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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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lange, um zu verstehen, was die Fotografin abgelichtet hatte. Es war der alte Kölner Straßenstrich.
    »Die Bilder zeigen eine bemerkenswerte Intimität und Nähe, finden Sie nicht?«, fragte Wallenstein. »Ein sehr weiblicher Blick. Wenn Sie sich jetzt noch vor Augen halten, dass die Fotografin damals erst achtzehn war, können Sie sich vorstellen, dass die Fotos für einiges Aufsehen sorgten.«
    Marius musste Wallenstein recht geben. Die Bilder wirkten, als sei die Fotografin mit den Fotografierten sehr vertraut gewesen. Er fragte sich allerdings, ob das wirklich an ihrem spezifisch weiblichen Blick hing oder eher daran, dass sie die Mädchen auf den Bildern vielleicht gekannt hatte. »Wie hieß die Fotografin?«
    »Sie nannte sich Kay Cash. Kein gutes Pseudonym, wenn Sie mich fragen. Damals mussten alle jungen Leute einen aufregenden Namen wählen. Mein Sohn war damals 16, färbte sich die Haare orange und nannte sich Steven Downstairs.«
    »Kay Cash?« Marius wiederholte den Namen. »Nie gehört. Was wurde aus ihr?«
    Der alte Mann lachte auf. »Nichts. Sie verschwand wieder von der Bildfläche. Wahrscheinlich hat sie eine ganz normale Ausbildung gemacht oder geheiratet und ihr Mann war gegen ihre Ambitionen. Das war nicht unüblich. Die Mädchen tobten sich ein bisschen aus, bis sie heirateten und sich brav in ihre angestammte Rolle fügten.«
    »Es gab Ausnahmen«, wagte Marius zu widersprechen.
    »Es gibt immer Ausnahmen«, antwortete Wallenstein unbeeindruckt.
    »Eigentlich ist es schade, dass diese Kay Cash keine Ausnahme darstellte. Die Bilder sind gut.«
    Der Professor nickte. »Da haben Sie allerdings recht.«
    »Vielleicht spielt die Persönlichkeit bei der Kunst doch eine größere Rolle, als Sie annehmen? Zumindest wenn es darum geht, eine Karriere in diesem Milieu zu machen.«
    »Ach«, Wallenstein machte eine abwertende Bewegung mit der gesunden Hand, »was zählt ist das, was bleibt. Wenn ausschließlich diese drei Fotos von ihr überdauern, bleiben es doch großartige Fotos, selbst wenn das Mädchen danach Kartoffeln für irgendeinen Ford-Arbeiter gekocht hat.«
    »Kam Sie aus einem solchen Milieu?«
    »Keine Ahnung! Ihr Begleiter sah eher nach Zuhälter aus. Aber wie gesagt, das war alles Inszenierung. Es passte wunderbar zu ihren Bildern.«
    »Ein Gesamtkunstwerk also!« Marius lächelte ironisch.
    »Nicht jede Inszenierung hat künstlerischen Wert, Herr Sandmann. Das sollten Sie aus meinem Proseminar zu Max Ernsts Ausstellung von 1920 noch in Erinnerung haben!«
    Ein missbilligender Blick des Professors traf den Detektiv. Marius hatte noch eine letzte Frage. »Wissen Sie, wie Kay Cash mit richtigem Namen hieß?«
    »Wenn ich mich recht entsinne, war ihr Pseudonym eine dümmliche Übersetzung ihres richtigen Namens. Also Kathrin irgendwas.«
    »Ich hatte zuerst gedacht, Sie hätte sich auf Ernsts Begleiter Theodor Baargeld bezogen. Kathrin Geld … ?«
    »Nein, nicht direkt Geld.«
    »Haben Sie mit ihr geredet?«
    »Kurz ja, für den Artikel. Als ihr Gorilla kam, war das Gespräch rasch zu Ende. Vielleicht besser für sie.« Er grinste. Ein wenig herblassend, wie Marius fand. »Man konnte nicht alles, was sie sagte, für bare Münze nehmen.« Wallenstein machte eine kurze Pause. »Münze war’s!«
    »Kathrin Münze?«
    »Nein, nein – Kathrin Münzenberg. So hieß das Mädchen. Genau: Münzenberg!«

28
     
    »Haben Sie noch eine Minute?«
    Verunsichert blickte Scharenberg Paula von der Tür aus an, ließ die Klinke los und ging die paar Schritte in den Raum zurück. Sein Lederrucksack baumelte wie eine Schultasche an seiner Schulter.
    »Wollen Sie sich nicht setzen?«
    »Ich hab’ nicht viel Zeit. Worum geht’s?«
    »Um Ihr Interesse am Fall Sperber.«
    »Was ist damit?« Daumen und Zeigefinger knoteten den Rucksackriemen.
    »Das frage ich Sie, Kommissar Scharenberg! Was interessiert Sie so sehr an diesem alten Fall, dass Sie sich hierhin versetzen lassen und sowohl den Ärger mit der Familie des Opfers als auch mit mir eingehen?«
    »Vielleicht bin ich ein wenig fanatisch, wenn es um Gerechtigkeit geht.«
    »Vielleicht«, antwortete Paula und zog ein Blatt Papier aus einem Ordner. »Sie hätten sich einfach in den Vorruhestand versetzen lassen können. Machen wir uns nichts vor: Jeder in Ihrer Abteilung wäre froh gewesen, wenn Sie gegangen wären. Stattdessen wollten Sie hierhin. In die Task Force Science . Zu den Totengräbern.«
    »Ich bin zu jung für den Ruhestand. Ich dachte, hier

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