Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)
Fremdenlegion erzählen konnte und vielleicht jemanden kannte, der mit Horst
Blender dort gedient hatte, dann war es der dicke Glatzkopf mit seiner Hakenkreuz-Tätowierung
auf dem linken Handrücken.
»Kennst du dich mit der Fremdenlegion
aus?«
»Warum sollte ich dir das sagen?«
Immerhin machte Bauernfeind die
Treffen meistens kurz, indem er rasch auf den Punkt kam. Marius zückte das Portemonnaie
und nahm zwei 20-Euro-Scheine heraus. »Weil es sich für dich lohnt.«
Der Glatzkopf nahm das Geld und
steckte es in die Hosentasche seiner schwarzen Jeans. »Komm rein«, sagte er und
schob das Tor gerade weit genug auf, dass Marius hineinschlüpfen konnte. Mit einem
misstrauischen Blick nach draußen in den ebenso zugemüllten Hinterhof schloss Bauernfeind
das Tor wieder. Unmittelbar folgte er Marius in das Innere der Halle. Marius verzichtete
darauf, sich auf das speckige Sofa oder einen der wackligen Holzstühle daneben zu
setzen. Zumal auf dem Sofa Bauernfeinds Bettzeug zusammengeknüllt die eine Seite
belegte.
»Was willst du wissen?«
»Horst Blender, der Wirt vom Treuen
Husar, hat in der Fremdenlegion gedient. Ich würde gerne mehr darüber erfahren,
wo, mit wem und ob damals irgendetwas vorgefallen ist.«
»›Zum Treuen Husar‹? Das ist die
Kneipe in der Südstadt, oder? Die, die in die Luft geflogen ist.« Marius nickte.
»Und der war in der Legion? Krass.«
»Kannst du mir helfen?«
»Ich kann mich mal umhören«, antwortete
Bauernfeind. »Kostet dich vielleicht noch eine Kleinigkeit«, schob er gierig nach.
Zur gleichen Zeit saß Paula Wagner mit Hauptkommissar Hannes Bergkamp
in ihrem Büro.
»Du warst bei Brandt in der Rechtsmedizin?«
war alles, was er zu ihrem Bericht über die Ergebnisse der Forensiker sagte. Dann
klickte er auf die Maus seines Computers. Statt Paula Wagner anzuschauen, blickte
Bergkamp auf den Bildschirm und tippte gelegentlich leise auf die Maus.
»Interessiert dich unser Fall eigentlich?«,
fragte Paula unvermittelt.
»Natürlich interessiert er mich.
Warum fragst du?«
»Weil ich zurzeit den Eindruck habe,
dass ich hier die Einzige bin, die ermittelt.«
Bergkamp unterbrach seine geheimnisvolle
Tätigkeit am Rechner und blickte sie empört an: »Das sehe ich anders.«
»Hast du denn irgendetwas über Kopfs
Freundin herausgefunden?« Paula Wagner hatte sich ergebnislos durch Dutzende Filme
auf YouTube und einigen anderen Videoportalen gekämpft, in der verrückten Hoffnung,
vielleicht Peter Kopf zu entdecken, mit einer als Krankenschwester verkleideten
Blondine im Arm. Natürlich hatte es zu keinem Ergebnis geführt, und wenn sie ehrlich
war, hatte sie sich nur mit irgendetwas beschäftigen wollen.
Bergkamp rollte demonstrativ genervt
mit den Augen. »Wie sollte ich? Du weißt selbst, dass wir nach der Nadel im Heuhaufen
suchen: eine als Krankenschwester verkleidete blonde Frau Anfang 20! Absolut aussichtslos!«
»Du hättest Kopfs Freundeskreis
noch einmal abklopfen können. Vielleicht kennt dort jemand das Mädchen.«
»Ich muss mir von dir nicht sagen
lassen, wie ich meine Arbeit zu tun habe, Paula!« Die Kommissarin schluckte ob des
ungewohnt rauen Tonfalls ihres Vorgesetzten. »Ich bin seit über 15 Jahren bei der
Kripo, ich weiß, wie ich meine Arbeit machen muss. Du scheinst das zurzeit etwas
zu vergessen. Kann das sein?«
Paula setzte gerade zu einer Erwiderung
an, als ihr Telefon klingelte. Eine junge Männerstimme meldete sich, verstört nach
ihrer ungewollt derben Begrüßung.
»Ja, … äh … Sie suchen doch das
Mädchen, das mit Peter Kopf unterwegs war«, sagte der Irokese ohne lange Umschweife.
Waren die ganzen Maßnahmen zur Resozialisierung jugendlicher Straftäter vielleicht
doch nicht für die Katz? Der sanfte Druck, den sie über seine Bewährungshelferin
ausgeübt hatte, schien seine Wirkung also nicht verfehlt zu haben.
Mit einem bösen Seitenblick zu ihrem
Chef notierte Paula die Angaben des Anrufers. Immerhin hatten sie jetzt einen Namen.
Eine halbe Stunde später saßen sie dessen Besitzerin bereits gegenüber.
Anita Frings spielte gedankenverloren mit ihren Haaren. Weder Paula
Wagner noch Hannes Bergkamp waren sich schlüssig, ob aus Nervosität oder aus Langeweile.
Immerhin war sie bereit gewesen, mit ihnen zu reden. Der Irokese hatte das Mädchen,
mit dem Peter Kopf verschwunden war, in einem Nagelstudio auf der Venloer Straße
in Ehrenfeld gesehen. Anita hatte im Übrigen wirklich sehr interessante Nägel,
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