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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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abgelegt.
    »Wollen Sie sie sehen?«, fragte
Brandt und sah die Kommissarin mit großen, empörten Augen an.
    Paula Wagner ignorierte die Frage.
»Und wo liegt unser Mann?«, fragte sie scheinbar ungerührt.
    Brandt knallte das Fach zu und führte
die Kommissarin in einen Nebenraum. Auf einem Metalltisch lag, ebenfalls mit einem
weißen Laken abgedeckt, ein weiterer Leichnam. Diesmal fragte Brandt nicht, ob Paula
Wagner ihn sehen wollte, sondern zog das Tuch einfach weg. Paula blickte auf den
aufgeschnittenen Corpus des jungen Anstreichers. »Was wollen Sie wissen?«
    Paula überlegte, ob sie antworten
sollte, dass sie gerne wüsste, was diese ganze Show sollte, wenn der Rechtsmediziner
ohnehin gerade an ihrer Leiche arbeitete. »Das Gleiche wie beim letzten Mal, Doktor
Brandt: War es Mord?« Brandt zögerte mit der Antwort. »Ich weiß, Sie hassen es,
Aussagen zu machen, die Sie nicht untermauern können. Sagen Sie mir einfach, was
Sie Neues herausgefunden haben.«
    »Lassen Sie es mich so sagen: Wäre
der Junge nicht im Rhein gelandet, wäre er ermordet worden.«
    Paula Wagner verstand gar nichts.
Das Einzige, was ihr einfiel war: »Häh?«
    Kurze Zeit später standen sie wieder
in Brandts Büro. Der Mediziner hatte einige Fotos ausgebreitet, dazu einige Zettel
mit den Ergebnissen verschiedener Gewebeproben in die Hand genommen.
    »Die Sache ist ganz einfach die:
Wäre Peter Kopf nicht im Rhein ertrunken, wären seine Kopfverletzungen tödlich gewesen.«
    »Also war er tot, als er in den
Rhein gestoßen …«
    »Das wissen wir noch nicht, Frau
Kommissarin.« Brandt hob bei diesem Satz tadelnd den Zeigefinger. »Er kann genauso
gut gefallen oder gesprungen sein.«
    »Gut, also lebte er, als er – wie
auch immer – im Rhein gelandet ist?«
    »Ja.«
    »Fein.«
    Volker Brandt sagte nichts.
    »Dann war es kein Mord?«
    »Was hat das eine mit dem anderen
zu tun?«
    »Du gehst mir auf die Nerven!«
    »Contenance, Frau Kommissarin, Contenance!«
    »Dass Sie Französisch können, ist
mir bisher entgangen, Herr Doktor.« Wieder dieser Blick, der töten wollte, und den
Paula Wagner mittlerweile eher amüsiert registrierte.
    »Vielleicht würden Sie mich einfach
einmal ausreden lassen. Dann würden Sie verstehen, was ich Ihnen sagen will.« Paula
Wagner machte eine auffordernde Handbewegung und Brandt setzte seine Rede fort.
»Peter Kopf ist zwar ertrunken, wäre aber andernfalls an seinen Kopfverletzungen
gestorben. Die wären in jedem Falle tödlich gewesen. Nur nicht sofort.«
    »Gut. Dann hätten wir Körperverletzung
mit Todesfolge. Offen bleibt: Ist das jetzt Mord oder nicht?«
    »Keine Ahnung, ich bin Arzt, kein
Richter.«
    »War er bewusstlos, als er im Rhein
gelandet ist?«
    »Vermutlich.«
    »Dann kann er kaum gefallen sein.
Das Ufer ist doch gesichert.«
    »Das kommt darauf an, wo er in den
Rhein gelangt ist.«
    »Können wir das feststellen?«
     
    Eine Stunde später stand Paula Wagner in einem Zollstocker Park, die
Hände gegen die Kälte in den Jackentaschen vergraben und beobachtete die Gruppe
von drei Jugendlichen bereits eine ganze Weile. Sie hockten auf dem Klettergerüst
eines Spielplatzes in der Mitte des Parks, tranken Bier, ließen ansonsten die wenigen
Spaziergänger und Mütter mit Kindern in Ruhe.
    Schließlich beschloss Paula, dass
sie genug Eindrücke von Peter Kopfs Freunden gesammelt hatte und ging schnurstracks
auf die drei zu. Sie zeigte ihnen ihren Dienstausweis und fügte hinzu, dass sie
nur ein paar Fragen zu dem Tod ihres Freundes Peter Kopf hätte. »Ihr wart mit Peter
am 11. unterwegs?«
    Ein Junge mit ausrasierten Schläfen
und einem Irokesenschnitt nickte. »Nur bis sechs Uhr abends, dann sind wir zurück
nach Hause. Ich hatte am nächsten Morgen um acht Termin.«
    »Mit deiner Bewährungshelferin?«
    Kurz sah der Junge sie an, dann
senkte er den Blick. »Ich hab bisher alle Auflagen erfüllt. Auch am Freitag. Da
war ich pünktlich.«
    »Ich weiß.« Das Gesicht ihres Gesprächspartners
hellte sich auf. »Wo wart ihr unterwegs?« Paula Wagner blickte einen der anderen
Jungen an, einen blonden Schlacks mit roter Kappe.
    »Zuerst wollten wir auf den Alter
Markt, da war es uns dann zu voll«, antwortete der.
    »Außerdem waren da nur alte Leute«,
ergänzte der dritte Junge, ein pummeliger, zu klein geratener Kerl, der bisher gar
nichts gesagt hatte, und blickte sie herausfordernd an.
    Paula ignorierte die Provokation.
»Halten wir fest, dass es euch auf dem Alter Markt nicht gefallen

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