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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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frische Luft eines Sommertages in sich hinein. Pit hatte ihn nur kurz sentimental werden lassen. Jetzt jubelte er. Er war ein König!
     
    Noch eine Viertelstunde, nachdem Paula gegangen war, saß Magnus regungslos auf seinem Corbusier-Sessel, das Telefon ignorierend, vorsichtiges Klopfen an der Tür ließ er unbeantwortet. Er war so stolz gewesen an diesem Nachmittag! Stolz, ein seriöser Geschäftsmann geworden zu sein wie die Männer, die er nachts in der Bar bediente! Stolz, nun nicht mehr der Sohn eines Zuhälters zu sein! Stolz, gezeigt zu haben, dass man auf legalem Weg reich werden konnte.
    Er hatte sich sein eigenes Reich aufgebaut, doch sein Thron stand knietief in dem Morast, den sein Vater ihm hinterlassen hatte.
    Sein Blick fiel auf die Bilder an der Wand, Fotografinnen der 80er Jahre, wie seine Schwester eine hätte werden können, vielleicht geworden war, ohne dass er davon wusste. Immer wieder hatte er gehofft, bei einer Auktion auf ein Bild zu stoßen, das zu ihm sprach und ihm sagte, ich, Kathrin, habe das gemacht. Komm und hol mich heim.
    Er hätte ihr sagen können, dass sie ein ganz normale Familie seien und dass er ein ganz normales Geschäft aufgebaut hatte.
    Jetzt wusste er, dass immer noch nach den Regeln seines Vater gespielt wurde. Des wahren Königs.

41
     
    »Kathrin Münzenberg!« waren die ersten Worte, die Hanno Schmitz hörte, als er seine Wohnung nahe der Gereonskirche verließ. Er blickte Marius Sandmann an, der einen halben Kopf größer war als er.
    »Kenn’ ich nicht«, antwortete Hanno knapp und wollte sich an Marius vorbeidrängen. Doch der Detektiv versperrte ihm trotzig den Weg. »Junge … «, sagte der alte Zuhälter drohend.
    Marius holte das Foto hervor, dass Siggi Baumgart und Kay Cash im Kunstverein zeigten. »Das hier ist das aktuellste, was ich von Baumgart bis jetzt gefunden habe. Das Mädchen neben ihm kennst du. Sie nannte sich Kay Cash – ihr richtiger Name ist Kathrin Münzenberg – und sie ist die Tochter deines Chefs, über die niemand reden will. Das Dumme ist: Dein Chef will Baumgart, und den finde ich erst, wenn ich mehr über Kathrin erfahre. Also muss irgendeiner anfangen zu reden.«
    Marius konnte Hanno förmlich dabei zusehen, wie er über das Gesagte nachdachte. »Gehen wir ein paar Schritte«, sagte er schließlich. Der Detektiv blieb stehen.
    »Wo soll’s hingehen? Hier ist ein wunderbarer Platz zum reden.«
    »Hier ist ein Scheißplatz zum Reden. Wenn einer von den Jungs mitkriegt, dass ich mit dir hier stehe und dass du was über Kathrin weißt, kann ich mich gleich einsargen lassen. Und ich mag mein Leben. Also komm!«
    Marius ließ sich überreden. Sie gingen durch eine Seitenstraße der Friesenstraße zur alten romanischen Kirche Sankt Gereon, vor der sie sich auf eine Bank setzten. »Ich mag die alten Kirchen«, fing der Zuhälter an, »die haben was Gemütliches.« Kunsthistoriker hin oder her, Marius war nicht hier, um über Kirchenarchitektur zu plaudern. Doch Hanno ließ sich nicht beirren. »Wusstest du, dass ich in so einer Kirche das erste Mal erwischt worden bin?«
    »Was hast du getan?«
    Hanno zuckte mit den Achseln. »Das Übliche, einen Opferstock aufgebrochen.« Marius nickte. »Und anschließend den Küster zusammengeschlagen, weil er mich festhalten wollte.«
    »Wie alt warst du da?«
    »Elf.« Hanno grinste.
    Marius war sich nicht sicher, ob der Mann ihn auf den Arm nahm. »Reden wir über Kathrin Münzenberg«, schlug er vor.
    »Viel sagen kann ich dir nicht. Kathrin ist tatsächlich Helms Tochter. Sein Schätzchen, so hat er sie genannt. Ein ziemlich schräges Ding, wenn du mich fragst.« Hanno stockte kurz. »Das habe ich dir aber so nicht gesagt! Ich hab dir gar nix gesagt! Das muss klar sein!« Marius schüttelte den Kopf, Hanno fuhr fort. »Hatte bloß Flausen im Kopf und ging uns allen mit ihrem Fotoapparat auf den Keks. Das muss man sich mal vorstellen! Die Tochter vom Chef rennt durch die Bars und fotografiert alles und jeden, egal, was er tut. Irgendwann musste Münze sie rausschmeißen, weil die Leute nicht mehr kamen. Wer will schon im Puff fotografiert werden?« Fragend blickte Hanno Marius an, als erwarte er ernsthaft eine Antwort. Als die nicht kam, fuhr er fort. »Ab da haben wir sie seltener gesehen. Sie hat wohl ein anderes Betätigungsfeld für ihre Ideen gefunden.«
    »Also hatten die beiden Probleme miteinander?«
    »Ach, sie hat ihren Vater immer bis aufs Blut gereizt mit seinen Mädchen und seiner

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