Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall
Stil auf Einkaufstour war in diesen Jahren und alles gekauft hat, was sich irgendwie im Friesenviertel unter den Nagel reißen ließ!«
Von Roth grinste sehr zufrieden, als er antwortete. »Die Gerling Versicherungsgruppe existiert bereits seit einigen Jahren nicht mehr. Genauer: Seitdem wir uns zu einem neuen, größeren Konzern zusammengeschlossen haben. Lediglich als Marke lebt der Name noch fort. Das verwirrt, wenn man nicht Bescheid weiß.« Bei seinen letzten Worten sah er Scharenberg an. »Sie sitzen hier und heute in einem Büro eines neuen Konzerns. Der hat, wie ich Ihnen gerade schon gesagt habe, zu dieser Zeit keine Geschäfte in Köln getätigt.«
»Wir sollten uns nicht in juristischen Spitzfindigkeiten verlieren. Wir wissen so gut wie Sie, dass Ihr Unternehmen Rechtsnachfolger des Gerling-Konzerns ist, der ohne jeden Zweifel im Friesenviertel gekauft hat.« Frankas Stimme hatte mit jedem Wort an Schärfe gewonnen. Sie blickte von Roth direkt in die Augen. Der Mann hielt ihrem Blick nicht lange stand. »Wer hat damals die Käufe abgewickelt?«
Von Roth zögerte. Erst nach einem Seitenblick auf Lyskirchen antwortete er. »Das war ich.«
Scharenberg lachte sein künstliches Lachen. »Das ist ja unglaublich«, entfuhr es ihm.
Franka, der im ersten Moment die Kinnlade heruntergekippt war, hob die Hand und er verstummte. Ihre Konzentration galt ganz Willem von Roth. »Gut«, sagte sie, so ruhig sie konnte. »Erinnern Sie sich an die Käufe?« Von Roth wedelte mit der Hand, was Franka als ein ›Teilsteils‹ interpretierte. »Gab es Auffälligkeiten? Sind Ihnen die Verkäufer im Gedächtnis geblieben?«
Von Roth schüttelte den Kopf. »Nein, das waren ganz normale Immobiliengeschäfte. Es hatte sich im Viertel herumgesprochen, dass der Gerling kaufte und gut bezahlte.«
»Ab wann hatte es sich herumgesprochen?«
Von Roth zuckte mit den Achseln. »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Anfangs haben wir noch sehr leise aufgekauft. Wir wollten die Preise nicht unnötig in die Höhe treiben. Ab einem gewissen Zeitpunkt konnten wir es nicht mehr geheim halten.«
»Was passierte dann?«
»Was halt passiert, wenn ein finanzstarkes Unternehmen auf Einkaufstour ist. Die Leute kommen zu einem und können einem ihre Sachen nicht schnell genug verkaufen.«
»Es kamen also Leute auf Sie zu und haben Ihnen ihre Häuser angeboten?«
»So ist es.«
»Was für einen Eindruck hatten Sie von diesen Leuten?«
Von Roth hob leicht ratlos die Hände. »Schwer zu sagen. Sie wussten jedenfalls genau Bescheid, was wir zahlen würden. Vermutlich gingen diese Informationen im Viertel herum. Köln ist eine ebenso geschwätzige wie geschäftstüchtige Stadt.«
»Waren manche Verkäufer anders als andere? Was waren das überhaupt für Leute?«
»Ganz normale Leute halt. Wir überprüfen die nicht. Ich weiß nicht, ob Sie wissen, wie ein Hauskauf abläuft. Das ist ziemlich risikolos. Sie müssen allein sichergehen, dass der Mann, der Ihnen ein Haus verkaufen will, tatsächlich der Eigentümer ist.«
»Und das überprüft der Notar, der den Kaufvertrag aufsetzt«, ergänzte Lyskirchen. »Für uns war das alles Routine. Die Firma hatte die Vorgabe, zu kaufen und bis zu einem gewissen Preis wurde nicht lange verhandelt.«
Scharenberg brachte sich das erste Mal mit einer Frage in das Gespräch ein. »Es gab also keinen Grund, sich weiter mit den Verkäufern zu beschäftigen oder zu hinterfragen, woher die die Häuser hatten?«
Von Roth schüttelte den Kopf. »Die Grundbücher waren in Ordnung, die Verkäufer waren als Eigentümer eingetragen. Alles rechtens.«
Franka nahm einen Zettel aus der Innentasche ihrer Jeansjacke, faltete ihn auseinander und reichte ihn von Roth. »Wir haben hier eine Liste aller Personen, von denen Sie zur fraglichen Zeit Immobilien rund um die Friesenstraße gekauft haben. Fällt Ihnen was auf?« Von Roth nahm den Zettel, schaute darauf und reichte ihn an Lyskirchen weiter. Beide Männer schüttelten den Kopf. »Nun, ich will es Ihnen sagen: In 80 Prozent aller Fälle handelt es sich um Rotlichtgrößen. Das ist Ihnen nicht aufgefallen?«
»Sie waren doch Stammkunden in deren Etablissements«, rief Scharenberg.
»Ich muss doch sehr bitten!«, entgegnete von Roth scharf.
Lyskirchen schaute nervös auf die Liste. bevor er seinem Kollegen zur Seite sprang. »Unterstellen Sie, dass unsere Mitarbeiter Prostitution gefördert haben? Sind Sie verrückt? Dafür haben Sie keinerlei Beweise! Als Justitiar
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