Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall
»Ich jedenfalls habe heute morgen schon einen Ausflug hinter mich gebracht.«
»Sie haben nicht wieder Stadtratsgattinnen beehrt, hoffe ich!«
Scharenbergs Augen funkelten kurz böse.
»Dann hätten wir den Polizeidirektor schon zu Besuch gehabt«, setzte Franka noch einen drauf.
Scharenberg verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich muss keine Überstunden machen! Ich muss niemandem erzählen, was ich währenddessen herausgefunden habe. Sie können Ihren Scheiß gerne alleine machen!«
»Ist schon gut, Scharenberg! Erzählen Sie!« In diesem Tonfall würde Paula mit einem kleinen Kind reden und sie fragte sich, ob das nicht das beste Verhalten gegenüber einem Menschen wie Walter Scharenberg war. Er jedenfalls schien zufrieden und schaute beide stolz an.
»Im Grundbuchamt!«
»Und? Was hast Du dort herausgefunden?« Franka wedelte ungeduldig mit der Hand, ihr Armband klimperte leise.
Paula war schneller mit der Antwort als Scharenberg. »Bastians hat Sperbers Haus gekauft.« Ihre beiden Ermittler schauten sie überrascht an.
»Woher wissen Sie das?«, fragte Scharenberg.
Paula zuckte mit den Achseln. »Es ergibt einfach Sinn. Wann hat er es erworben?«
»Zwei Wochen, nachdem Sperber ermordet worden war, haben die Familie und Bastians einen Kaufvertrag abgeschlossen. Eine entsprechende Vormerkung ist im Grundbuch eingetragen worden.«
»Wenn Bastians ein Haus in der Lage gekauft hat, muss es ihm jemand finanziert haben. Lassen sich die Banken nicht irgendwelche Rechte ins Grundbuch eintragen?«, fragte Franka.
»Normalerweise lässt sich eine Bank eine Grundschuld eintragen, damit sie ihre Ansprüche geltend machen kann, wenn der Käufer seinen Kreditverpflichtungen nicht nachkommt«, dozierte Scharenberg.
»Welche Bank gibt einem kleinen Schläger wie Gerd Bastians einen Kredit?«
Wieder antwortete Paula als Erste. »Keine vermutlich?« Mit einem Nicken bestätigte Scharenberg ihre Vermutung. »Bliebe die Frage, wie Bastians trotzdem an das Geld für den Kauf gekommen ist. Was wissen wir über den Preis?«
Scharenberg schüttelte den Kopf. »Nichts genaues. Das Haus müsste damals etwa 500.000 Mark wert gewesen sein.«
»Nach allem, was wir über Bastians wissen, hat der nie so viel Geld auf einmal besessen. Der Mann war ständig pleite. Spielschulden vor allem.«
»Womit bezahlt er dann ein Haus am Friesenwall?«
Einen halben Tag saß Bergkamp Däumchen drehend in seinem Büro. Bei jeder anderen Gelegenheit wäre ihm das lieb gewesen. Doch heute überflog er die Internetberichte über die Kölner Haie unkonzentriert, spielte halbherzig ein paar Onlinespiele und widmete sich immer noch wütend einer Internetrecherche zu Verena Talbot, die seine Laune immerhin ein kleines bisschen hob.
Die Frau war ein Biest. Sie hatte nicht die geringsten Skrupel, in ihren Artikeln ihren Freund als Hauptverdächtigen in einem Mordfall vorzuführen. Was Sandmann an ihr fand, konnte nichts mit Denken zu tun haben. Vermutlich war sie eine Granate im Bett. Er musste an Paula Wagners Aussage denken, dass die meisten Verbrecher nicht besonders klug, sondern meist ausgesprochen dumm waren. Damit hatte sie wohl recht. Ansonsten war Paula Wagner selbst nicht die Hellste. Sonst säße sie jetzt wohl kaum mit ein paar abgeschobenen Polizisten, die keiner haben wollte, weit weg vom Präsidium, wo die wichtige Polizeiarbeit erledigt wurde. Hätte sie sich klüger angestellt, wäre sie noch bei ihm. Es klopfte. Ein Bote brachte das den ganzen Vormittag ersehnte Dokument.
23
Wie ein Wirbelsturm fegte Hauptkommissar Bergkamp mit seinen Männern durch die Wohnung. Keine Schublade blieb ungeöffnet, kein Schrank verschlossen, kein Buch undurchblättert. Er beschlagnahmte den Laptop des Detektivs, nachdem er erfolglos versucht hatte, das Passwort zu knacken. Die Talbot hatte störrisch darauf beharrt, es nicht zu kennen. Bergkamp glaubte ihr kein Wort. Er revanchierte sich, indem er gemeinsam mit den Kollegen ihren Kleiderschrank sorgfältigst inspizierte. Außer dem Laptop und einem Whiteboard, mit dessen Notizen Bergkamp nichts anzufangen wusste, fand er nichts Interessantes. Man hätte fast meinen können, in der Wohnung eines kunstinteressierten Privatmannes zu sein, nicht in der eines mordverdächtigen Detektivs. Auf dem Schreibtisch lag sogar ein altes laminiertes Schwarz-Weiß-Foto, das drei junge Paare beim Feiern zeigte. Bergkamp warf das Foto nach einem kurzen Blick neben sich auf den Boden. Einer der Beamten
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