Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
Vom Netzwerk:
die Haut fast bis aufs Fleisch, ehe der Mann sie wegschnippte.
    »Nichtraucher?« Marius nickte. »Tut mir leid«, fuhr der Mann fort und Marius wollte glauben, dass er das aufrichtig meinte. »Du weißt, warum du hier bist?«
    Der Detektiv schüttelte den Kopf. Er wollte antworten, brachte jedoch kein Wort hervor. Der Mann packte ihn am Kinn und hielt seinen Kopf hoch. Überrascht blickte Marius in das Gesicht eines alten Mannes.
    »Möchtest du, dass die Jungs weitermachen?«
    Rasch schüttelte Marius den Kopf. Der Mann gab ihm eine kräftige Ohrfeige.
    »Das ist keine Antwort. Möchtest du, dass die Jungs weitermachen?«
    »Nein«, antwortete der Detektiv gepresst. Die Angst vor weiteren Schmerzen beherrschte sein Denken. Im Hintergrund öffnete sich erneut die Tür.
    »Ist er das?« Der Mann auf dem Stuhl erhob sich und drehte sich um. »Bleib sitzen«, sagte die Stimme im Hintergrund gönnerhaft.
    »Er ist es.«
    »Redet er?«
    »Wir haben gerade erst begonnen, uns zu unterhalten.«
    »Frag ihn, warum er Ali kalt gemacht hat!«
    In einer anderen Situation hätte Marius vielleicht geschmunzelt über diese kölsche Gangsterplattitüde. Mühsam versuchte er ein Zittern in den Beinen zu unterdrücken. Die Anstrengung ließ den Muskel verkrampfen. Er musste seinen Folterern nicht noch den Gefallen tun und seine Angst zeigen.
    »Also: Warum hast du Ali Albertz umgebracht, Detektiv? Wart ihr in irgendwelche krummen Dinger verwickelt?«
    »Ich habe Albertz nicht getötet. Wirklich nicht!«
    Der Mann vor ihm seufzte. »Junge, soll ich dich jetzt respektieren, weil du ein harter Kerl bist, der das alles hier ausgehalten hat? Möchtest du wirklich, dass alles von vorn losgeht?«
    »Nein!« Marius Stimme klang lauter und schriller, als er gewollt hatte.
    »Na, sind wir uns ja einig.« Als würde er Marius zustimmen, tätschelte er ihm den Oberschenkel und schlug dabei kräftig auf einen Bluterguss. Der Schmerz ließ Marius zusammenzucken. Vergeblich versuchte er sich auf dem Stuhl wegzudrehen.
    »Also noch einmal«, dieses Mal fragte die Stimme aus dem Hintergrund, »warum hast Du Ali gekillt?«
    »Ich habe ihn nicht getötet. Wirklich nicht! Ich war bei ihm, weil ich jemanden suche.« Die nächsten Minuten redete der geschundene Detektiv wie ein Wasserfall, erzählte von Vinzenz Dietrich und dessen Suche nach seinem Vater. Hin und wieder unterbrach einer der Männer und fragte nach. Er spürte das Misstrauen in dem Raum. Oder vielleicht fürchtete er sich davor.
    »Hast du ihn gefunden?«, fragte der Mann im Hintergrund. Marius überlegte, ob er sein Wissen vollständig preisgeben sollte und zögerte einen Moment. Bevor er entscheiden konnte, blieb ihm die Luft weg. Ein Presslufthammer hatte sich in seinen Solarplexus gebohrt, jedenfalls fühlte es sich so an. Minutenlang sah er Sterne, sein Atem ging japsend und der Schmerz strahlte in seinen ganzen Körper aus.
    »Was hast du herausgefunden?« Die Stimme hinter dem Licht. Scharf jetzt und ohne die Wärme des Dialekts.
    »Bis jetzt nur einen Namen«, beeilte sich Marius zu antworten, »Siegfried Baumgart!« Stille hing im Raum. Einen Moment dachte Marius, er sei allein und alles nur ein Traum. Wären die Schmerzen nicht so echt gewesen!
    »Siggi Baumgart? Du bist auf der Suche nach Siggi Baumgart?« Der kölschen Stimme, deren Urheber Marius immer noch nicht sehen konnte, war die Verblüffung anzuhören.
    »Ja, genau den suche ich.« Niemand antwortete. Es schien, als habe der Name die ganze quälende Szenerie, das gesamte Räderwerk des Schmerzes zum Stillstand gebracht. Es war wie ein Zauberwort, eine Erlösung. Lange schwiegen die Männer, als würden sie über das nachdenken, was Marius ihnen gesagt hatte. Ihm war klar, dass alle auf ein Wort des Alten im Hintergrund warteten. Er am allermeisten.
    »Finde ihn!« Die einzigen Worte, die der Alte schließlich sagte. Marius hörte die Tür, die Schritte der anderen Männer. Schließlich sah er schemenhaft, wie der Mann auf dem Stuhl sich erhob, um sich seinen Kumpanen anzuschließen. Noch einmal klapperte die Tür, dann war Marius allein.

22
     
    Am frühen Morgen schellte Bergkamp, begleitet von zwei Streifenbeamten, an Sandmanns Wohnungstür. Eine verschlafene Verena öffnete ihm. Er hielt ihr forsch einen Durchsuchungsbeschluss vor die Nase und versuchte, sich an der zierlichen Journalistin vorbeizudrängen. Doch Verena blieb einfach in der Tür stehen.
    »Ich würde mir das gerne in Ruhe durchlesen«, sagte sie und

Weitere Kostenlose Bücher