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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)
Autoren: Stefan Keller
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ziemlich bestimmt verwies man sie vom Gelände der Moschee. Verärgert stapfte
sie davon und machte sich unverrichteter Dinge auf den Heimweg. Zu Hause angekommen,
duschte sie erst einmal ausgiebig, dann durchsuchte sie ihr Adressbuch nach Kontakten,
die ihr weiterhelfen konnten. Sie entschied sich für einen früheren Praktikumskollegen,
mit dem sie zusammen bei einer Eventagentur gearbeitet hatte – eine ihrer weniger
erfreulichen Arbeitserfahrungen. Taner war ebenfalls keine angenehme Erfahrung gewesen.
Aber Verena Talbot hatte keine Probleme damit, alte, unliebsame Kontakte aufzufrischen,
wenn sie sich davon einen Nutzen versprach. Taner war zwar überrascht, aber bereit,
sich mit ihr zu treffen.
    Also saß sie am Abend in einem Café
auf der Zülpicher Straße, das sie schon während ihrer Studienzeit nicht gemocht
hatte, und setzte sich den prüfenden Blicken des Kellners aus.
    »Journalistin bist du geworden?
Nicht schlecht!«
    Ob sich die Anerkennung auf ihre
Berufswahl oder auf ihr Aussehen bezog, das ihr Gesprächspartner ausgiebig musterte,
wusste sie nicht. Es war ihr auch egal. Sie erinnerte sich, dass Taner damals sehr
religiös auftrat – erstaunlich für jemanden, der im doch recht lockeren und freizügigen
Eventbereich arbeitete. Vorsichtig leitete sie das Gespräch nach ein wenig Small
Talk und Flirten auf ihr eigentliches Thema. Sie glaubte nicht, dass Taner, der
als Kellner eher den Eindruck eines Sonnyboys auf sie machte, verwertbare Kontakte
hatte. Vielleicht kannte er wenigstens jemanden, und tatsächlich landete sie einen
Glückstreffer, der ihr Herz höher schlagen ließ.
    »Ich kannte Ali nicht nur, ich war
sogar mit ihm befreundet, wusstest du das?«, sagte er nicht ohne Stolz in der Stimme.
Verena zeigte sich pflichtschuldigst beeindruckt.
    »Dann bist du genau der Mann, den
ich suche«, antwortete die Journalistin. »Wie war Ökçan?«
    »Schwer zu sagen, man kann in so
einen Typen nicht reinschauen. Das ist, als wäre man mit einem Serienkiller befreundet,
oder so. Irgendwie ahnt man was und am Ende ist man doch überrascht, was das für
einer war.«
    »Verstehe. War er ein Einzelgänger?«
    Der Mann im weißen Hemd pustete
demonstrativ Luft aus. »Ui, das kann man so nicht sagen. Also, schon ein wenig.«
    Aufschneider, dachte Verena, du
hast keine Ahnung von Ali Ökçan. Sie lächelte Taner weiter freundlich an. Sie gab
eine Quelle erst auf, wenn sie ihre allerletzte Frage gestellt hatte.
    »Siehst du, ich gehe davon aus,
dass Ali Teil einer größeren Gruppe gewesen ist, und ich würde gerne die anderen
Mitglieder kennenlernen.«
    »Ich weiß nicht. Ganz ehrlich? Ich
würde an deiner Stelle die Finger von der Geschichte lassen. Du bist bestimmt die
Letzte, mit der solche Leute reden würden. Wenn es sie überhaupt gibt!«
    »Du meinst, Ali hat allein gearbeitet?«
    »Eigentlich traue ich Ali ein Attentat
echt nicht zu. Aber wie ich schon sagte: Man steckt in diesen Leuten nicht drin.
Nur, wenn er tatsächlich in irgendeiner Gruppe war, dann warten die bestimmt nicht
auf eine blonde, deutsche Journalistin.«

11
    Das Gespräch gestaltete sich schwierig. Marius Sandmanns Französisch
war miserabel, das Englisch seines Gesprächspartners in Paris ebenso. Nach 20 ergebnislosen
Minuten beendete der Privatdetektiv das Gespräch und absolvierte eine weitere kleine
Sporteinheit, die sein ehemaliger Chef immer als Sandmann-Fledermaus bezeichnet
hatte. Mit geübten, geschmeidigen Bewegungen schnallte er die Füße von der Trainingsstange,
die im Türrahmen hing und rollte sich auf den Boden ab. Danach legte er das Headset
beiseite und klappte den Laptop hoch. Die folgenden drei Stunden verbrachte er mit
einer Internetreise durch die verschiedensten Militär-und Fremdenlegionsforen und
hinterließ in denen, die ihm vielversprechend erschienen, Suchanfragen nach alten
Kameraden Horst Blenders.
    Anschließend verließ er das Büro,
um ein paar Ecken weiter an die grüne, alte Tür einer leeren kleinen Fabrikhalle
zu klopfen. Nach kurzem Warten hörte er von innen schwere Schritte und ein Glatzkopf
steckte seinen massigen Schädel durch einen schmalen Spalt in der Tür.
    »Was willst du, Sandmann?«
    Sven Bauernfeind war beileibe kein
Freund. Um genau zu sein, schätzte Marius den Nazi und Militaria-Sammler in keiner
Weise und er hätte auf den Besuch in dessen mit Waffen, Uniformen und militärischem
Schrott vollgemüllter Halle gerne verzichtet. Doch wenn ihm jemand in Köln etwas
über die
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