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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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diesem Moment wünschte Verena sich, weit hinten in der letzten Reihe zu sitzen. Sie hielt den Kopf gesenkt und tippte wüst sinnlose Zeichenfolgen in ihren Laptop. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Bergkamp und die beiden anderen aufstanden. Der Hauptkommissar drehte sich zu dem Phantombild um und schaute es lange an. Verena hätte schwören können, dass er das Bild das erste Mal sah. Sie versuchte in seinem Gesicht zu lesen. Bergkamp zog kurz die Augenbrauen zusammen, als versuchte er sich zu erinnern, wo er dieses Gesicht schon einmal gesehen hatte. Anschließend gesellte er sich zum Small Talk mit dem Polizeidirektor.

Zweiter Teil
Chicago am Rhein

»I hurt myself today
    To see if I still feel
    I focus on the pain
    The only thing that’s real«
    Hurt, Nine Inch Nails

19
     
    Hannes Bergkamp stand mit Polizeidirektor Jansen noch eine Weile an der Tür. Ein paar Journalisten unterhielten sich mit dem Pressesprecher. Früher hätten alle ihn oder Jansen belagert. In den letzten Jahren hatte sich das geändert. Nachfragen blieben meistens aus oder hatten wenig mit dem Fall zu tun. Anfangs hatte sich Bergkamp darüber gewundert, mittlerweile wusste er, dass die Journalisten ihre Texte bereits fertig hatten, bevor die PK zu Ende war. Eine nervige Ausnahme bildete Verena Talbot, aber auch die schien inzwischen gelernt zu haben. Zumindest tippte sie nach wie vor angestrengt auf ihrem Laptop herum. War sie nicht mit diesem Privatdetektiv zusammen? Das Bild des Gesuchten stand immer noch in mehr als ein Meter mal ein Meter Größe leuchtend über dem Pressetisch. Bergkamp schaute auf Verena, dann auf das Bild. War das möglich?
     
    Während sein Porträt einen Quadratmeter an der Wand des Pressesaales der Kölner Polizei füllte, saß Marius Sandmann in einem nach Papier riechenden, schmucklos kühlen Kellerraum inmitten unzähliger Regalkilometer Papier. Er hatte es Verena zu verdanken, dass er hier sein konnte, wo normalerweise niemand Fremdes Zutritt hatte. Sie hatte ihn in das Archiv ihrer Zeitung mitgenommen und dort inoffiziell ›vergessen‹, wie sie sich beim Abschied ausdrückte. Nachdem sie gegangen war, brachte Marius seine Kleidung wieder in Ordnung und saß nun konzentriert auf einem schäbigen Bürostuhl. Der grünlich schimmernde Bildschirm eines Mikrofiches spiegelte sich in seinen Brillengläsern. Seine Pupillen wanderten zügig von links nach rechts, gelegentlich schob er mit der altmodischen Rollenkonstruktion die Informationen nach oben. Der Detektiv hatte ›Siegfried Baumgart‹ in die Suchmaske eingetippt und mit Berichten aus dem Kölner Milieu gerechnet, doch war bisher nicht fündig geworden. Wenn Siggi Baumgart Teil dieses Milieus gewesen war, war er zumindest nie mit der Presse in Berührung gekommen. Am Vorabend hatte sich Marius einen Dokumentarfilm zum Thema angeschaut, ebenfalls ohne Erwähnung Baumgarts. Vermutlich war nicht jeder der damals Beteiligten an Presse und Öffentlichkeit interessiert – aus gutem Grund.
    Nach langer Suche brachte der Name ›Siegfried Baumgart‹ schließlich einen Treffer. Wäre der Artikel, um den es ging, nicht mit einem Foto ergänzt gewesen, Marius hätte auf eine Namensgleichheit gewettet. Der Mikrofiche war mit einem Drucker verbunden. Als Marius den Artikel ausdrucken wollte, fragte ihn das System nach Benutzernamen und Passwort. Da er beides nicht besaß, blickte er sich kurz um, versicherte sich, dass er allein im Raum war, und lobte in Gedanken einmal mehr den Erfinder der Handykamera. Dann fotografierte er den Artikel vom Bildschirm ab, durchforstete das System noch einmal allgemein nach Beiträgen zur Kölner Ringszene, fand nichts, was sein Interesse fesselte.
    Als er das Archiv verließ, klingelte sein Handy.
    »Hallo Marius!«, flüsterte Verena, als könnte sie belauscht werden. »Ich komme gerade aus einer Pressekonferenz der Kölner Polizei zum Mord in UKB.«
    »Gibt es Neues?« Marius ging in einen Hauseingang, um ungestört vom Straßenlärm telefonieren zu können.
    »Sie haben uns eben ein Phantombild ihres Hauptverdächtigen in die Hand gedrückt und zum Abdruck freigegeben. Man kann sagen, was man will, ein paar Sachen kann die Kölner Polizei.«
    »Zum Beispiel?«
    »Phantombilder! Sie haben dich richtig gut getroffen.«
    »Sie haben was?«
    »Sie haben ein Phantombild von Dir veröffentlicht. Die suchen dich. Du bist ihr Hauptverdächtiger.«
     
    Bergkamp hätte seine frühere Mitarbeitern Paula Wagner anrufen können, um an

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