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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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könnte ich mich nützlich machen.« Vorwurfsvoll blickte er sie an.
    Paula nickte bedächtig. »Das tun Sie«, sagte sie. Ein verlegenes Grinsen spielte um Scharenbergs Mund. »Aber ich weiß gerne, mit wem ich es zu tun habe und was er will.« Sie zog ein weiteres Blatt Papier aus dem Ordner. »Deswegen habe ich ein wenig nachgefragt.«
    »Was haben Sie da?«
    »Ihre Geburtsurkunde.«
    »Woher … « Scharenberg machte einen Schritt nach vorn, der Rucksack rutschte ihm von der Schulter und fiel zu Boden, fast wäre er über ihn gestolpert.
    »Das wollen Sie gar nicht wissen und ich habe kein Interesse daran, Ihnen Ärger zu machen. Dazu brauche ich Sie viel zu sehr. Aber ich möchte, dass Sie mir erzählen, was Sie am Fall Sperber interessiert.«
    »Wissen Sie es nicht schon?«
    »Ich denke mir meinen Teil. Ein Galerist, eine Bar im Mietshaus, eine hübsche junge Prostituierte und am Ende steht ein alter Polizist, dessen Vater angeblich unbekannt ist.«
    »Sie sind eine verdammt gute Polizistin, Frau Hauptkommissarin. Sperber war mein Vater.«
    »Er hat das nie anerkannt.«
    »Er hat sogar einen Test machen lassen.«
    »Darüber habe ich nichts gefunden.«
    »Das war der Deal. Sperber war Stammkunde meiner Mutter. Als sie schwanger wurde, war unklar, wer der Vater sein könnte. Irgendwie hatte sie Sperber im Verdacht und es ihm in einem schwachen Moment erzählt.«
    »Wollte sie ihn erpressen?«
    »Das war gar nicht nötig. Sperber war zwar zu Tode erschrocken, aber bereit, für das Kind zu zahlen. Sofern alles geheim blieb und er wirklich der Vater wäre.«
    »Deshalb der Test?«
    »Genau. Das Gutachten bestätigte den Verdacht meiner Mutter.«
    »Und Sperber hat gezahlt?«
    »Das hat er.«
    »Bis er eines Tages aufgehört hat?«
    Einen Moment dachte Scharenberg nach. Dann erkannte er, wohin Paulas Frage zielte. »Glauben Sie, wenn ich oder meine Mutter ihn auf dem Gewissen hätten, würde ich fast dreißig Jahre später noch seinen Mörder suchen? Nein, er hat gezahlt, bis ich achtzehn wurde. Danach habe ich mir Geld dazu verdient, indem ich in seiner Galerie ausgeholfen habe.«
    Paula schlug die Akte Sperber auf. »Sie standen nicht auf der Liste der Angestellten.« Sie tauschten einen Blick. »Verstehe.«
    »Es war besser für uns beide.«
    »Als Sperber umgebracht wurde … «
    »… hat die Familie die Galerie dicht gemacht, das Haus verkauft und das ganze Erbe dieses großartigen Mannes, alles, was er sich aufgebaut hat, pulverisiert. Sie konnten nicht schnell genug damit anfangen!«
    »Und Sie gingen leer aus?«
    »Darum geht es nicht. Ich hätte das Gutachten vorlegen und meinen Pflichtteil einklagen können.«
    »Warum haben Sie es nicht gemacht?«
    »Ich wollte sein Andenken nicht unnötig beschmutzen.«
    »Wie großmütig!«
    »Aber ich wollte seinen Mörder fassen!«
    »Deswegen sind Sie zur Polizei gegangen.« Paula zögerte einen Augenblick. »Wir sollten uns in unserer Arbeit nicht von unseren Gefühlen leiten lassen.«
    »Das sagt die Richtige.«

29
     
    Trotz seiner ›Verkleidung‹ zog es Marius vor, die Wohnung nicht durch die Haustür zu betreten. Stattdessen ging er durch eine Toreinfahrt in einer Nebenstraße ins Innere des gemeinsamen Häuserblocks, überkletterte eine Mauer und schlich dann weiter über das Flachdach einer im Hinterhof liegenden Gewerbehalle. Zu Hause angekommen zog er zunächst den Anzug aus. Im Badezimmerspiegel betrachtete er die Blutergüsse, deren Farbenspektrum sich um einige Gelb- und Grüntöne erweitert hatte. Mit verschiedenen Bewegungen spürte er dem Schmerz nach. Er hatte sich verändert, war nicht mehr der schneidende, unberechenbare Terror aus der Bar, sondern ein dumpfes, immerwährendes Pochen. Nur manche seiner Bewegungen ließen den Detektiv zusammenzucken. Wieder und wieder stellte er sich ihnen, bis er den Schmerz unter Kontrolle hatte. Er war immer noch da, erinnerte ihn an das Erlebte, aber er war beherrschbar. Dann begann Marius sein längst überfälliges Sportprogramm.
    Eine Stunde später stand er nachdenklich vor seinem Whiteboard. Er hatte Siegfried Baumgarts Namen in die Mitte geschrieben und einen Kreis darum gezogen. Daneben stand der Name Kathrin Münzenberg, klein unter ihm Kay Cash. Beide Namen waren mit einem Strich verbunden, unter Münzenbergs hatte er ein Fragezeichen gesetzt. Er war überzeugt, dass sie Kontakte zum Rotlichtmilieu unterhielt. Baumgart war vermutlich tatsächlich ihr Leibwächter gewesen und hatte diese Rolle nicht

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