Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall
Euro pro Fahrt. Deswegen die vielen grauen Scheine, mit denen Sie mich bezahlt haben. Neben den Strecken ins Ruhrgebiet und nach Frankfurt ist Köln-Du ̈ sseldorf eine der lukrativsten Strecken, die Sie anbieten können. Viele Reisende, Gelegenheitspendler, Geschäftsleute, Flughafen, Messen. Da findet sich immer jemand, der an Ihrem Angebot Interesse hat. Laut Pressestelle der Bahn ist der Zug am Freitagabend der vollste in der Woche.«
»Clever«, gab Vinzenz zu. »Was wollen Sie jetzt? Haben Sie meinen Vater gefunden?«
»Noch nicht. Ich möchte, dass Sie jemanden kennenlernen. Oder genauer: dass jemand Sie kennenlernt.«
»Jetzt sofort?«
Marius nickte und zog trotz Dämmerung eine Sonnenbrille an. In einer Bar mochte er unerkannt bleiben können, im Menschengewimmel des Hauptbahnhofs war ihm das Risiko zu groß. Vinzenz folgte ihm.
Hinter dem Bahnhof hatte der Detektiv Verenas Wagen geparkt. Es erschien ihm klüger, nicht in seinem eigenen Wagen durch die Stadt zu fahren. Im Auto nahm Marius die Sonnenbrille ab, startete und fuhr los.
»Warum Leute im Dunkeln Sonnenbrillen tragen, habe ich nie verstanden«, bemerkte Vinzenz.
»Wie Sie vielleicht mitbekommen haben, werde ich Ihretwegen wegen Mordes gesucht. Wenn mich so niemand erkennt, sehe ich gerne dämlich aus.«
Schweigend fuhren sie eine Weile. Marius achtete darauf, weder zu schnell noch zu langsam zu fahren und hielt sich akribisch an die Verkehrsregeln. Ein Polizeiwagen überholte sie auf der Nord-Süd-Fahrt, Marius starrte geradeaus, bis er an ihnen vorbei gefahren war.
»Zu wem fahren wir?«
»Das werden Sie schon sehen. Überlassen Sie einfach mir das Reden.«
»Bezahle ich Sie nicht dafür, dass Sie mir Geheimnisse enthüllen?«
»Wir sind da.« Marius parkte den Wagen direkt vor dem Laden. Vinzenz starrte durch die Fensterfront.
»Sieht geschlossen aus.«
»Im Hinterzimmer brennt noch Licht. Kommen Sie!«
Sie stiegen aus, Marius klopfte laut gegen die Eingangstür der Boutique. Es dauerte eine Weile, ehe Margarethe Klösgen vorsichtig aus dem hinteren Raum hervorlugte. Marius ging rasch von der Tür zurück, drängte Vinzenz weiter ins Dunkel. Als die Boutiquenbesitzerin an der Tür stand, trat er vor. Die Frau zuckte zurück.
»Was wollen Sie?« Ihre heisere Stimme klang dumpf durch das Fenster. Sie holte ihr tragbares Telefon hervor, das sie mit zur Tür gebracht hatte. »Ich weiß, wer Sie sind. Ich rufe die Polizei«, sagte sie und drückte die erste Taste.
»Ich würde Ihnen gerne jemanden vorstellen«, sagte der Detektiv und zog Vinzenz aus dem Schatten ins Licht, während die Frau die zweite Ziffer wählte. Sie schaute Vinzenz lange an, während ihr Zeigefinger über der Tastatur schwebte.
»Heilige Mutter Gottes!«, entfuhr es ihr. Sie ließ das Telefon sinken. »Was wollen Sie?« Ihre Augen blickten auf Vinzenz, als könnte sie nicht fassen, was Sie da sah.
»Ich würde mich gerne mit Ihnen über Kathrin Münzenberg unterhalten. Über Kathrin, Siegfried Baumgart und seinen Sohn Vinzenz.« Er deutete auf seinen Begleiter. »Mehr nicht.«
»Haben Sie Albrecht deswegen getötet?« Immer noch hielt die Frau die Tür verschlossen. Ein Spaziergänger, der seinen Hund ausführte, beobachtete die Szene vor dem Laden misstrauisch. Marius blickte ihm nach und hoffte, dass er Margarethe nicht verstanden hatte.
»Ich habe Ali Albrecht nicht getötet. Warum hätte ich das tun sollen?«
»In der Zeitung stand, es wäre ein Raubmord gewesen.«
»Halten Sie mich für so bescheuert, dass ich jemanden wie Albrecht ausraube?«
»Halten Sie die Bullen für so bescheuert, dass die über die Presse nach dem Falschen suchen?«
»Möchten Sie darauf meine ehrliche Antwort?«,
Margarethes Mundwinkel zuckte kurz, als unterdrückte sie ein Lachen. Die ehemalige Prostituierte zögerte einen Moment, bevor sie den Schlüssel umdrehte und die beiden Männer in den dunklen Laden ließ.
Sie führte sie in das beleuchtete Hinterzimmer, wo sie sich als Erstes eine Zigarette anzündete. Marius lehnte sich an einen Schreibtisch, Margarethe blieb in der Tür stehen, als misstraute sie ihren Besuchern noch immer. Vinzenz stand in der Mitte des Raumes, seine grauen Augen musterten die Ladenbesitzerin, während seine Hand mit der Plastiktüte spielte. Margarethe schaute Vinzenz ebenfalls an, hielt seinem Blick aber nicht lange stand.
»Vielleicht erzählen Sie ihr zuerst Ihre Geschichte, Vinzenz.«
»Wo soll ich anfangen?«
»Fangen Sie damit an, wo
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