willen nicht erkennen womit. Ihm wurde schwarz vor Augen, doch den Schmerz meinte er immer noch zu spüren.
Ein Schwall kaltes Wasser holte ihn zurück. Der Detektiv brauchte einen Moment, ehe er begriff, wo er war. Das Licht brannte noch greller. Ein Stuhl kratzte auf dem Boden. Jemand setzte sich ihm gegenüber in den Lichtkegel, steckte Marius eine Zigarette in den Mund und zündete sie an. Der Detektiv hustete, die Zigarette fiel auf seinen Oberschenkel und verbrannte
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