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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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Herkunft. Wenn sie wütend war, hat sie ihm Feminismus-Vorträge gehalten! Mit 14! Die war echt irre, richtig irre!«
    Marius schaute auf die ehemalige Stiftskirche, die in das warme Licht mehrerer Strahler getaucht war. Ihre Türen waren verschlossen und wirkten abweisend. Er wusste mittlerweile um Münzenbergs aufbrausendes Temperament. Die Tochter schien genauso zu sein. Hatte der Alte seine Tochter umgebracht? Sollte er Hanno die Frage stellen?
    »Irgendwann war sie weg. Sie muss um die 18 gewesen sein, als sie von einem Tag auf den anderen verschwand und mit ihr Siggi Baumgart.«
    »Siggi und sie sind gemeinsam verschwunden?«
    »Keine Ahnung. Vermutlich.« Hanno wich aus.
    Marius versuchte es auf anderem Wege. »Welche Rolle spielte Siggi Baumgart?«
    »Ihr Vater hatte ihn als ihren Leibwächter ausgewählt. Siggi war ein Raubein, nur den Mädchen konnte er nie irgendwas. Da mussten immer andere für ihn einspringen. Ein miserabler Lude!« Hanno lachte bei der Erinnerung. »Aber ein großartiger Schläger! Der konnte eine Bar im Alleingang zerlegen. Gäste eingeschlossen! Ein Tier war der!«
    »Wieso brauchte Kathrin einen Leibwächter?«
    »Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre hat sich einiges verändert. Es kamen neue Gruppen, neue Methoden. Kurz: Es wurde rauer und Münze fürchtete, dass seine Familie mit reingezogen würde.«
    »Seine erste Frau ist tot?«
    »Liese? Ja. Die ist 89 gestorben.«
    »Woran?«
    »Krebs«, sagte der Alte und steckte sich eine Zigarette in den Mund. Marius sah das Leuchten im Halbdunkel.
    »Das klingt vielleicht bescheuert, aber wäre es möglich, dass Baumgart mehr war als Kathrins Leibwächter?«
    »Mehr? Wie meinst du das?«
    »Waren die beiden ein Paar?«
    »Hör auf!« Hanno winkte ab, die Glut der Zigarette flog durch die Luft. »Der war doch viel zu alt für das junge Ding und sie war viel zu … wie sagt man … «, er machte eine kreisende Bewegung neben der Schläfe, ehe er das richtige Wort fand, »… durchgeknallt für den. Das hätt’ nicht gut gegangen!«
    »Vielleicht ist es das nicht?«, fragte der Detektiv.
    »Nee, unvorstellbar. Der Münze hätte die beide … also Siggi jedenfalls … « Er ließ den Satz unvollendet, als täte sich eine neue Möglichkeit auf. Marius jedoch hatte die Möglichkeit bereits verworfen. Münzenberg würde nicht nach Baumgart suchen lassen, wenn er ihn selber ermordet hatte. Was mit seiner Tochter geschehen war, darüber hatte Marius allerdings noch kein Bild gewinnen können. Sein Gegenüber warf die Zigarette zu Boden und stand auf.
    »Ich hab’ schon zu viel geredet«, sagte er. Er zeigte auf Marius. »Du guckst, dass du den Siggi findest. Sonst setzt es bald wieder was.«
    Marius versuchte die Drohung zu überhören, obwohl er den Drang verspürte, sich auf den Alten zu stürzen und ihm alles heimzuzahlen, was ihn immer noch schmerzte. Er tat es nicht.
    »Kennst du jemanden, der mir mehr über Kathrin erzählen könnte?«
    Hanno überlegte. »Das Gretchen vielleicht!«
    »Wer?«
    »Das Gretchen. Eins von Münzes Mädchen. Aus irgendwelchen Gründen hatten die beiden einen Narren aneinander gefressen.«
    »Ich dachte, Münzenberg hätte seine Tochter von seinen Geschäften ferngehalten?«
    »Klar, nur heißt das nicht, dass sie sich daran gehalten hat. Die hat ihren Vater zwar immer wüst beschimpft, aber eigentlich hat sie das Milieu geliebt.«
    »Wo finde ich dieses Gretchen? Hat die einen richtigen Namen?«
    »Margarethe … «, setzte Hanno an, und Marius vollendete: »Klösgen?«
    »Kennst die ja schon.« Mit diesen Worten ließ Hanno Schmitz den Detektiv vor Sankt Gereon zurück.
     
    »Wie haben Sie mich gefunden?« Vinzenz Dietrich war mitten auf der Treppe stehen geblieben, die von Gleis 9 des Kölner Hauptbahnhofs hinunter in die zur Shopping Mall ausgebauten Quergänge führte. Seine Plastiktüte presste er an den Körper, weil ein Dutzend eiliger Fahrgäste fluchend an ihm vorbei stürmte und ihn anrempelte. Gruppen junger Leute auf dem Weg ins wochenendliche Feierabendvergnügen drängten sich an dem dünnen Mann vorbei. Marius erwartete ihn am Fuß der Treppe.
    »Schlechter Empfang, abgebrochene Gespräche, die Hintergrundgeräusche. Das alles deutete auf einen Bahnhof hin. Nur Freitagsabends sind Sie prima zu erreichen. Sie sind jemand, der sehr viel Zug fährt.«
    Vinzenz nickte. »Woher wussten Sie, in welchem Zug ich sitze?«
    »Sie verdienen Ihr Geld, indem Sie Leute auf Ihrem Monatsticket mitnehmen. Für 5

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